AT&T erläutert geplanten Filteransatz gegen illegale Downloads

Ein Vertreter des größten US-amerikanischen Telekommunikationskonzerns hat verkündet, dass sein Haus mit einer digitalen "Fingerabdrucktechnik" im Einklang mit Medienhäusern den widerrechtlichen Tausch von geschützten Inhalten blockieren will.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 200 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

AT&T-Justiziar Jim Cicconi hat auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas Details zu den Plänen seines Unternehmens zur Unterbindung illegaler Downloads verraten. Laut einem Blog-Eintrag der New York Times soll ein Filteransatz vergleichbar zum gemeinsamen, heftig umstrittenen Vorgehen führender US-amerikanischer Medien- und Internet-Unternehmen gegen Copyright-Verletzungen auf Plattformen mit nutzergenerierten Inhalten zum Einsatz kommen. Dabei stellen die kommerziellen Inhalteproduzenten den Betreibern der Web-2.0-Dienste Originalmaterial zur Verfügung. Daraus wird eine Art digitaler "Fingerabdruck" erstellt und über die Filtersoftware mit Nutzerinhalten abgeglichen. Der große Unterschied ist aber, dass AT&T die Prüfung über den gesamten Internetverkehr der Kunden laufen lassen will und dabei vor allem Peer-2-Peer-Protokolle (P2P) im Visier hat.

"Wir sind sehr interessiert an einer Technologie- und Netzwerk-basierten Lösung", wird Cicconi zitiert. Seit sechs Monaten würden inzwischen die Gespräche über ein konkretes Filtersystem einschließlich digitaler Wasserzeichen mit Technologiefirmen sowie Mitgliedern der Lobbyverbände Motion Picture Association of America (MPAA) und Recording Industry Association of America (RIAA) laufen. Man führe eine "offene Diskussion" mit einer Reihe von Inhalteanbietern einschließlich NBC Universal. Die US-Medienfirma hatte auch bei der Ausarbeitung der Copyright-Prinzipien für Plattformen mit nutzergenerierten Inhalten eine wichtige Rolle gespielt. Zugleich räumte Cicconi aber ein, dass das Ziel einer lauffähigen Filterlösung trotz des Ausprobierens einer Reihe "viel versprechender Techniken" noch nicht erreicht sei.

Laut Financial Times hat sich AT&T mit einer Gruppe von Medien- und Internetkonzernen wie Disney, Microsoft, Philips, SanDisk oder Viacom auf Betreiben von NBC zusammengeschlossen. Gemeinsam arbeite das "Anti-Pirateriebündnis" an Verfahren, den illegalen Austausch vor allem von Film- und Videoinhalten über das Netz in den Griff zu bekommen. Demnach soll NBC auch Apple angesprochen haben, um das unautorisierte Kopieren geschützter Werke auf Geräte des Computerherstellers wie den iPod oder das neue iPhone zu verhindern. Das Unternehmen aus Cupertino, das mit NBC wegen Tarifen für Videos über die Downloadplattform iTunes im Clinch liegt, soll sich aber nicht gesprächsbereit gezeigt und sich gegen einen Anschluss an die neue Copyright-Allianz entschlossen haben.

Der Justiziar von NBC Universal, Rick Cotton, betonte auf der CES, dass die Zahl der über Filesharing transferierten Inhalte "überwältigend" sei. Dies sei nicht länger akzeptabel. Sein Kollege von AT&T ergänzte, der über P2P laufende Verkehr sei inzwischen "unverhältnismäßig groß" im Vergleich zu anderen Internetprotokollen. Das verursache hohe Kosten, die auf alle Nutzer umgeschlagen werden müssten. Man sei daher gemeinsam verpflichtet, das Problem der Copyrightverletzungen zu lösen.

Eine generelle Filterung des Internetverkehrs ist heftig umstritten. Im Herbst zog sich der US-Kabelnetzbetreiber Comcast den Unmut vieler Kunden zu. Er hatte eigenhändig das Hochladen von Dateien über die Filesharing-Software BitTorrent blockiert, wobei er spezielle Verfahren des "Netzwerkmanagements" nutzte. Allgemein waren Zugangsprovider bislang weltweit äußerst skeptisch und zurückhaltend bei der Implementierung netzseitiger Filterlösungen. Sie fürchten, dass diese entweder leicht zu umgehen sind oder Kollateralschäden im gesamten Netzwerk auslösen und große Teile des Internet blockieren. Datenschützer haben zudem gravierende rechtliche Bedenken gegen netzseitige Inhaltsfilter. Auch US-Bürgerrechtsvereinigungen wie die Electronic Frontier Foundation (EFF) kritisieren das Vorhaben scharf. Sie gehen von einem aussichtslosen Kampf gegen Filesharer aus. (Stefan Krempl) / (pmz)