Google sieht sich als Umweltschutz-Vorbild

Trotz Kohlendioxidemissionen von 1,46 Millionen Tonnen im Jahr 2010 sieht sich Google als Green-IT-Vorbild, weil Cloud-Dienste beim Energiesparen helfen. Der Suchmaschinenkonzern betreibt effiziente Rechenzentren und investiert seit Jahren in Ökostrom.

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Im Jahr 2010 hat die Firma Google insgesamt rund 2,26 Millionen Megawattstunden an elektrischer Energie umgesetzt und – inklusive anderer Energieformen – etwa 1,46 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen verursacht. Google betreibt besonders effiziente Rechenzentren und investiert seit Jahren in Ökostrom; 2010 kam bereits ein Viertel der elektrischen Energie von umgerechnet 2,26 Milliarden kWh aus kohlendioxidneutralen Quellen wie Laufwasser-, Wind- und Sonnenkraftwerken.

Den Löwenanteil der Energie schlucken bei Google erwartungsgemäß die Rechenzentren: Inklusive des in den Büros verbrauchten Stroms entfallen darauf gut 84 Prozent der gesamten CO2-Emissionen. Weitere 14 Prozent tragen indirekte Emissionen bei, etwa Geschäftsreisen der Google-Mitarbeiter und deren tägliche Anreise in ihre jeweiligen Büros oder die Produktion der Server-Hardware. Unter 2 Prozent der eigenen Kohlendioxidemissionen setzt Google an für das Heizen von Bürogebäuden oder die StreetView-Fahrzeuge und sonstige Aktivitäten.

Cloud-Dienste arbeiten vergleichsweise effizient, sofern man die Netze als gegeben annimmt.

(Bild: Google)

Trotz des gewaltigen Energiebedarfs – umgerechnet entsprechen 2,26 Terawattstunden etwa 0,37 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland von 604 TWh oder laut Google 0,01 Prozent des weltweit 2010 produzierten Stroms – sieht sich Google als Green-IT-Vorreiter. Das Unternehmen rechnet vor, dass das Versenden einer (Wein-)Flaschenpost ungefähr soviel CO2-Emissionen verursachen würde wie die einjährige Nutzung von Google Mail. Dabei kalkuliert Google einerseits den Aufwand für die Produktion der Flasche und des Weins sowie deren Transport in gefülltem Zustand sowie andererseits die durchschnittliche Google-Mail-Nutzung mit einem Laptop, der 30 Watt Leistung aufnimmt.

Google Mail ist energetisch demnach auch sehr viel effizienter als der Betrieb eines eigenen Mail-Servers, wie der Anbieter an anderer Stelle vorrechnet. Und noch andere Vergleiche sind interessant: Produktion, Verpackung und Versand einer einzigen DVD verursachen angeblich 3 kg an CO2-Ausstoß, wofür man mit besagtem Notebook drei Tage lang YouTube schauen könnte. Allerdings lässt Google bei all diesen Vergleichen den Betrieb der weltweiten Kommunikationsnetze außer acht, zählt also nur den Energiebedarf der eigenen Rechenzentren sowie den Bedarf der Nutzer. Die können auch etwas tun: Ein Notebook ist sparsamer als ein Desktop-PC, ein Tablet oder Smartphone wiederum sparsamer als ein Notebook.

Am Ende der langen Rechnungen sieht sich Google als "Zero-Footprint"-Emittent – ja, die Nutzung der Cloud-Dienste spare sogar Energie und somit Emissionen. Hier könnte sich nun eine Diskussion anschließen, ob das gewaltige Angebot an werbefinanzierten Diensten nicht erst Bedarf schafft, der sonst gar nicht befriedigt werden müsste. Google jedenfalls will immer grüner werden: 2012 sollen schon mehr als 35 Prozent der elektrischen Energie aus erneuerbaren Quellen stammen. Dämmung der Bürogebäude und weitere Maßnahmen, darunter Anreize zu umweltschonender Fahrt ins Büro, etwa per Shuttlebus oder Fahrrad, sollen den Energiebedarf weiter mindern. Auch die Rechenzentren optimiert Google ständig.

Mit einer weiteren konkreten Zahl will Google eine seit Jahren kursierende Fehlinformation korrigieren: Für die Beantwortung von 100 durchschnittlichen Suchanfragen benötigen die Suchmaschinen mit 0,03 kWh (30 Wattstunden) ungefähr soviel Energie wie der Betrieb des erwähnten 30-Watt-Notebooks für eine Stunde oder wie eine 60-Watt-Glühlampe in einer halben Stunde. Anders ausgedrückt: Zur Beantwortung einer Suchanfrage braucht die Google-Technik im Mittel etwa 1 Kilojoule, also 1000 Wattsekunden. Dieser Wert bleibt seit Jahren ungefähr gleich, weil zwar die Google-Server sparsamer werden, aber gleichzeitig der Suchindex wächst. Vor vier Jahren wurde das Gerücht in die Welt gesetzt, dass eine einzige Google-Suchanfrage 11 Wattstunden verschlingen würde – diese Angabe liegt also ungefähr um den Faktor 37 zu hoch.

Google gilt als der größte Serverbetreiber der Welt, veröffentlicht aber die genaue Zahl seiner Maschinen nicht. Man schätzt, dass Google mit 900.000 bis 1 Million Geräten rund 3 Prozent aller weltweiten Server betreibt. Der Energiebedarf von Rechenzentren wächst ständig, wenn auch weniger schnell als vor einigen Jahren geschätzt. Andererseits meldet etwa der Energieversorger Mainova nach Angaben von FAZ.net, dass in Frankfurt schon jetzt ein Fünftel der elektrischen Energie in Rechenzentren fließt. (ciw)