Neue US-Urheberrechtsabgaben bedrohen Existenz vieler Webcaster

Eine Vervielfachung der US-amerikanischen Urheberrechtsabgaben für Musik-Streaming sorgt für Aufregung unter Webcastern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 115 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Insbesondere kleinere US.amerikanische Webcaster sehen sich durch eine aktuelle Entscheidung des Copyright Royalty Boards (CRB) in ihrer Existenz bedroht. Noch ist das hundert Seiten dicke Dokument nicht formell veröffentlicht, doch die Eckdaten sind schon bekannt. Radiosender, die ihr Programm zusätzlich im Internet verbreiten, werden ebenfalls zur Kasse gebeten. "Die neuen Gebühren bedeuten den Tod des Webcasting – wenn sie kommen", stellt Radioio-Gründer Michael Roe fest: "Es wird sicher Berufungen geben."

Auf den ersten Blick sieht es nach einer Erhöhung der Gebühren auf mehr als das 2,5-fache aus – was auch für große Anbieter schmerzhaft sein dürfte, weil ein Anstieg der Einnahmen pro Zuhörer unwahrscheinlich ist. Für kleine Anbieter bedeutet der Wegfall einer Sonderbestimmung jedoch eine mehr als Hundertfache Steigerung der Abgaben. Auch die Prozentregelung für Abo-Dienste gibt es nicht mehr. "Das sind total vernichtende Nachrichten für kommerzielle Webcaster, insbesondere kleine Anbieter", so Roe.

Bis 2005 mussten große Webcaster 0,0726 US-Cent pro Lied und Zuhörer oder 1,17 Cent pro Sendestunde bezahlen. Für 2006 wurden rückwirkend 0,08 Cent pro Musikstück und Zuhörer festgelegt. Der Satz wird jährlich erhöht und erreicht in drei Jahren 0,19 Cent. Diese Beträge müssen auch Webcaster mit geringeren Umsätzen entrichten. Lediglich nichtkommerzielle Streamer, die durchschnittlich weniger als 218 Hörer haben, kommen mit einer Pauschalgebühr von 500 Dollar (rund 380 Euro) pro Jahr und "Channel" davon. Da es keine Definition des Begriffs "Channel" gibt, sind Anbieter personalisierter Streams verunsichert.

Webcaster, die bestimmte Umsatzgrenzen nicht überschritten (2003: 500.000 Dollar, 2004 mit anderer Berechnung 1,25 Millionen Dollar), profitierten bis 2005 von einem separaten Abkommen. Sie mussten 8 Prozent ihrer Einnahmen oder 5 Prozent ihrer Ausgaben abliefern, wobei jeweils der höhere Wert zur Anwendung kam. Diese Regeln wurden ersatzlos gestrichen. "Wenn man das nachrechnet, ist die neue Rate von 0,08 Cent um mehrere hundert Male höher", meint Roe. Er rechnet damit, dass viele US-Anbieter schließen müssen. Einige könnten auch ins Ausland abwandern.

Das CBR folgt mit seiner Entscheidung im Wesentlichen den Anträgen der Verwertungsgesellschaft Sound Exchange. Abgelehnt wurde allerdings deren Forderung nach einem Zuschlag für drahtlose Übertragungen. (Daniel AJ Sokolov) / (ciw)