Drei Ex-Vorständen der Telekom Austria droht zehn Jahre Haft

Die Manager, darunter der ehemalige Generaldirektor von Telekom Austria, müssen sich vor Gericht verantworten. Sie sollen im Jahr 2004 den TA-Aktienkurs manipuliert haben und stehen unter dem Verdacht der Untreue.

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Der korruptionsträchtige Sumpf um die Telekom Austria (TA) hat zu einer ersten Anklage geführt: Der ehemalige Festnetzchef Rudolf Fischer, der ehemalige Finanzchef Stefano Colombo und der ehemalige Generaldirektor Heinz Sundt müssen sich vor Gericht verantworten. Mitangeklagt sind der TA-Mitarbeiter Josef Trimmel sowie der Bankier Johann Wanovits. Sie sollen im Jahr 2004 den TA-Aktienkurs manipuliert haben und stehen unter dem Verdacht der Untreue.

Wie die zuständige Staatsanwaltschaft mitteilt, soll Wanovits im Februar 2004 im Auftrag der drei TA-Vorstände an der Wiener Börse TA-Aktien lediglich zu dem Zweck gekauft haben, den Aktienkurs in die Höhe zu treiben. Damit sollten Prämien-Ausschüttungen der TA an etwa hundert TA-Manager ausgelöst werden. Der Versuch war erfolgreich: Der Aktienkurs erreichte im letzten Augenblick – wenn auch knapp – den erforderlichen Wert.

Den etwa hundert Führungskräften brachte das insgesamt mehr als 9 Millionen Euro aus den Kassen der TA, wobei die Vorstände einen überdurchschnittlich hohen Anteil bekamen. Ein weiteres damaliges Vorstandsmitglied, der spätere Generaldirektor Boris Nemsic, ist nicht angeklagt. Er will von den Vorgängen nichts mitbekommen haben und hat die Rückzahlung seiner Prämie in Aussicht gestellt. Der derzeitige TA-Chef Hannes Ametsreiter hat seinen damaligen Bonus auf ein Treuhandkonto gelegt. Nicht angeklagt ist der ebenfalls beteiligte TA-Manager Gernot Schieszler. Er ist geständig und dürfte als Kronzeuge fungieren.

Den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft zufolge bekam Wanovits für seine Dienste 1,5 Millionen Euro. Das Geld kam demnach aber nicht von den Profiteuren der Kursmanipulation sondern auch von der Telekom Austria. Es soll über Scheingeschäfte "gewaschen" worden sein. So hat laut Schieszler der damalige "PR-Berater" Peter Hochegger der TA eine Rechnung über 1,1 Millionen Euro gestellt. 600.000 Euro habe Hochegger sich für Steuern und Aufwand behalten, den Rest in bar zurückgegeben. Dieses Geld sei dann an Wanovits geflossen.

Wanovits bestreitet die Kursbeeinflussung nicht, wartet aber mit einer überraschenden Rechtfertigung auf: Er habe lediglich die rechtswidrige Kursmanipulation eines Dritten ausgleichen und den Kurs der TA-Aktie auf ein "natürliches Niveau" heben wollen. Dieser Dritte habe sich der Dienste der Deutschen Bank bedient, um die TA-Manager um ihre Prämien zu bringen. Wanovits' Anwalt stellt zudem infrage, ob der TA überhaupt ein Schaden entstanden sei.

Er hat am Dienstag im Namen seines Mandanten Anzeige erstattet. Laut einem Bericht der Wiener Zeitung soll sich die TA zum Preis von 15,3 Millionen Euro bei der Bank Merill Lynch gegen die Kosten des Aktienoptionenprogramms versichert haben. Merill Lynch habe also zahlen müssen. So hätten diese und weitere Banken an einer Manipulation des Aktienkurses nach unten interessiert sein können. Wanovits regt daher an, Vertreter der Deutschen Bank, der Finanzmarktaufsicht, der Julius-Bär-Gruppe, der Telekom Austria sowie von Merrill Lynch zu verhören.

Wanovits' Bank wurde 2004 für die Kursbeeinflussung mit einer Verwaltungsstrafe bedacht. Diese soll aber vom Verwaltungsgerichtshof (VwGH) aufgehoben worden sein. Die Entscheidung wurde nicht veröffentlicht.

Die Staatsanwaltschaft betont, dass die aktuelle Anklage nur einen Teilbereich des "äußerst umfangreichen Faktenkomplexes 'Telekom'" darstelle. Sie ermittle in mehreren Richtungen weiter gegen etwa 40 Beschuldigte. (anw)