Chinesische CPU auch außerhalb Chinas erhältlich [Update]

ST Microelectronics wird den Loongson-Prozessor fertigen und vertreiben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 228 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Benjamin Benz

St Microelectronics fertigt und vertreibt den China-Prozessor Loongson.

ST Microelectronics ist eine Kooperation mit dem Institute of Computing Technology (ICT) der Chinese Academy of Science eingegangen. Für die nächsten fünf Jahre wird ST Microelectronics den China-Prozessor namens Loongson produzieren und außerhalb von China vertreiben.

Beziehungen zwischen ST und dem ICT bestehen seit 2004 im Rahmen der France-China Technology Cooperation (CTIOB). Das ICT steuert die Prozessorarchitektur bei, ST stellt Fertigungs-Know-how und -kapazitäten sowie Vertriebsstrukturen zur Verfügung.

Entwickelt wurde der Prozessor unter dem Namen Godson für preiswerte Laptops. Er ist nicht x86-kompatibel, sondern verwendet eine superskalare 64-Bit-Architektur, die zum MIPS64-Befehlssatz kompatibel ist. Daher wird auf Loongson-Geräten (vorerst) kein Windows XP oder Vista laufen. Linux unterstützt hingegen die MIPS-Architektur.

Als ersten Prozessor will ST den Loongson 2E, bei dem es sich wohl um einen umbenannten Godson 2E handelt, auf den Markt bringen. Der Loongson 2E arbeitet mit einer Taktfrequenz von bis zu 1 GHz und kann sich nach einem Paper des ICT mit einem Pentium 4 (bei 1,4 GHz) messen. Die chinesische Firma Lemote hat bereits einen Mini-PC mit Loongson 2E gebaut, der im Moment wohl aber nur (chinesischen) Programmierern zur Verfügung steht.

Die offizielle Loongson-Homepage ist zwar seit gestern online, aber – bis auf einen Insider-Witz – nur auf Chinesisch zugänglich. Hier helfen jedoch Übersetzungsdienste wie die Google Sprachtools oder Altavistas Babelfish aus. Auf der Loongson-Homepage wird der Prozessor als "Dragon Core" bezeichnet. Dort wird auch erklärt, dass das "2E" für Dragon Core 2 mit Enhancements steht. Das Product Center bietet auch Evaluationsboards und ein paar technische Details zum Prozessor an. In der Download-Sektion gibt es auch einen Godson-Simulator.

Update

ST Microelectronics hat extra für die Partnerschaft mit dem ICT eine MIPS64-Lizenz von MIPS erworben. Ob das bedeutet, dass das Loongson alias Godson alias Dragon Core bisher ohne eine solche entwickelt wurde, ist unklar. Das ICT steht zumindest nicht auf der Liste der Lizenznehmer. Jedenfalls erklärte John Bourgoin der CEO von MIPS, man sei erfreut, dass ST dem "Exclusive Network of Architectural Licensees" beigetreten sei.

Zum Thema China-Prozessor siehe auch:

(bbe)