Studie: Organisierte Internetkriminalität nimmt rapide zu

Das organisierte Verbrechen habe sich schnell an die neue, technisierte Welt angepasst, resümiert eine Studie des Antiviren-Spezialisten McAfee. Körperliche Gewalt werde gegen hoch entwickelte, unsichtbare Waffen wie Bot-Netze eingetauscht.

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Eine Studie, die der Antiviren-Spezialist McAfee in Auftrag gegeben hat, zeigt eine "deutliche Weiterentwicklung der Internetkriminalität". Dabei vollziehe sich ein Trend weg vom "isolierten Computerhacker" und hin zu einer organisierten "Cybermafia", geht aus dem Virtual Criminology Report hervor, der vom Computerkriminologen Peter Troxler von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) mit Unterstützung von Behörden in Großbritannien, Frankreich und Deutschland sowie den Niederlanden, Spanien und Italien erstellt wurde.

Das organisierte Verbrechen habe sich schnell an die neue, technisierte Welt angepasst. Körperliche Gewalt werde gegen hoch entwickelte, unsichtbare Waffen wie Bot-Netze eingetauscht und für Angriffe auf Unternehmen und zu deren Erpressung genutzt. Nach dem explosionsartigen Anstieg so genannter Phishing-Angriffe im vergangenen Jahr deute alles darauf hin, dass der Einsatz von Bot-Netzen durch das organisierte Verbrechen zunehmen wird. Vor zwei Jahren stellte McAfee monatlich etwa 300 neue potenzielle Bedrohungen fest. Mittlerweile sei diese Zahl auf 900 bis 1000 angestiegen. Dabei handele es sich überwiegend um neue Bot-Netze.

Bot-Netze würden an den Höchstbietenden vermietet und organisierte Kriminelle nutzten sie als Hilfsmittel, um Unternehmen um Schutzgeld zu erpressen. Ein Beispiel sei Peter White, bekannt unter dem Pseudonym "iss", der einen Bot für 28.000 US-Dollar pro Monat zur Verwendung für Schutzgelderpressungen offerierte. Diese Bots seien bereits ab 100 britische Pfund pro Stunde zu haben. McAfee geht davon aus, dass die Zahl der Bots um etwa 25 pro Tag zunimmt. Es würden etwa eine Million PCs unsichtbar für kriminelle Zwecke genutzt.

In Russland zählte das Innenministerium im Jahr 2003 über 7000 Fälle von Internetkriminalität, fast doppelt so viele wie 2002 (3782). Im Jahr 2004 stieg diese Zahl erneut stark an und lag bereits im ersten Halbjahr bei 4995 gemeldeten Straftaten. Der Bericht zeigt außerdem, dass zunehmend Kinder für die Durchführung von Online-Angriffen eingespannt werden. "IT-Söldner" wie Einzelhacker und Entwickler von einfachen Viren, so genannte "Script Kiddies", würden beschäftigt, um bösartigen Code für Phishing-, Kreditkarten- und Erpressungsmaschen zu schreiben.

Internetverbrechen spiegelten dabei traditionelle kriminelle Aktivitäten wider: Über schätzungsweise 70 Prozent der bösartigen Programme würden Vermögensdelikte begangen. Auch entwickele sich der Online-Betrug mit Aktienkursen zu einer zunehmend beliebten Methode. Kriminelle würden billig Aktien eines Unternehmens kaufen und verbreiteten über das Internet falsche Geschäftsinformationen, um den Kurs nach oben zu treiben (Pumping), um dann die Aktien zu diesem überhöhten Preis zu verkaufen. (anw)