Google-Studie: Soziale Netzwerke sind keine Zeitverschwendung im Beruf

Laut einer Umfrage schätzen sich berufliche Social-Media-Nutzer als erfolgreich, zufrieden und produktiv ein.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 69 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Google tritt mit einer neuen Studie der vielfach verbreiteten Ansicht entgegen, dass soziale Netzwerke vor allem im Beruf Zeitkiller sind und Mitarbeiter von eigentlich wichtigeren Tätigkeiten abhalten. Für die Studie befragte das britische Marktforschungsinstituts Millward Brown 2700 Beschäftigte von Firmen quer durch alle Branche in sieben westeuropäischen Ländern, die während der Arbeitszeit beruflich Zugang zu sozialen Netzwerken im Büro haben.

Social-Media-Nutzer schätzten sich als erfolgreich, zufrieden und produktiv ein. "79 Prozent der User wurden kürzlich befördert", brachte Thomas Deneke von Millward Brown Deutschland am Dienstag ein Beispiel bei der Präsentation der Untersuchung (PDF-Datei) in Berlin. 63 Prozent erwarteten einen solchen Karrieresprung in Bälde. Bei Nichtnutzern lägen die Vergleichsquoten bei 54 und 33 Prozent.

"66 Prozent der Befragten glauben, dass Unternehmen, die Social Tools anwenden, es leichter haben werden, die besten Talente anzuziehen und zu halten", führte Deneke weiter aus. Zu 42 Prozent würden die Online-Werkzeuge besonders häufig genutzt für die Informations- und Expertensuche. 36 Prozent setzten sie für die Verbesserung von Kooperation und Wissensaustausch ein, 30 Prozent für die Erweiterung persönlicher Netzwerke. Noch relativ wenig kämen soziale Medien bei der Teambildung zum Tragen.

Die stärksten Nutzer stellten jüngere Mitarbeiter in vergleichsweise hohen Positionen dar, erläuterte Deneke. Es handle sich um interne wie externe Netzwerker, die einen "anderen, für die Firma offenbar wertvolleren Typus" darstellten. Fast ein Drittel aller Teilnehmer verwende fast täglich externe soziale Medien, 87 Prozent mehr oder weniger häufig. 63 Prozent bezeichneten sich als "Enthusiasten", wobei deren Anteil in Deutschland am geringsten sei. In Ländern wie Spanien und Italien, die zu den Problemkindern der Eurozone zählen, sei der Anteil der euphorischen Nutzer mit einem Dreiviertel der Teilnehmer am größten. Auch Briten und Schweden stellten hier einen recht hohen Anteil. Abgefragt worden sei die Inanspruchnahme von "Diensten wie Google+, Facebook und LinkedIn" sowie deren Geschäftsanwendungen. "Unternehmen müssen heute andere Strategien verfolgen, um erfolgreich zu bleiben", fasste der Marktanalyst die Ergebnisse zusammen.

Tobias Arns, Bereichsleiter Social Media & Mobile beim Bitkom, bestätigte anhand einer eigenen Umfrage des Hightech-Verbands, dass es sich bei der Nutzung sozialer Netzwerke im Firmenbereich nicht um eine "L'art pour l'art" handle. Vielmehr gehe es vor allem um die Steigerung der Bekanntheit der eigenen Marke, die Kundenakquise und die Beziehungspflege. Deutschland befinde sich dabei mit einer 47-prozentigen Anwendungsquote im Unternehmenssektor "zwischen Euphorie und Skepsis". Social Media habe "zu einer unheimlichen, positiven Beschleunigung bei uns im Betrieb geführt", berichtete Alexander Ellendt vom Dienstleister und Berater Vogelsänger Film. Bei Kunden habe sich gezeigt, dass damit das "Wir-Gefühl" wachse. Das Klassendenken an "die da oben" baue sich dagegen ab. (jo)