Mozilla malträtiert Microsoft mit Milliardenklage

Karteireiter könnten Microsofts Webbrowser Internet Explorer 7 zum Verhängnis werden.

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Die Mozilla Foundation hat Microsoft verklagt. Sie fordert wegen angeblich missbräuchlicher Nutzung eines patentrechtlich geschützten Prinzips der Technik "Tabbed Browsing" vor dem Bundesgericht in Mountain View, Kalifornien, einen Auslieferungsstopp für den Internet Explorer 7 ab dem heutigen Sonntag sowie 1,4 Milliarden US-Dollar Schadensersatz. Das Geld will Mozilla teilweise selbst für die Verbesserung und Weiterverbreitung von Software wie Thunderbird und Firefox verwenden. Der weitaus größere Teil ist für andere Projekte der Open-Source-Gemeinde vorgesehen, teilt Mozilla mit.

Microsofts Web-Browser Internet Explorer ist in der aktuellen Version 7 serienmäßig mit Tabbed Browsing ausgestattet. Bei dieser zunächst unter anderem im norwegischen Browser Opera, später auch von Netscape , Safari und schließlich dem Firefox-Vorgänger Mozilla angewandten Technik werden mehrere Webseiten in einer Browser-Instanz in verschiedenen Fenstern dargestellt. Die Fenster können unter anderem über Karteireiter per Maus angesteuert werden.

Just dieses von Robert Russel entwickelte Ordnungsprinzip wurde im November 1922 beim US-amerikanischen Patentamt unter der Nummer 1,435,664 als schützenswert anerkannt. Russels Patent ging 70 Jahre später in dem Patent 5,160,296 von Solomon Katz auf. Dieser ist der Vater eines Opera-Entwicklers, der vor vier Jahren in die Mozilla-Entwicklergemeinde überwechselte und das geerbte Patent mitbrachte. Zwischen Opera und Mozilla existieren Vereinbarungen zur Nutzung des Prinzips, aber nicht mit Microsoft.

Aus dem Hause des Softwarekonzerns heißt es, man wolle sich mit allen Mitteln gegen die Schadensersatzansprüche und das geforderte Auslieferungsverbot für den Internet Explorer 7 wehren. Es müsse geklärt werden, ob die Implementierung des Patents im Computerbereich überhaupt zulässig sei. Zudem bestehe der Verdacht der "Prior Art", zumal bereits im Jahr 1994 ein Webbrowser namens InternetWorks über Registerkarten verfügt habe. Aus eingeweihten Kreisen berichten aber Medien, in einer Redmonder Schublade liege bereits ein Notplan. Falls sich Mozilla vor Gericht durchsetzt, sei die Herausgabe eines Internet Explorer NT denkbar. "NT" für "non tabbed". (anw)