sex.com: Domain-Dieb erklärt sich für mittellos

Der wegen illegaler Aneignung der attraktiven Domain zu 65 Millionen US-Dollar Schadensersatz verurteilte Stephen M. Cohen erklärte vor Gericht, bei ihm sei nichts zu holen.

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Das bereits Jahre währende Schauspiel um die einschlägige Domain "sex.com" geht weiter. Der 58-jährige Stephen Michael Cohen, der die Domain 1995 ihrem rechtmäßigen Besitzer Gary Kremen mit gefälschten Unterlagen entrissen hatte, hat sich bei einem Gerichtstermin am gestrigen Montag für mittellos erklärt. Cohen sieht sich mit Schadensersatzforderungen von inzwischen über 80 Millionen US-Dollar konfrontiert, Verfahrenskosten und Zinsen eingerechnet.

Erst Ende des Jahres 2000 und nach einem langwierigen Rechtsstreit war die Domain wieder in Kremens Besitz übergegangen. Cohen wurde zu 65 Millionen US-Dollar Schadensersatz verurteilt und setzte sich anschließend nach Mexiko ab. Seit seiner Verhaftung im Oktober 2005 und der Auslieferung an die USA saß Cohen 14 Monate im Gefängnis. Ende 2006 wurde er auf freien Fuß gesetzt, um seinen Besitz zu ordnen und die Vollstreckung des Urteils zu ermöglichen. Bei ihm sei nichts zu holen, gab er am Montag vor Gericht an und legte entsprechende Dokumente vor.

Der Richter wies Cohen an, mit Kremen und seinen Anwälten zu kooperieren. Die Kläger wollen den Domain-Betrüger im Laufe der Woche erneut befragen und hoffen weiter, Hinweise auf bisher unentdeckte Konten zu finden. Cohens Anwalt Steve Teish hatte gegenüber dem US-Magazin Metro vor dem Termin erklärt, bei seinem Klienten sei nichts zu holen. Die hohe Schadensersatzsumme sei auf Basis reiner Spekulationen zustande gekommen. Teish nannte das Urteil einen "Witz". Es gebe keine Beweise, dass Cohen irgendwelche Besitztümer habe. Anderen Medienberichten zufolge soll sich Cohen am Montag selbst vor Gericht vertreten haben.

So bleibt weiter unklar, wie viel Geld Cohen in der Zwischenzeit mit einem unter der Adresse eingerichteten Porno-Portal verdient hat – und ob davon noch etwas vorhanden ist. Schätzungen gehen von Umsätzen zwischen 50.000 und 500.000 US-Dollar monatlich aus. Bevor die großen Suchmaschinen ihre Dominanz als ordnende Kraft im Netz voll entfaltet hatten, war die einfache Adresse erster Anlaufpunkt für viele neugierige Netzbürger. Cohens Portal bewarb zahlreiche Porno-Websites; für jeden vermittelten Surfer erhielt er von den Anbietern eine Provision. Kremer hat die Domain inzwischen für 14 Millionen US-Dollar verkauft. (vbr)