Huawei arbeitet mit britischer Regierung zusammen

Der chinesische Netzausrüster will mit dem britischen Nachrichtendienst GCHQ kooperieren und so Zweifel an der Sicherheit seiner Hardware ausräumen. Huawei und ZTE stoßen bei ihrem Expansionskurs auf Widerstände im Westen.

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Der chinesische Netzausrüster Huawei arbeitet einem Bericht zufolge in Großbritannien mit Sicherheitsbehörden zusammen, um mögliche Bedenken der Regierung gegen den Einsatz der chinesischen Hardware auszuräumen. Ein Team von Experten arbeite eng mit dem für Kommunikationsinfrastrukturen zuständigen Nachrichtendienst Government Communications Headquarters (GCHQ) zusammen, berichtet das Wirtschaftsmagazin The Economist. Die Experten, darunter ehemalige GCHQ-Mitarbeiter, sollen die Hardware des Ausrüsters vor dem Einsatz durch britische Netzbetreiber wie BT auf Herz und Nieren prüfen.

Damit will Huawei der Skepsis begegnen, die dem expandierenden Unternehmen in westlichen Ländern entgegengebracht wird. Schlagzeilen wie "Der lange Arm des chinesischen Geheimdienstes" schaffen nicht gerade Vertrauen, wenn es um kritische Infrastrukturen geht. Die Regierungen haben Angst vor geheimen Backdoors, die ihnen die Chinesen unterjubeln könnten. In Australien wurde Huawei von Aufbau eines nationalen Breitbandnetzes ausgeschlossen. Auch in den USA blieben Bemühungen, die Sorgen der Politiker zu zerstreuen, bisher fruchtlos.

Als Rückschlag für diese Bemühungen darf das denkbar schlechte Zeugnis gelten, das zwei deutsche Sicherheitsexperten dem Unternehmen auf der Hacker-Konferenz Defcon Ende Juli in Las Vegas ausgestellt haben. In den auf kleine und mittlere Firmen zugeschnittenen Routern AR18 und AR28 des Herstellers fanden die Experten der Berliner Recurity Labs etliche Schwachstellen. Darüber hinaus attestieren sie Huawei organisatorische Mängel: fehlender Kontakt für Sicherheitsfragen, keine Security-Advisories und intransparente Firmware-Updates. Das Fazit der Experten: Huawei habe so gut wie alles falsch gemacht, was man falsch machen kann.

Vor allem die nachlässige Programmierung der Software öffnet Angreifern Tür und Tor. Der harte Preiskampf wirke sich auf die Code-Qualität und damit "vor allem auf die Sicherheit" aus, sagt Felix Lindner von Recurity Labs, der die Huawei-Router untersucht hat. "Cisco und Nokia Siemens Networks sind nicht gerade berühmt für ihre Software-Sicherheit, aber Huawei sieht, soweit wir das bis jetzt sehen, noch um einiges schlechter aus", erklärt der Sicherheitsexperte. "Backdoors braucht man da nicht mehr."

Doch lösen nicht nur Sicherheitsfragen und die immer wieder kolportierte Nähe des Konzerns zu Staat und Armee im Westen Unbehagen aus. Ebenso bedrohlich muss die starke Konkurrenz für einheimische Ausrüster wie Ericsson oder Nokia Siemens wirken. Huawei ist damit bereits ins Visier der EU-Kommission geraten. Die Brüsseler Kartellwächter vermuten, der chinesische Ausrüster könne dank finanzieller Unterstützung seiner Regierung den Markt mit Dumpingpreisen aufrollen. Huawei und die chinesische Regierung weisen die Vorwürfe zurück.

Tatsächlich ist Huawei auf Expansionskurs in Europa, den auch der bisherige Marktführer Ericsson zu spüren bekommen hat. Im ersten Halbjahr 2012 erzielten die Chinesen einen Umsatz von 102,7 Milliarden Yuan (13 Milliarden Euro) und zogen damit erstmals knapp an Ericsson vorbei. Die Schweden hingegen erlitten im zweiten Quartal einen Gewinneinbruch und mussten für das erste Halbjahr einen Umsatz von 106,3 Milliarden Kronen (12,7 Milliarden Euro) ausweisen.

Angesichts dieses Trends passen die Negativschlagzeilen über Huawei der Konkurrenz ganz gut in den Kram, bemerkt The Economist. Ein Ausschluss von Huawei oder ZTE zugunsten westlicher Ausrüster wie Cisco, Ericsson, Nokia-Siemens oder Alcatel-Lucent gefalle vielleicht hiesigen Anbietern und Politikern, sei aber keine Sicherheitsgarantie. Denn die Branche verschweige gerne ihr "schmutziges kleines Geheimnis": Nahezu alle ließen ihre Hardware in China fertigen. (vbr)