Samsung kümmert sich um Missstände bei Arbeitsbedingungen in China

Der südkoreanische Konzern reagiert auf Vorwürfe einer Arbeitsrechteorganisation und untersucht die Arbeitsbedingungen in den chinesischen Partnerunternehmen.

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Samsung reagiert auf die Vorwürfe von China Labor Watch, in den Werken der Produktionspartner in China gebe es erhebliche Missstände bei den Arbeitsbedingungen. Der südkoreanische Elektronikkonzern gibt in einer Mitteilung an, bereits im September innerhalb von vier Wochen 105 Zulieferer mit insgesamt 65.000 Mitarbeitern untersucht zu haben. 121 Prüfer sollten dafür sorgen, dass sich die Unternehmen an chinesische Gesetze und an Samsungs eigene Verhaltensregeln halten. Dabei seien keine Fälle festgestellt worden, in denen Menschen beschäftigt wurden, die jünger als 18 Jahre alt waren. Allerdings habe es einige Fälle gegeben, in denen Mitarbeiter mehr Überstunden leisten mussten, als die Regeln erlauben. Auch habe es Bestrafungssysteme für Mitarbeiter gegeben, die verspätet oder gar nicht an ihrem Platz erschienen.

Die Arbeitsrechteorganisation China Labor Watch hatte Anfang September einen Bericht über Arbeitsbedingungen bei Produktionspartnern von Samsung und dessen eigenen Werken in China veröffentlicht. Neben Kinderarbeit hat es demnach unter anderem exzessive und erzwungene Überstunden, übermäßige Akkordarbeit in langen Arbeitsschichten, mangelnde oder unzureichende Arbeitsverträgen, unbezahlte Überminuten, verbale und körperliche Misshandlungen, Diskriminierung von Frauen, Älteren und aufgrund der Herkunft sowie Ausbeutung von Aushilfskräften gegeben.

Samsung arbeitet nach eigenen Angaben derzeit an Konzepten, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, zum Beispiel an Vorschriften für die Neueinstellung, die Arbeitszeit und Überstunden, um "die Gesundheit und das Wohlergehen der Mitarbeiter zu schützen", wie es heißt. Auch wenn die eigenen Untersuchungen keine Kinderarbeit aufgedeckt haben, will Samsung dafür sorgen dass vermieden wird, Minderjährige zu beschäftigen. Dafür sollen unter anderem Einstellungsgespräche sorgen, bei denen – auch mit Hilfe von Prüfgeräten – mögliche gefälschte Ausweise entlarvt werden. China Labor Watch hatte Samsung nämlich vorgeworfen, manche Minderjährige beschafften sich eigens ID-Karten, um in die Fabrik zu gelangen; die Kontrollen seien unzureichend.

Bis zum Ende dieses Jahres müssen die Samsung-Partner dafür sorgen, dass Menschen, die sich um einen Arbeitsplatz bewerben, nicht diskriminiert werden. Unregelmäßigkeiten in Arbeitsverträgen sollen korrigiert werden, die Beschäftigten eine Kopie des Vertrags erhalten. Strafsysteme müssen abgeschafft werden. Die Partnerunternehmen sollen die Sicherheit an den Arbeitsplätzen verbessern und in ihren Werken Erste-Hilfe-Koffer verteilen. Die leitenden Angestellten sollen trainiert werden, um sexuelle Belästigung und physische wie verbale Misshandlungen zu vermeiden. Auch sollen Hotlines eingerichtet werden, damit sich die Arbeiter beschweren können.

Außerdem will Samsung dafür sorgen, dass bis zum Ende des Jahres 2014 das Überstundenproblem beseitigt wird. So sollen Vollzeitmitarbeiter nicht mehr Überstunden als 30 Prozent ihrer Arbeitszeit ableisten müssen. Partnerunternehmen sollen von Samsung finanziell unterstützt werden, um in zusätzliche Ausrüstung und Arbeitsplätze investieren zu können.

Momentan untersucht Samsung nach eigenen Angaben weitere 144 Zulieferunternehmen in China. Die Untersuchungen sollen noch 2012 abgeschlossen sein. Im kommenden Jahr soll die Arbeitsbedingungen in 249 Werken anhand des Audit-Verfahrens der Organisation Electronic Industry Citizenship Coalition (EICC überprüft werden. (anw)