Schnäppchen-Site Groupon verringert Verluste

Der wegen Bilanzproblemen, enttäuschter Anleger-Hoffnungen und nicht immer günstiger Deals in die Kritik geratene Rabattgutschein-Händler weist erstmals einen operativen Gewinn aus.

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Zum ersten Mal seit seinem Börsengang hat Groupon einen Betriebsgewinn erzielt. Im ersten Quartal des Jahres erreichte der Rabattgutschein-Anbieter einen operativen Gewinn von 39,6 Millionen Dollar (30,8 Mio. Euro). Nach Abzug von Zinsen, Steuern und anderen Belastungen blieb ein Verlust von 11,7 Millionen Dollar (9,1 Mio. Euro). Bei den veröffentlichten Zahlen fällt ein deutlicher Rückgang der Werbeausgaben auf.

Im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres haben sich die Geschäftszahlen verbessert. Damals war noch ein Betriebsverlust von 117 Millionen Dollar und ein Gesamtverlust von 146 Millionen Dollar verbucht worden. Auch der Umsatz ist kräftig gewachsen. Zahlten Groupon-Abnehmer vor einem Jahr noch 688 Millonen Dollar ein, waren es dieses Mal schon 1,35 Milliarden. Nach Abzug der an die Händler weitergereichten Beträge und erwarteter Rückerstattungen blieben damals 296 Millionen als Umsatz, in dem nun berichtete Quartal aber schon 559 Millionen (434 Mio. Euro). Davon entfallen 321 Millionen Dollar auf das vergleichsweise schneller wachsende Geschäft außerhalb Nordamerikas.

Ende März zählte Groupon 36,9 Millionen aktive Kunden, ein Zuwachs von 140 Prozent gegenüber einem Jahr zuvor. Zum gleichen Stichtag verfügte das Unternehmen über Barreserven von 1,16 Milliarden Dollar (902 Mio. Euro). Im ersten Quartal 2012 nahmen erstmals mehr als 100.000 Händler die Dienste von Groupon in Anspruch, mehr als die Hälfte von ihnen hatte das bereits früher getan.

Der Aktienkurs hatte am Montag bereits vor Bekanntgabe der Zahlen deutlich zugelegt und setzte den Aufwärtstrend auch im nachbörslichen Handel fort. Medienberichten zufolge mussten sich Short Seller, die auf fallende Kurse spekuliert hatten, mit Anteilsscheinen eindecken. Insgesamt sprang der Preis am Montag von 10,22 auf 13,84 Dollar. Beim Börsengang Anfang November betrug der Ausgabepreis 20 Dollar.

Groupon war in letzter Zeit heftig unter Beschuss geraten: Nicht nur kritisierten etwa Verbraucherschützer immer wieder, dass die vermeintlichen guten Deals über die Rabattaktionen bei Groupon oftmals gar nicht so gut seien, auch die Investoren und die Aufsichtsbehörden warfen ein Auge auf den Rabattgutschein-Händler. So hatte Groupon wegen schlampig geführter Bücher seine Geschäftsberichte mehrfach korrigieren müssen. Auch der Börsengang enttäuschte die Hoffnungen vieler Anleger: Dem kurzen Höhenflug folgte der rasante Absturz unter den Aktien-Ausgabepreis. In den letzten Tagen war Groupon in Deutschland zudem wieder einmal durch seltsame Deals aufgefallen. So bot der Händler auf seiner Site erneut Doktor-Titel zum Kauf für 29 Dollar an, im aktuellen Fall handelte es sich um parapsychologische Ehrendoktortitel der "Miami Life Development Church & Institute". Diese ist schon länger als Titelhändler bekannt. (jk)