Kanada öffnet Telekom-Markt ein bisschen

Die kanadische Regierung will ausländischen Investoren in Zukunft mehr Möglichkeiten im Mobilfunkmarkt einräumen. Ob sich das sehr niedrige Wettbewerbsniveau dadurch steigern lässt bleibt jedoch fraglich.

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In Kanada sollen laut Plänen der Regierung ausländische Investoren zukünftig Telekommunikationsanbieter besitzen und kontrollieren dürfen. Bisher müssen diese von Kanadiern geleitet werden und zu mindestens 52,4 Prozent kanadische Eigentümer haben. Das hat es neuen Anbietern zum Beispiel schwer gemacht, Kapital für die Errichtung von eigenen Netzen aufzutreiben. Die Regierung des zweitgrößten Landes der Welt möchte das bestehende Verbot nun lockern – aber nur ein bisschen: Denn der Marktanteil des jeweiligen Unternehmens darf auch in Zukunft zehn Prozent nicht überschreiten.

Damit bleiben die großen Netzbetreiber weiterhin fest in kanadischer Hand. Sollte ein kleiner Anbieter über die Zehn-Prozent-Schwelle hinaus wachsen, dürfen Fremde weiterhin beteiligt bleiben. Bei Wachstum durch eine Übernahme gilt das hingegen nicht, die internationalen Investoren müssten sich dann zurückziehen. Der kleine Mobilfunker Wind wäre 2011 fast vom Markt ausgeschlossen worden, weil er überwiegend von ausländischen Kreditgebern abhängig ist.

Teilhaber der etablierten Netzbetreiber sind sowohl die großen kanadischen Investoren als auch die klassischen Festnetzbetreiber, die sich beide nicht selbst Konkurrenz machen wollen. Entsprechend gering ist das Wettbewerbsniveau in dem Land. Die Mobilfunk-Tarife gehören zu den höchsten weltweit und die Regierung bezeichnet einen Preisrückgang von gerade einmal 10 Prozent seit 2008 bereits als Erfolg. So kommen auf 100 Einwohner nur zirka 70 Handys. Das ist für eine entwickelte Volkswirtschaft auffallend wenig und liegt sogar unter dem weltweiten Schnitt. In Deutschland ist der Wert etwa doppelt so hoch.

2008 wurde ein Frequenzspektrum versteigert, aber noch haben nicht alle neuen Anbieter den Betrieb aufgenommen. Wegen geringer Kapitalausstattung begrenzen die Neueinsteiger ihre Netze zunächst oft auf ausgewählte Städte und hoffen jetzt, internationale Investoren gewinnen zu können. Deren Interesse hängt aber stark von den Erfolgsaussichten ab, die wiederum an der Ausstattung mit Frequenzrechten hängen.

Dazu hat die Regierung am Donnerstag einen umstrittenen Plan präsentiert: In etwa einem Jahr soll eine Versteigerung von Frequenzen im 700-MHz-Band 3,5 Milliarden kanadische Dollar (2,7 Milliarden Euro) einbringen. Zur Auktion kommen drei Blöcke zu 2×6 MHz und zwei zu 2×5 MHz. Einer dieser fünf Blöcke ist für kleine Anbieter reserviert. Die anderen jüngeren Netze dürften leer ausgehen und laufen daher Gefahr, wieder vom Markt zu verschwinden. Aber auch für den Gewinner sind 2×6 MHz wenig. Wind, mit 425.000 Kunden größter Neueinsteiger, droht bereits mit einem Boykott der Frequenzauktion. Es sei schwer, Geldgeber zu finden, denn für ein LTE-Netz seien mindestens 10 MHz Frequenzspektrum erforderlich. (jub)