Microsoft: Kampfansage an Apple, VMware & Co.

Mit Windows 8 will Microsoft Apple nichts mehr kampflos überlassen. Die neue Virtualisierungsplattform Server 2012 tritt mit dem gleichen Anspruch gegen VMware an.

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Von
  • Matthias Parbel

„Wir waren etwas spät dran, aber jetzt gewinnen wir kontinuierlich gegen VMware.“ Kevin Turner, COO, Microsoft.

Windows 8 steht vor der Tür – nach Aussage von Microsoft-CEO Steve Ballmer soll mit diesem Betriebssystem eine vollkommen neue Ära beginnen. Privatkunden wie auch gewerblichen Nutzern verspricht der Hersteller unter der Metro-Oberfläche eine einheitliche Betriebssystemplattform über sämtliche Endgeräte hinweg, vom Smartphone über Tablets und Notebooks bis zum PC. Für Windows XP naht unterdessen das endgültige Aus: Zum 15-jährigen Jubiläum dieses Betriebssystems im April 2014 wird Microsoft sämtliche Unterstützung einstellen, wie COO Kevin Turner im Rahmen der diesjährigen Partnerkonferenz (WPC) mit Nachdruck verkündete.

Mit Windows 8 und auch Windows Phone 8 bringt sich Microsoft in Stellung gegen den Konkurrenten Apple. Die Entwicklung des eigenen Tablets Surface rechtfertigt Ballmer unter anderem mit dem Verweis, dass die langjährigen großen Hardware-OEM-Partner wie Hewlett-Packard, Dell, Acer & Co. zuletzt die Innovationskraft hätten vermissen lassen, die notwendig sei, um Apple vor allem im umkämpften Consumer-Markt Paroli bieten zu können. Denn mit dem MacBook Air und nicht zuletzt dem iPad hat Apple gleich in zwei Produktkategorien Maßstäbe gesetzt und maßgeblich Marktanteile gewonnen. Noch vor 5 Jahren wurden rund 40 Mal mehr Windows-Systeme als Apple-Geräte verkauft – dank iPhone und iPad schrumpfte das Verhältnis zuletzt auf nur noch 2:1, wie der Branchendienst Asymco ausgerechnet hat. Dieser Entwicklung will Microsoft-Boss Ballmer nun entschieden entgegentreten: „Wir möchten unmissverständlich klarmachen, dass wir Apple keinerlei freien Raum mehr lassen werden“, verkündete er am 9. Juli 2012 vor gut 17.000 Vertriebspartnern in Toronto.

Ob Microsoft in diesem Kampf neben dem Surface-Tablet auch noch mit einem eigenen Smartphone auftrumpfen werde, ließ Ballmer offen. Mit Nokia und HTC habe man „starke Partner“ im Handy-Geschäft. Zudem hatte Microsoft schon 2010 den Versuch mit den damals von Sharp produzierten Social-Network-Handys Kin in den Smartphone-Markt einsteigen zu wollen, erfolglos beenden müssen. Mit dem für den Herbst erwarteten Windows Phone 8 werden allerdings die Karten in Sachen Smartphone-Hardware neu gemischt, denn das neue OS wird auf keinem der bisher verfügbaren Geräte funktionieren. Für Windows-Phone-7-Smartphones kommt allenfalls ein Upgrade auf die Version 7.8 in Frage. Neben Nokia und HTC hat auch Samsung angekündigt Smartphones mit Windows Phone 8 anbieten zu wollen – noch unklar sind die Pläne von Acer, LG, Dell oder ZTE, die bisher ebenfalls Windows-Geräte im Portfolio hatten. Vor diesem Hintergrund könnte sich Microsoft durchaus „genötigt sehen“, mit einem eigenen Smartphone aktiv zu werden. Zumal die wichtigen Partner HTC und Samsung auch auf die Konkurrenzplattform Android von Google setzen.

In einer weiteren Arena tritt Microsoft im Kampf um die Vorherrschaft bei der Virtualisierung gegen den – „noch amtierenden“ – Marktführer VMware an. Laut IDC lag VMwares ESX-Server im ersten Quartal 2012 mit einem Anteil von 52,4 Prozent weiter deutlich vor Microsofts Hyper-V mit 26,6 Prozent. Die jüngste Entwicklung – der Vergleich mit dem Vorjahresquartal – sowie der Vergleich der vergangenen vier Jahre spreche aber deutlich für Microsoft, erklärte COO Kevin Turner. Denn VMwares Marktanteil sei in den ersten drei Monaten des Jahres erstmals geringer ausgefallen als in der Vergleichsperiode 2011 (53,6 Prozent). Über die zurückliegenden 48 Monate gerechnet, habe Microsoft zudem den Marktanteil um 26,6 Prozent steigern können, während VMware lediglich um 15,8 Prozent gewachsen sei, ergänzte Turner: „Wir waren etwas spät dran, aber jetzt gewinnen wir kontinuierlich gegen VMware.“

Im Vorteil sieht der Microsoft-Manager die eigene Virtualisierungsplattform nicht nur beim Vergleich der Spezifikationen, sondern auch beim Preis: „Wir unterbieten VMware bei den Kosten um 30 Prozent“, unterstrich Turner. Mit Blick auf wichtige Funktionen schlage „Windows Server 2012 RC Hyper-V“ sowohl VMwares „ESXi 5.0“ wie auch „vSphere 5.0 Enterprise Plus“ in vielen Punkten um das Doppelte – beispielsweise hinsichtlich der Zahl der virtuellen CPUs (64), der aktiven VMs (1024) und des maximalen Arbeitsspeichers pro Host (4 TByte). Die Größe einer virtuellen Disk kann bei Microsofts Hyper-V auf bis zu 64 TByte (VHDX) ausgedehnt werden, während VMware bisher höchstens 2 TByte (VMDK) zulässt. Damit biete Microsofts neue Server-Version, in Kombination mit der Management-Plattform SystemCenter 2012, die optimale Basis für Rechenzentren zum Aufbau von Cloud-Infrastrukturen, erklärte Turner: „Und das gilt gleichermaßen für die Private, die Public oder die Hybrid Cloud.“ (map)