Online-Werbewirtschaft: Neue Selbstregulierungsinitiative zu Targeting-Werbung

Mit dem "Deutschen Datenschutzrat Online-Werbung" hat die Werbebranche eine neue Initiative ins Leben gerufen. Unter anderem sollen Verbraucher sehen können, wenn Nutzerdaten erhoben werden.

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Die deutsche Online-Werbewirtschaft hat eine Selbstregulierungsinitiative für nutzungsbasierte Online-Werbung (Online Behavioral Advertising, kurz OBA) gestartet, den Deutschen Datenschutzrat Online-Werbung (DDOW). Zur nutzungsbasierten Online-Werbung gehört das umstrittene Targeting, bei dem die Werbedienstleister Nutzungsdaten von Verbrauchern sammeln, auf deren Basis sie Annahmen über die mutmaßlichen Interessen treffen und ihnen entsprechende Werbung präsentieren.

Federführend bei der Selbstregulierung ist der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft ZAW. Er hat zur Koordinierung und Durchsetzung der Pflichten aus der Selbstregulierung in Deutschland den DDOW gegründet. Die Selbstregulierungsmaßnahmen sind europaweit abgestimmt. Das europäische Pendant zum DDOW nennt sich European Interactive Digital Advertising Alliance, kurz EDAA.

Für die Verbraucher manifestiert sich die Initiative durch ein neues Piktogramm, das künftig "direkt an den Werbemitteln" darüber informieren soll, wenn Werbedienstleister nutzungsbasierte Online-Werbung einsetzen. Per Klick auf das Piktogramm wird dem Verbraucher angezeigt, welche Dienstleister hinter der Datenerhebung und -nutzung stehen - siehe Abbildung.

Als technische Basis setzen die Werbeunternehmen in der Regel Cookies ein. Damit können sie den Browser auf allen Sites wiedererkennen, die zu ihrem Werbenetzwerk gehören. Als Bestandteil der Initiative sollen Verbraucher jetzt mehr Kontrolle darüber erhalten, wer in ihrem Browser Cookies setzen darf. Auf der Website meinecookies.org informieren die Werber den Verbraucher über Cookies allgemein und zeigen ihm, welche Werbenetze Cookies gesetzt haben. Mit dem derzeit als Betaversion verfügbaren Präferenzenmanager kann der Verbraucher die Cookies einzelner oder auch aller teilnehmender Werbenetze deaktivieren. Ein ähnliches Werkzeug gibt es auch von der Network Advertising Initiave, NAI, einem internationalen Zusammenschluss der Online-Werbeindustrie, der Selbstregulierungsmaßnahmen entwickelt. Flash Cookies berücksichtigen diese Präferenzenmanager allerdings nicht.

Mit ihrem Vorstoß wollen die deutschen Online-Werber Vorgaben der EU genügen. Alle bislang von der Werbeindustrie gemachten Vorstöße waren von den europäischen Datenschützern als nicht ausreichend zurückgewiesen worden. Die Industrie steht seit längerer Zeit unter verschärfter Beobachtung sowohl in den USA als auch der EU. Der Verein Digitale Gesellschaft kritisierte die Initiative als einen Versuch, "die kommenden europäischen Datenschutzregeln möglichst stark zu verwässern". (jo)