Die Neuerungen von OpenSuse 12.2

Die neue OpenSuse-Version setzt auf eine frische Software-Ausstattung und verwendet jetzt standardmäßig den Boot-Loader Grub2. Systemprogramme wandern in das Verzeichnis /usr und das moderne Init-System Systemd hat das angestaubte Sysvinit abgelöst.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Zwei Monate später als ursprünglich geplant hat das OpenSuse-Projekt die Version 12.2 seiner Linux-Distribution veröffentlicht. Standard-Desktop bei der Installation über das DVD-Image sind die Plasma Workspaces der KDE Software Compilation (SC) 4.8.4. Bei dieser Version handelt es sich um das vierte Update der im Januar freigegebenen KDE SC 4.8.

OpenSuse 12.2 (9 Bilder)

Die Plasma Workspaces von KDE SC 4.8.4 sind Standard-Desktop bei OpenSuse 12.2.

Das Anfang August veröffentlichte KDE 4.9 hat es nicht mehr in die Distribution geschafft; auch die KDE-Officesuite Caligra liegt noch in Version 2.4 bei, nicht in der aktuellen Version 2.5. Anwender finden die neuesten Versionen von KDE SC und Calligra aber in einem auf OpenSuse 12.2 abgestimmten Add-On-Depot beim Open Build Service; KDE 4.9.1 soll dort innerhalb einer Woche bereit stehen, wie OpenSuse Community Manager Jos Poortvliet in einem Blog-Beitrag zu den KDE-spezifischen Neuerungen in OpenSUse 12.2 schreibt.

Bei der DVD-Installation kann man alternativ Gnome 3.4.2 als Desktop installieren, die zweite Überarbeitung des Ende März freigegebenen Gnome 3.4; sie wird noch diesen Monat von Version 3.6 beerbt.

Das OpenSuse-Projekt bietet Live-Images an, die KDE 4.8.4 oder Gnome 3.4.2 als Standard-Desktop nutzen. Xfce-Fans können die aktuelle Version 4.10 ihres Lieblings-Desktops über die Paket-Depots nachinstallieren; auch Lxde ist dort zu finden. Standard-Office-Suite ist LibreOffice 3.5.4 und nicht die im August erschienene Version 3.6, die vorwiegend Detailverbesserungen gebracht hat. Gimp liegt in der aktuellen Version 4.8 Version 2.8 bei, zu dessen größten Neuerungen der Ein-Fenster-Modus und ein verbessertes Textwerkzeug zählen. Neben dem Musik-Player Amarok liefert Suse auch den Multi-Platform-Player Tomahawk mit.

Zum Booten des installierten Systems verwendet OpenSuse nun standardmäßig Grub2, was unter anderem die Unterstützung für den Start mit Hilfe von UEFI verbessern soll. Der Linux-Kernel 3.4 stammt vom Mai dieses Jahres. Er startet früh im Boot-Prozess das von anderen Distributionen schon länger genutzte Plymouth, das die technischen Details des Startprozesses hinter einer Boot-Animation verbirgt.

Um die Systeminitialisierung kümmert sich Systemd 44; durch Verbesserungen am vorausschauenden Laden (readahead) soll das System schneller in Gang kommen. Das Init-System Sysvinit liegt weiterhin bei, gilt aber als "deprecated": Laut Release Notes soll es unter bestimmten Umgebungsbedingungen fehlerhaft arbeiten.

Für die grafische Oberfläche ist der X-Server 1.12 von X.org zuständig. Mesa 3D 8.0 liegt der Treiber Llvmpipe bei, auf den unter anderem die Gnome-Shell zurückgreift, wenn es für die Grafikhardware keinen 3D-Treiber gibt; Llvmpipe führt die 3D-Berechnungen dann auf der CPU aus, wodurch die Gnome-3-Oberfläche auch auf exotischen Grafikkarten und in virtuellen Maschinen läuft. Zur flotten Steuerung von Desktop-Oberflächen in VMs liegt nun Spice bei.

Als Compiler dient die aktuelle GCC-Version 4.7.1; Standard-C-Library ist die Glibc 2.15 und als Java-Laufzeitumgebung kommt OpenJDK 7 zum Einsatz. Der Installer richtet standardmäßig ein Ext4-Dateisystem ein. Das im Linux-Kernel weiterhin als experimentell geltende Btrfs ist bei der Installation leicht aktivierbar; der Distribution liegt das verbesserte Werkzeug zum Prüfen und Reparieren von Btrfs-Laufwerken bei, das seit dem Frühjahr verfügbar ist.

Mit der neuen Version hat das OpenSuse-Projekt begonnen, eine Reihe von Dateien aus den Verzeichnissen /bin/, /sbin/ und /lib/ in die gleichnamigen Verzeichnisse unterhalb von /usr/ zu verlagern. Damit folgt OpenSuse dem Beispiel des Fedora-Projekts; diese "Usr_merge" genannte Umstrukturierung ist aber noch nicht abgeschlossen und soll bei 12.3 fortgeführt werden.

Für 32- und 64-Bit-x86-Systeme geeignete ISO-Images des neuen OpenSuse sind über die Haupt-Download-Seite erhältlich. Einen Kurzüberblick über die Neuerungen der Version 12.2 liefern die Ankündigung, ein Übersichtsdokument und die Produkt-Highlights im deutschen OpenSuse-Wiki; weitere Einblicke geben die Versionshinweise sowie ein Feature-Überblick im englischen Wiki. Die Entwickler haben zudem die OpenSuse-Dokumentation überarbeitet und um Passagen erweitert, die sich Systemd und der neuen Grub-Version widmen. Einen Kurzblick auf die neue Version ermöglicht ein Video der OpenSuse-Entwickler:

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Das von vielen OpenSuse-Anwendern genutzte Add-On-Depot Packman unterstützt OpenSuse 12.2 bereits. Mit erscheinen dieser Version soll diese auch im Appliance-Builder Suse Studio verfügbar sein; eine Möglichkeit zum Aktualisieren des Betriebssystem-Unterbaus bestehender Appliances soll wenig später folgen.

Mit der neuen Version verpasst das OpenSuse-Projekt seiner Distribution eine Frischzellenkur. Dafür wurde es auch Zeit, denn die Ausstattung von OpenSuse 12.1 wirkte altbacken, wenn man die im November letzten Jahres veröffentlichte Distribution mit aktuellen Ausgaben von Fedora, Linux Mint oder Ubuntu verglich. Größere Neuerungen, die die Konkurrenz noch nicht hat, sind in OpenSuse 12.2 aber nur wenige zu finden.

Zudem haben es die aktuellen Versionen von KDE, LibreOffice und einigen anderen Komponenten nicht in OpenSuse 12.2 geschafft – die im Herbst anstehenden Releases der anderen Distributionen werden diese schon mitbringen. (thl) (thl)