Weiter Streit um Vergabe österreichischer Zifferndomains

Die österreichische Domainverwaltung Nic.at muss sich wegen der Unregelmäßigkeiten beim Start der Zifferndomains heftige Kritik der Registrare anhören.

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Von
  • Monika Ermert

Österreichische Registrare wollen Unregelmäßigkeiten beim Start der Zifferndomains nicht auf sich beruhen lassen. Die Verwaltung der österreichischen Länderdomains Nic.at hatte gestern mit sofortiger Wirkung einen Mitarbeiter entlassen, der sich bei Vergabestart selbst attraktive Domains gesichert hatte. Das sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings müssten alle über den Mitarbeiter registrierten Domains neu vergeben werden, forderte auch Martin Fischer, Sprecher des Nic.at Roundtables für Registrare.

Nic.at-Geschäftsführer Richard Wein hatte mit Blick auf die Domains, die der entlassene Mitarbeiter für Dritte registriert hatte, auf das damit entstandene Vertragsverhältnis der Nic.at mit den jeweiligen Kunden und ein "juristisches Problem" verwiesen. Zudem seien diese Namen nicht so gefragt gewesen. Fischer bezeichnete das gegenüber heise online als wenig konsequent. "Während des Starts der Zifferndomains wurden bereits vergebene Adressen auch ein zweites Mal vergeben. Kunden bekamen damit teilweise auch erst einen Hinweis, das sie die Domain haben und anschließend wurde gesagt, dass es wegen technischer Probleme doch nicht geklappt hat."

Am 19. September um 17 Uhr hatte die Nic.at die Registrierungsschlangen für die ab 13 Uhr eingestellten Domainaufträge erneut abgearbeitet. Dabei kamen laut Fischer auch ablehnende Meldungen für bereits am Vortag registrierte Domains. Dies und der Umstand, dass neben dem entlassenen Nic.at-Mitarbeiter auch ein weiterer Registrar die Zifferndomains für ein ganzes "Nummernkonzept" durchgebracht habe, macht verschiedene Registrare misstrauisch.

Wein wies erneut alle Manipulationsvorwürfe entschieden zurück. Er räumte ein, dass einige Registrierungen am Tag des Registrierstarts nachträglich widerrufen worden waren. Allerdings sei dies praktisch sofort erfolgt und nicht erst nach Tagen. Dass die notwendige Freischaltung für den "Mitarbeiter-Registrar" nicht verhindert worden sei, sei schlicht damit zu erklären, dass man nicht alle 170 Anmeldungen für den Zifferndomainstart im Detail überprüft habe. Heute um 13 Uhr startete eine Untersuchung der gesamten Daten zum Start durch einen von Wein bestimmten Registrar und einen Gerichtssachverständigen. Sie sollen auch die Timestamps der Registrierdaten genauer prüfen.

Als Besänftigungsstrategie bezeichnete Fischer diese Schritte der Nic.at. Er kritisiert, dass die Nic.at grundsätzlich Regeln zu lax handhabe. So habe die Registry selbst etwa für die Enum-Tochter enum.at die Zifferndomain 164.at registriert, obwohl vorher festgelegt worden war, dass lediglich Registrare Zifferndomains registrieren können. Direktkunden sollen erst ab 25. September ins Geschäft einsteigen können. Die mangelnde Trennung zwischen Registry und Registrar bei der Nic.at ist manchen Registraren ebenfalls ein Dorn im Auge. Die Registry macht angesichts kleiner Preisunterschiede zwischen Direktregistrierung und Reseller-Preis das Geschäft für die at-Registrare weniger attraktiv. (Monika Ermert) / (vbr)