Kanadische Songwriter schlagen Filesharing-Pauschale für Internetnutzer vor

Über eine Urheberrechtsabgabe von fünf kanadischen Dollar pro Internetanschluss und Monat soll der private Tausch von urheberrechtlich geschützten Werken auch über P2P-Netzwerke legalisiert werden. Noch ist der Plan aber nur eine Idee.

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Der Verband kanadischer Songwriter (Songwriters Association of Canada, SAC) hat mit der Vereinigung von Musikschaffenden im Land (Canadian Music Creators Coalition, CMCC) einen Plan ausgearbeitet, der den Mitgliedern Einnahmen aus dem Tausch von Musikdateien bescheren soll. Pro Internetanschluss und Monat soll eine Urheberrechtsabgabe von fünf kanadischen Dollar (umgerechnet 3,39 Euro) anfallen. Mit dieser Gebühr würde auch der Tausch von urheberrechtlich geschützten Werken, sei es über P2P-Netzwerke oder auf anderem Weg, legalisiert. Nun werden dafür im Internet Unterschriften gesammelt .

"Der Plan, den wir vorschlagen, würde nichts daran ändern, wie Kanadier ihre Musik beziehen", heißt es in dem Vorschlag, "Niemand würde für das Online-Teilen von Liedern verklagt. Im Gegenteil, das Teilen von Musik über Peer-to-Peer-Netze und ähnliche Technologien würde vollkommen legal werden. Zusätzlich würden Musikpublizisten und Plattenlabels für die entscheidende Rolle, die sie bei der Unterstützung kanadischer Musiker spielen, fair kompensiert. [...] Wir glauben, dass die Einführung einer gerechten Kompensation von Kanadas Musikschaffenden für das Online-Teilen ihrer Musik ein goldenes Zeitalter der Kreativität einläuten wird."

Der Verband geht davon aus, dass in Kanada jährlich 1,6 Milliarden Dateien online getauscht würden, viele davon mehrfach. 2005 seien in dem Land aber nur 38 Millionen Musikdownloads bezahlt worden. "Daher glauben wir, dass Konsumenten ihren Wunsch nach Zugriff auf Musik mittels Filesharing klar demonstriert haben", führen die Initiatoren des Vorschlags aus. Laut Gracenote (ehemals CDDB) wären in den P2P-Netzen 79 Millionen Aufnahmen verfügbar, während die legalen Anbieter in 40 Staaten laut IFPI (International Federation of the Phonographic Industry) nur drei Millionen Songs zusammenbrächten.

Eine Änderung des kanadischen Copyrightgesetzes soll die Neuregelung ermöglichen, in das das Recht zur anteiligen Entlohnung für Musikdateitausch (The Right to Equitable Remuneration for Music File Sharing) aufgenommen werden soll. Filesharing wäre nach Bezahlung der Gebühr aber nur dann legal, wenn keiner der Tauschenden die Absicht hätte, finanziellen Gewinn daraus zu ziehen.

Der Verband meint, dass fünf kanadische Dollar ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis darstellten, weil die Auswahl in den P2P-Netzen groß sei und bestehende Musikabodienste mehr Geld für weniger Lieder verlangen würden. Gleichzeitig würde die Musikindustrie finanziell stark profitieren. Existierende Musikanbieter wie iTunes würden weiterhin direkt lizenzieren und Dienste mit zusätzlichem Wert entwickeln können, die sie von den Filesharing-Aktivitäten unterscheiden würden.

Während in dem Plan noch nicht genau festgelegt ist, was als Internetanschluss gilt und die Gebührenpflicht auslöst, sehen die Initiatoren ein anderes Problem für gelöst an: Die Aktivitäten in den Filesharing-Netzen könnten von spezialisierten Unternehmen verfolgt werden, um so eine gerechte Aufteilung der Einnahmen anhand des Marktanteils der jeweiligen Musik zu ermöglichen.

Ausdrücklich nicht abgelehnt wird der Einsatz von Digital Restriction/Rights Management (DRM), wenngleich diese Technologien für obsolet erachtet werden. Unterstützt wird indes der Einsatz von Rights Management Information (RMI) Verfahren, die der Identifikation von Dateien und der Zuordnung von Rechten dienen und dabei keine Probleme für Konsumenten verursachen sollen.

Als nächsten Schritt planen SAC und CMCC sich mit der erweiterten Musikindustrie, Konsumentenvertretern und Internetprovidern zu beraten, um in Kanada und auch international breite Unterstützung für den Vorschlag zu gewinnen. (Daniel AJ Sokolov) / (pmz)