Schmaler Gewinn für Amazon.com

Zwar konnte der Online-Einzelhändler im vergangenen Quartal seinen Umsatz gegenüber dem zweiten Quartal 2005 steigern, die Analysten hatten aber einen höheren Gewinn erwartet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 78 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Der US-amerikanische Online-Einzelhändler Amazon.com verzeichnete im vergangenen Quartal gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres einen Umsatzzuwachs und einen Gewinnrückgang. Der Umsatz sei angetrieben worden durch niedrigere Preise und die Option für die Kunden, sich die Waren ohne Porto zuschicken zu lassen, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. Der operative Gewinn sei dagegen durch eine juristische Auseinandersetzung mit dem Spielzeuganbieter Toysrus.com um 20 Millionen US-Dollar geschmälert worden. Zudem habe Amazon.com in neue Technik und Inhalte investiert.

Unterm Strich blieb ein Nettogewinn von 22 Millionen US-Dollar (17,3 Millionen Euro) gegenüber 52 Millionen vor einem Jahr. Mit dem Gewinn von 5 Cent je Aktie blieb Amazon.com unter den Erwartungen der Analysten. Der Umsatz kletterte um 22 Prozent auf 2,14 Milliarden US-Dollar (1,69 Milliarden Euro). Das Unternehmen war vor drei Monaten von einem Umsatz zwischen 2,03 Milliarden und 2,18 Milliarden US-Dollar ausgegangen.

Bei den Rechtsstreitigkeiten mit Toysrus.com geht es um eine Klage des Spielzeugherstellers vom Mai 2004 wegen Vertragsbruchs. Amazon.com soll unzulässigerweise auch konkurrierendes Spielzeug angeboten haben. Im Juni 2004 antwortete Amazon.com mit einer Gegenklage. Im März 2006 habe der Superior Court von New Jersey den Vertrag mit Toysrus.com beendet, teilt Amazon.com nun mit, ohne einer der beiden Parteien Schadensersatz zuzuerkennen. Im vergangenen Quartal habe Amazon.com noch für Toysrus.com Geschäfte abgewickelt, der Spielzeughersteller fechte aber die dafür ausstehenden Entgelte an. Toysrus.com geht davon aus, den Rechtsstreit für sich entschieden zu haben.

In diesem Monat hat Amazon.com seinen eigenen Spielzeug- und Baby-Shop eröffnet und bereits seit Mai in den USA auch Lebensmittel im Angebot. Bei Amazon.de sind neuerdings auch Sport- und Freizeitprodukte zu haben. Gerüchte um einen Videodownload-Service wollte das Unternehmen laut der Finanznachrichtenagentur Bloomberg nicht bestätigen.

In Kanada und den USA erwirtschaftete der Einzelhändler 1,16 Milliarden US-Dollar Umsatz, 21 Prozent mehr als im zweiten Quartal 2005. In Großbritannien, Deutschland, Japan, Frankreich und China kamen 982 Millionen US-Dollar zusammen und damit 24 Prozent mehr als vor einem Jahr. Mit Elektronik- und anderen Waren außer Büchern, DVDs und CDs erzielte Amazon.com 624 Millionen US-Dollar Umsatz bei einem Wachstum von 37 Prozent. Der Anteil dieser Warengruppe am Gesamtumsatz stieg um 3 Prozentpunkte auf 29 Prozent.

Für das laufende dritte Quartal geht Amazon.com von einem Umsatz zwischen 2,17 Milliarden und 2,33 Milliarden US-Dollar aus. Der operative Gewinn werde um bis zu 87 Prozent zurückggehen. Die Amazon.com-Aktie rutschte nachbörslich auf 30,30 US-Dollar, nachdem sie zum Ende des Handels an der New Yorker Börse gestern mit 33,59 US-Dollar 72 Cent im Minus schloss.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Amazon in US-Dollar

Quartal Umsatz Gewinn/
Verlust
1/00 574 Mio. -308,4 Mio.
2/00 577,9 Mio. -317,18 Mio.
3/00 638 Mio. -240,5 Mio.
4/00 972,4 Mio. -545,1 Mio.
1/01 700 Mio. -234 Mio.
2/01 668 Mio. -168,4 Mio.
3/01 639 Mio. -170 Mio.
4/01 1.120 Mio. 5,09 Mio.
1/02 874,4 Mio. -23,2 Mio.
2/02 806 Mio. -93,6 Mio.
3/02 851 Mio. -35,1 Mio.
4/02 1.400 Mio. 2,6 Mio.
1/03 1.080 Mio. -10,0 Mio.
2/03 1.100 Mio. -43,0 Mio.
3/03 1.130 Mio. 15,6 Mio.
4/03 1.945 Mio. 73,6 Mio.
1/04 1.530 Mio. 111,0 Mio.
2/04 1.390 Mio. 76,0 Mio.
3/04 1.460 Mio. 54,1 Mio.
4/04 2.541 Mio. 346,7 Mio.
1/05 1.900 Mio. 78,0 Mio.
2/05 1.750 Mio. 52 Mio.
3/05 1.860 Mio. 30 Mio.
4/05 2.977 Mio. 199 Mio.
1/06 2.280 Mio. 51 Mio.
2/06 2.139 Mio. 22 Mio.