Google sieht Aliyun als illegalen und raubkopierenden Android-Abkömmling

Google nimmt Stellung dazu, warum das Unternehmen Acer mit dem Entzug der Android-Lizenz gedroht hat, falls diese in China ein Smartphone mit dem von Alibaba stammenden Betriebssystem Aliyun auf den Markt bringen. Dabei geht es auch um Raubkopien.

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Vergangene Woche hat Google die Vorstellung eines neues Smartphones von Acer in China verhindert, weil als Betriebssystem Aliyun vom chinesischen Internet-Händler Alibaba zum Einsatz kommen soll. Nun kristallisiert sich heraus, warum Google Druck auf Acer ausgeübt hat: Android-Chefentwickler Andy Rubin führt in einem Beitrag auf dem offiziellen Android-Blog die Grundzüge der Kompatibilitätsansprüche von Android auf – ohne allerdings Acer oder Aliyun beim Namen zu nennen – und wird dann auf Google+ deutlicher.

"Aliyun OS nutzt die Android-Laufzeitumgebung und ist offensichtlich von Android abgeleitet worden", schreibt Rubin dort, "die Plattform versucht kompatibel zu sein, scheitert aber." Und Acer hat als Mitglied der Open Handset Alliance abgeschworen, inkompatible Abwandlungen von Android zu unterstützen. Alibaba hat die Nutzung von Android-Code in Abrede gestellt, Aliyun fuße lediglich auf Linux. In einem zweiten Google+Posting wirft Rubin dann aber Alibaba sogar vor, im App-Store von Aliyun raubkopierte Google-Apps feilzubieten.

Das bestätigt das Blog Android Police, das dort neben zahlreichen Google-Programmen wie Maps, Drive und Translate noch mehr Apps entdeckt, die ohne Zustimmung ihrer Hersteller von Alibaba übernommen worden seien. Der Zugriff auf den Aliyun-Store ist nur nach Registrierung mit SIM-Karten bestimmter chinesischer Provider möglich.

Googles Betriebssystem Android wird seit 2008 unter der Apache Open Source Lizenz veröffentlicht und ist entsprechend als Source Code verfügbar. So verkauft etwa Amazon seine Tablets, die mit einer speziell angepassten Android-Variante ausgeliefert werden, in Einklang mit der Lizenz. Auch gegen Alibabas Aliyun erhebt Rubin bislang keinen Vorwurf einer Lizenzverletzung.

Aber Amazon und Alibaba sind auch nicht an der Open Handset Alliance beteiligt. Deren Mitglieder haben sich dazu bekannt, zusammen an einem gemeinsamen Android-Ökosystem zu arbeiten. Ihre jeweiligen Implementierungen einer Android-Version müssen daher zueinander kompatibel sein. Gegen diese Bestimmungen hat Acer nach Googles Sichtweise mit dem CloudMobile A800 verstoßen. Acer wiederum steht es aus Sicht der Open Handset Alliance durchaus frei, Geräte mit weiteren Betriebssystemen anzubieten; beispielsweise bietet Samsung, ebenfalls Mitglied des Verbandes, Smartphones mit Windows Phone oder dem eignen Betriebssystem Bada an. Solche zu Android inkompatible Systeme dürfen bloß nicht auf Android-Technik aufbauen.

"Es ist einfach, zu Android kompatibel zu sein", schreibt Rubin noch den Alibaba-Entwicklern ins Stammbuch, "Die Open Handset Alliance stellt alle Werkzeuge und Detailinformationen, wie man es macht, zur Verfügung."

[Update 18.9., 10:30 Uhr] Einige Links repariert. (jow)