EU-Rat verabschiedet Fahrplan für Digitalisierungsoffensive

Die Kulturminister der Mitgliedsstaaten haben sich auf einen Zeitplan für die nächsten drei Jahre geeinigt, wie das kulturelle Erbe weiter digitalisiert und die Online-Bibliothek Europeana ausgebaut werden soll.

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Die Kulturminister der EU-Mitgliedsstaaten haben sich bei ihrem Treffen in Brüssel auf einen Zeitplan (PDF-Datei) zur weiteren Digitalisierung des kulturellen Erbes und den Ausbau der Online-Bibliothek Europeana für die nächsten drei Jahre geeinigt. Bis Ende 2012 sollen die EU-Länder demnach ihre einschlägigen Ziele fundieren und ihre Bemühungen verstärken. Im Jahr darauf sieht die Agenda vor, dass Standards für die Auswahl zu digitalisierender Werke und zu ihrer Online-Präsentation entwickelt werden. Die Nutzung sei interoperabel zu halten und müsse eine Überführung von Inhalten in andere Formate erlauben.

Einen Schwerpunkt setzt der EU-Rat auf den Schutz gemeinfreier Werke. Materialien, die sich bereits in der "Public Domain" befinden, sollten auch nach der Digitalisierung frei verfügbar bleiben, heißt es in dem Beschluss. Entsprechende technische Standards müssten die Voraussetzungen zur bestmöglichen Wiederverwendung entsprechender Werke mit sich bringen. Außen vor bleiben sollten daher "aufdringliche Wasserzeichen" oder andere Schutzmaßnahmen, die die Nutzbarkeit einschränken könnten. Für vergriffene oder verwaiste Werke seien rechtliche Lösungen zu treffen. Generell müssten die Urheberrechte natürlich beachtet werden.

Im Gegensatz zu Empfehlungen der EU-Kommission raten die Minister zu öffentlich-privaten Partnerschaften zwischen kulturellen Einrichtungen und Wirtschaftsunternehmen, um die Herausforderungen beim Digitalisieren der Kulturgüter zu stemmen. Zur Kofinanzierung sollten europäische Strukturfonds in Anspruch genommen werden. Optimierungsmöglichkeiten bestünden zudem bei grenzüberschreitenden Kooperationen und beim Nutzen von Skalierungseffekten zum Erhöhen von Digitalisierungskapazitäten.

Der Rat drängt weiter im Einklang mit einer Entschließung des EU-Parlaments darauf, eine möglichst große Auswahl an bedeutenden Werken und Objekten einschließlich spezieller Meisterstücke aus den Mitgliedsstaaten rasch über die Europeana zugänglich zu machen. Auch dafür seien die abschließenden Fahrpläne bis Ende des Jahres vorzulegen. Auf nationaler Ebene sollten dafür spezielle Sammel- und Bearbeitungszentren eingerichtet werden. Zu achten sei auf die weite und freie Nutzbarkeit von Metadaten, die unter anderem für "innovative Applikationen" angewendet werden könnten.

Um die Langzeitverfügbarkeit der digitalen Materialien zu gewährleisten, möchte der Rat ein gesondertes Rahmenwerk verabschiedet wissen. Darin eingebettet werden müssten Bedingungen für mehrfache Kopiervorgänge oder die Migration in neue Formate. Auch hierfür seien klare Metadatensätze und dauerhafte Identifikationsmerkmale erforderlich. Generell sei es wichtig, die Digitalisierungsbemühungen und die Europeana stärker in der Öffentlichkeit bekannt und aus der Online-Bibliothek einen nutzerfreundlichen, vielsprachigen Zugangspunkt mit klaren Verwaltungsstrukturen zu machen. Die Europeana-Stiftung hat derweil für Anfang Juni zu einem Programmierwettbewerb unter dem Aufhänger "Hack4Europe" nach Berlin geladen. In diesem Rahmen sollen Apps entwickelt werden, um ein größeres kreatives Potenzial rund um die Nutzung digitalisierter Kulturobjekte freizusetzen. (axk)