Forscher untersuchen Google und Co.

Es herrscht Einigkeit, dass Suchmaschinen eine immer bedeutendere Rolle in der Medienlandschaft spielen. Der Workshop "The Rising Power of Search Engines on the Internet" zeigte aber, dass Suchmaschinen-Forschung noch in den Kinderschuhen steckt.

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Dass Suchmaschinen – allen voran der Platzhirsch Google – eine immer bedeutendere Rolle in der Medienlandschaft spielen, darüber herrscht weitgehende Einigkeit. Für Marcel Machill, Professor für Journalistik an den Universitäten Dortmund und Leipzig, nehmen sie mehr und mehr die Rolle von Gatekeepern ein, also die der Wächter über den täglichen Informationsstrom.

Um so verwunderlicher ist es, wie wenig Forschung zu den Suchdiensten existiert. Als Plattform für den interdisziplinären Austausch hat Machill gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) einen Workshop mit dem Titel "The Rising Power of Search Engines on the Internet" veranstaltet. 25 Wissenschaftler aus den Fachrichtungen Medien-, Wirtschaftswissenschaften, Jura und Informatik trafen sich in der Berliner FES-Dependance, um ihre Ergebnisse vorzustellen.

Einigen Beiträgen war anzumerken, dass die Suchmaschinenforschung in vielen Disziplinen noch in den Kinderschuhen steckt. So wies zum Beispiel Theo Röhle von der Universität Hamburg in seinem Beitrag darauf hin, dass die Suchmaschinen-Macht in der Medientheorie bereits thematisiert werde, ein befriedigendes theoretisches Modell für diese Macht bislang nicht existiert. Das bislang häufig verwendete Modell des Gatekeepers findet er in vielerlei Hinsicht nicht befriedigend (Paper als PDF-Datei).

Susan Keith von der Rutgers State University setzte sich in ihrer Arbeit mit der Klage der Nachrichtenagentur AFP gegen Google auseinander. AFP hatte Google verklagt, weil Google auf seiner Nachrichtenseite Überschriften, Texte und Bilder ohne Genehmigung übernommen habe. Google hatte daraufhin AFP-Inhalte entfernt. AFP erhält seine Klage aber aufrecht, um Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Laut Keith zeigt der Fall, dass man auch beim amerikanischen Online-Recht erst am Anfang stehe. Er berühre eine Reihe von grundlegenden Themen des Internet-Rechts, etwa das Online-Copyright oder Hyperlinking, für die man in den 90er Jahren versäumt habe, Rechtssicherheit herzustellen. Schlüsselverfahren sind seinerzeit außerhalb des Gerichts beigelegt oder ähnlich gelagerte Fälle von verschiedenen Gerichten unterschiedlich bewertet worden.

Spyware-Bekämpfer Ben Edelman von der Harvard University präsentierte interessante Ergebnisse einer Studie zum Thema Sicherheit von Suchmaschinen. Er hat automatisiert hunderttausende Ergebnisseiten von Suchmaschinen für populäre Suchbegriffe daraufhin untersucht, ob sie den Benutzer auf gefährliche Seiten lenken – Seiten, die zum Beispiel Dialer installieren oder unerwünschte Änderungen am PC vornehmen. Die Ergebnisse sind alarmierend: Beim Thema "digitale Musik" führte jeder fünfte Link zu einer solchen Site.

Machill will auf der Homepage der Veranstaltung eine Plattform zum Austausch schaffen und Ergebnisse aus der Suchmaschinenforschung veröffentlichen. Der Workshop wird heute mit einer öffentlichen Konferenz fortgesetzt (Programm als PDF-Datei). (jo)