"iPad 4G" in Australien: Apple will Rücknahme anbieten

Als Reaktion auf eine Beschwerde der australischen Verbraucherbehörde will Apple eine Rücknahme des Gerätes anbieten, falls iPad-Käufer sich durch den Verweis auf 4G-Netze getäuscht fühlen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 135 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Apple will australische Käufer des "iPad mit WiFi + 4G" per E-Mail kontaktieren und darauf hinweisen, dass das Gerät nicht "kompatibel zu den bestehenden australischen 4G-LTE- und WiMax-Netzen" ist. Zudem will der iPad-Hersteller die Rücknahme des Tablets anbieten, wenn der Kunde sich durch die Produktbezeichnung getäuscht sieht und das Gerät vor dem 28. März erworben hat. Dies hat Apple laut einem Bericht der australischen Tageszeitung Herald Sun mit der Verbraucherbehörde ACCC nach einer ersten Anhörung vor dem Bundesgericht in Melbourne vereinbart.

Auch in den hauseigenen australischen Retail-Stores und bei iPad-Händlern will Apple angeblich deutlich auf die Inkompatibilität der dritten iPad-Generation mit australischen LTE-Netzen hinweisen – auf einigen iPad-Packungen klebte aber offenbar schon am Tag des Verkaufsstarts ein entsprechender Hinweis.

LTE-Warnhinweis auf australischem iPad with WiFi + 4G

(Bild: iFixit )

Die ACCC hatte Apple nach eigener Angabe bereits vor dem Verkaufsstart der dritten iPad-Generation darauf hingewiesen, dass die Produktbezeichnung und Bewerbung des Gerätes auf dem australischen Markt irreführend sei – am vergangenen Dienstag hatte die Verbraucherhörde schließlich juristische Schritte angekündigt. Die Gerichtsverhandlung soll Anfang Mai beginnen, falls Apple und die ACCC vorher zu keiner Einigung in dem Streitfall gelangen.

Das Ziel der Verbraucherbehörde sei, dass Apple das Produkt nicht mehr als "iPad with WiFi + 4G" vermarktet, erklärte ein ACCC-Anwalt laut dem Wall Street Journal. Apples Anwalt argumentierte laut der Herald Sun dahingegen, dass bestimmte schnelle Mobilfunknetze in Australien nach "internationalen Definitionen" unter die Bezeichnung "4G" fallen müssten.

US-Netzbetreiber vermarkten ihre HSPA+-Netze schon länger unter dem Begriff "4G", obwohl nach Definition der Standardisierungs-Organisationen ITU und 3GPP HSPA+ noch als "3,5G" läuft und erst LTE dann ein Mobilfunknetz der vierten Generation "4G" ist.

Mit dem Update auf iOS 5.1 zeigt auch das iPhone 4S sowie die dritte iPad-Generation in der Statusleiste "4G" statt wie zuvor "3G" an, wenn es sich im HSPA+-Netz von AT&T bewegt. In den HSPA+-Netzen anderer Netzbereiber verbleibt die Anzeige derzeit weiter bei "3G". Bewegt sich ein iPad in einem kompatiblen nordamerikanischen LTE-Netz, so zeigt die iOS-Statusleiste "LTE" an. Mit den Frequenzen von deutschen LTE-Netzen ist das iPad nicht kompatibel – dies bestätigte der Hersteller erst kurz nach Start der Vorbestellungsmöglichkeit.

Update: Schwedische Verbraucherschützer ziehen nach einem Bericht des WSJ-Blogs Tech Europe ebenfalls eine Untersuchung der iPad-Vermarktung in Betracht. Es stelle sich die Frage, ob Apples Marketingmaterialien klar genug machen, dass das iPad 4G-Netze nur in den USA und Kanada unterstützt, erklärte ein Anwalt der Behörde.

Update 2: Der dänische Verbraucherombudsmann erwägt ebenfalls eine Untersuchung des "4G"-Marketings. Außerdem soll sich die britische Advertising Standards Authority für den Fall interessieren, hat aber noch kein Prüfverfahren eingeleitet. (lbe)