Handel erwartet starkes Weihnachtsgeschäft

Die Mehrzahl der Händler ist mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden. Besonders groß ist die Vorfreude auf das Weihnachtsgeschäft, denn das soll in diesem Jahr nochmal zulegen. Die Verbraucher signalisieren jedenfalls gesteigerte Kaufbereitschaft.

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Von
  • Marzena Sicking

Das "Handelsbarometer Oktober 2012" der Beratungsgesellschaft Ernst & Young zeigt den Handel in einer durchaus entspannten Stimmung. Das ist keine Überraschung, denn im Grunde bietet sich bei solchen Umfragen schon seit Jahresanfang immer das gleiche Bild: Die Befragten sind mit der aktuellen Lage durchaus zufrieden (84 Prozent), erwarten für die kommenden Monate ebenfalls gute Geschäfte, sind sich aber sicher: die schlechten Zeiten, sie werden kommen. Genauso bei diesem Handelsbarometer: Die aktuelle Lage ist für die Mehrheit rosig, die Prognosen sind eingetrübt. So erwarten zwei Drittel der Befragten, dass die Schuldenkrise schon bald negative Auswirkungen haben wird. Jeder Neunte erwartet sie innerhalb der nächsten sechs Monate. Im Vorjahr hatten sich nur vier Prozent so geäußert. Die Analysten ziehen daraus den Schluss, dass die Anzahl der Unternehmen zunimmt, die mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Das ist aber nicht ganz richtig, denn zugenommen hat bisher ja nur die Zahl der Pessimisten. Und "Stimmung" ist nicht immer gleich "Lage".

Die Vertriebsform mit den besten Perspektiven ist nach Ansicht der befragten Händler der Internethandel. Das wird von den befragten Onlinern bestätigt: Hier berichten mehr als 90 Prozent von guten Geschäften. Und die sollen im Weihnachtsgeschäft noch besser werden: Im Durchschnitt erwarten die Händler in den nächsten Wochen ein Umsatzplus von 0,7 Prozent gegenüber 2011. 40 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass die Umsätze besser als im letzten Jahr sein werden. Vor allem bei Unterhaltungselektronik und Haushaltswaren sehen die Händler gute Absatzchancen. Nur 11 Prozent gehen von einem niedrigeren Umsatzniveau aus.

Das könnten vor allem stationäre Händler sein, denn hier trennt sich nach Angaben der Analysten gerade "die Spreu vom Weizen“. Nicht alle Unternehmen hätten es geschafft, ihre Geschäftsmodelle, ihre internen Abläufe und ihren Marktauftritt schnell genug an den gewandelten Markt anpassen – sie drohen nun den Anschluss zu verlieren. Insgesamt bezeichnen 16 Prozent der Händler ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht – vor sechs Monaten waren es nur 8 Prozent, vor einem Jahr nur 4 Prozent. Schuld ist nicht unbedingt die Konjunktur, sondern der scharfe Gegenwind, den die beweglicheren Wettbewerber verursachen. Denn, so die Analyse weiter, viel Händler würden aktuell sehr aggressive Wachstumsstrategien verfolgen, was zu einer Zunahme des Verdrängungswettbewerbs im Handel führe. Klein beigeben will keiner: 43 Prozent der befragten Unternehmen wollen ihre Gesamtinvestitionen erhöhen, 44 Prozent neue Filialen eröffnen, 36 Prozent ihre Vertriebswege ausbauen.

Für UE- und ITK-Händler stehen die Zeichen auf jeden Fall auf Wachstum: 53 Prozent der befragten Händler erwarten, dass der Elektronik-Absatz in den kommenden sechs Monaten steigen wird. 86 Prozent glauben, dass das Weihnachtsgeschäft vor allem dem Internethandel einen weiteren Schub bescheren wird, auch in Einkaufszentren werden gute Geschäfte erwartet. Der Kunde kauft gern im Internet und in nach amerikanischem Vorbild gestalteten Einkaufs-Malls. Doch dann sind sie wieder da, die dunklen Wolken: Zwei Drittel der Händler glauben, dass die Eurokrise das Verbrauchervertrauen beeinträchtigen wird. 60 Prozent gehen von geringfügigen, 8 Prozent von erheblichen negativen Folgen aus. Besonders pessimistisch zeigen sich ausgerechnet die, denen es noch überdurchschnittlich gut geht: Bei den Internethändlern erwarten 81 Prozent negative Auswirkungen, bei den stationären Händlern sind es mit 78 Prozent deutlich weniger.

Noch sind die befürchteten Auswirkungen aber nicht in Sicht, wie eine andere Umfrage des Beratungsunternehmens unter den Verbrauchern selbst zeigt. Im Durchschnitt planen sie in der Vorweihnachtszeit, 230 Euro für Geschenke auszugeben, 17 Euro mehr als im Vorjahr. Das meiste Geld wollen die Befragten für Gutscheine, Bücher und Kleidung ausgeben. Und sie kaufen am liebsten nicht im Internet, sondern in Fachmärkten und Fachgeschäften ein. Sie schätzen die fachkundige Beratung und wollen die Produkte vor Ort intensiv begutachten und testen. Den Internethandel als Lieferanten schätzt auch an Weihnachten vor allem das jüngere Pubikum. Auf besonders konsumfreudige Kunden dürfen sich die Händler in Hessen freuen (durchschnittlich geplante Ausgaben: 254 Euro). In Baden-Württemberg sind die Verbraucher hingegen besonders zurückhaltend (211 Euro).

Die Kauflaune sei so ausgeprägt, wie schon lange nicht mehr, so die Analysten. Die Negativprognose folgt natürlich sofort: Für 2013 sei man nicht so optimistisch. Die schlechten Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft würden sich häufen, die Unternehmensgewinne sinken – und früher oder später würden die Menschen das auch im Portemonnaie spüren. Mit einer weiteren Zunahme der Konsumlust dürfe dann nicht mehr gerechnet werden. (gs)
(masi)