Silikon und Sprengstoff: Übersetzungsfehler in Jobs-Biografie

Der Bundesverband der Dolmetscher weist auf peinliche Fehler in der Übersetzung des Buch-Bestsellers über das Leben des Apple-Gründers hin.

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Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) in Sachsen hat auf Fehler in der deutschen Fassung des Buch-Bestsellers über das Leben des Apple-Gründers Steve Jobs hingewiesen. Durch die Verteilung der Arbeit auf sechs Übersetzer und große Eile sei es wohl zu mehr als einem peinlichen Fauxpas gekommen: Aus Silizium wurde zum Beispiel Silikon, aus einem Silvesterknaller gar Sprengstoff, heißt es in einer Pressemitteilung (PDF) des Verbands.

So stehen im ersten Kapitel die Sätze: „Für Steve Jobs beginnt der Aufstieg zum strahlenden Olymp der Erfinder mit dem Bericht über zwei Elternpaare und die Kindheit in einem Tal, das gerade lernte, wie man Silikon in Gold verwandelt“. Gemeint ist jedoch nicht das "Silicone Valley" in der Nähe Los Angeles, wo die Pornofilm-Industrie stark vertreten ist, sondern das "Silicon Valley" bei San Francisco. Der Pressesprecher des BDÜ Sachsen, Alexander Heyne, sagt dazu: "Das englische silicon (Silizium) und der deutsche Begriff Silikon sind sogenannte 'falsche Freunde', auf die man schon im Übersetzerstudium hingewiesen wird. Kein halbwegs versierter technischer Übersetzer würde darüber stolpern."

Weiter heißt es in der deutschen Erstausgabe: "Einmal brachten wir unter dem Stuhl unserer Lehrerin Mrs. Thurman Sprengstoff an. Das hat sie wirklich fertiggemacht." Im Original schrieb Autor Walter Isaacson: "One time we set off an explosive under the chair of our teacher, Mrs. Thurman. We gave her a nervous twitch." Bei dem "Sprengstoff" dürfte es sich wohl um einen einfachen Knallkörper gehandelt haben, so Heyne, und das Auftauchen von Jobs und seinem Mitschüler habe die Lehrerin vermutlich jedes Mal zusammenzucken lassen, aber sie nicht "fertiggemacht".

Das mit einer deutschen Startauflage von 250.000 Stück von Anbeginn stark nachgefragte Werk über den kurz zuvor verstorbenen Apple-Gründer sei in der deutschen Fassung geprägt von Bandwurmsätzen, abgehacktem Stil und vielen Passagen mit wörtlichen Übersetzungen. "Übersetzen ist weit mehr als der Wortaustausch von einer Sprache in die andere", so Heyne. Einige der Fehler, etwa der Silikon-Silizium-Schnitzer, seien in der zweiten Auflage der Biografie bereits behoben. (jes)