Safer Internet Day: Neue Beschwerdestellen gegen Online-Schmutz

Die Initiative "Deutschland sicher im Netz" wartet künftig im Verbund mit der Internetwirtschaft genauso wie der Interessenverband Neue Medien mit einer Hotline zum Melden jugendgefährdender Inhalte im Netz auf.

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Mit einem Ankündigungsmarathon zu Jugendschutzaktionen begehen zahlreiche Online-Firmen und Interessensverbände hierzulande am heutigen Dienstag den EU-weiten Safer Internet Day. Die Industrie sieht sich schließlich als Meister der Selbstregulierung und will neuen restriktiven Aktivitäten des Gesetzgebers möglichst zuvorkommen beim Säubern des Netzes von jugendgefährdenden Materialien. Die von Microsoft mit vielen Partnern vorangetriebene Initiative Deutschland sicher im Netz, die mit der Site "Die Internauten" seit Ende 2005 auch um Jugendschutz bemüht ist, hat etwa den Betrieb einer Internet-Beschwerdestelle aufgenommen. Dort sollen Nutzer laut dem Sprecher der Initiative, Joachim von Gottberg, die Möglichkeit haben, "schnell und unbürokratisch" illegale und jugendgefährdende Angebote zu melden.

Die Sicherheitsplattform arbeitet dabei mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) und dem Verband der Deutschen Internetwirtschaft eco zusammen. Letzterer ist neu im Boot von "Deutschland sicher im Netz" und bietet bereits seit längerem über den europaweiten Internet-Hotline-Verband INHOPE ein eigenes Angebot zum Verweis auf jugendgefährdende und illegale Internetinhalte an.

Nicht zurückstehen will der Interessenverband Neue Medien (IVNM), dem unter anderem zahlreiche Firmen aus dem Erotikbereich angehören. Das Rotlicht wird nun ergänzt durch ein Blaulicht auf einer eigenen Online-Beschwerdestelle der Organisation. Gemeldet werden sollen dort ebenfalls illegale Inhalte im Netz, insbesondere Kinderpornografie und Rechtsradikalismus. Aber auch, wer sich in Chats, Foren und Newsgroups oder durch Spam per E-Mail belästigt fühlt, kann sich an die Internetwache wenden. IVNM-Geschäftsführer Marko Dörre verspricht: "Wir übernehmen Verantwortung für ein sicheres und nutzerfreundliches Internet."

Der Safer Internet Day findet zum dritten Mal statt. Er soll darauf aufmerksam machen, welchen Gefahren Kinder und Jugendliche im Internet ausgesetzt sein können. Initiatorin ist die für die Informationsgesellschaft zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding. Neben den Hotlines sollen dieses Jahr auch Blogs eine wichtige Rolle bei der Medienaufklärung einnehmen. So hat die im Frühjahr 2005 gestartete EU-Plattform Klicksafe.de gemeinsam mit dem Netzwerk INSAFE einen "Blogathon" zur Aufmerksamkeitssteigerung ausgerufen. Der Wettbewerb soll unter dem Aufhänger "Mission Blog" Kindern über gemeinsam mit Eltern und Prominenten erstellte Online-Journale Regeln im Umgang mit dem neuen Medium unter spielerischen Gesichtspunkten vermitteln. Die Internet-Aktivitäten von Klicksafe werden unterstützt von dem TV-Spot "Reinkommen", für den die Frankfurter Werbeagentur Ogilvy verantwortlich zeichnet und der heute bei den Klicksafe-Sponsoren aus der Riege der Privatsender läuft.

Seine Bemühungen zur Absicherung eines familiengerechten Eilands im Datenmeer will auch Klicksafe-Förderer AOL Deutschland weiter vertiefen. "Das Wissen über Gefahren im Netz ist groß und sogar Hilfswerkzeuge sind bekannt", schreibt der neue Firmenchef Charles Fränkl in seinem Beitrag zum Blogathon. "Aber einfache Regeln werden nicht in die virtuelle Welt übertragen." So würden rund die Hälfte der Internetuser ihre Kinder alleine surfen lassen. AOL hat daher gemeinsam mit der Stiftung Digitale Chancen den Safer Media Award ausgelobt. Er soll im Rahmen des Medienforums NRW im Mai für "herausragende Leistungen zur Steigerung der Sicherheit von Medienangeboten" vergeben werden.

Einen anderen Aspekt der Internetsicherheit stellt Grietje Bettin, medienpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, in den Vordergrund. Sie betont, dass "das Internet nicht zum Paradies für Datensammler werden darf". Ihrer Ansicht nach werden zu oft "auf datenschutzrechtlich bedenkliche Weise die Spuren der Internetnutzung gespeichert und User ausspioniert. Doch "weder der Staat noch Unternehmen haben das Recht, massenhaft Daten von Bürgern zu speichern. Die EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung sei daher genauso falsch wie die Kundenverfolgung mit Cookies. Die Politik müsse sich daher stärker für die Vermittlung von Internetkompetenz einsetzen und den Nutzer zeigen, wie sie der Datenjagd im Cyberspace mit Hilfe von Schutztechniken zumindest zum Teil entkommen können. (Stefan Krempl) / (jk)