Neues Netzwerk für Open-Source-Firmen in Europa

Die Open Business Organisation of Europe (OBOOE) will den Austausch von Praxisbeispielen, Ideen und Wissen rund um den Einsatz freier Software beflügeln und so als virtuelle Schaltstelle der vielen kleinen Open-Source-Akteure fungieren.

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Auf Initiative des Linux-Verbandes ([htt0://www.linux-verband.de LIVE]) haben sich rund 20 Vertreter europäischer Firmen aus dem in Berlin offiziell die Open Business Organisation of Europe (OBOOE) ins Leben gerufen. Ziel des Netzwerks ist es, den Austausch von Praxisbeispielen, Geschäftsmöglichkeiten, Ideen und Wissen rund um den Einsatz freier Software zu beflügeln. Die Wirtschaftsvereinigung soll so als virtuelle Schaltstelle der vielen kleinen Open-Source-Akteure fungieren, die in Europa vorherrschend sind. "Wir formen eine gemeinsame Stimme für die Industrie, die bisher unterrepräsentiert ist", erklärte Jan Tschöpe, Sprecher der Bonner tarent GmbH, heute bei einer Vorstellung der Organisation. Es gehe darum, in engere Verbindung zu treten und den "Markt für Open Source gemeinsam zu entwickeln".

Momentan gäbe es mehr Kooperationen europäischer Dienstleister rund um freie Software mit großen US-Anbietern als untereinander, waren sich die aus fünf Ländern stammenden Teilnehmer der OBOOE-Gründungskonferenz einig. Novell oder Red Hat würden auch in Europa eine immer wichtiger Position einnehmen, bemängelte Alexandre Zapolsky von der französischen Federation Nationale de l'Industrie du Logiciels Libres (FNILL). "Wenn wir jetzt nicht handeln, verpassen wir den Anschluss."

Generell wächst der Anteil von Open Source am gesamten Markt für Software und IT-Lösungen laut Henri Bergius vom finnischen Centre for Open Source Solutions (COSS) weiter rasant. Viele einschlägige Mittelstandsfirmen würden ihre Größe pro Jahr mehr als verdoppeln. Hauptproblem sei es dabei, die Lösungen an die wachsende Nachfrage und die zunehmende Komplexität der Projekte anzupassen. Man könne also nicht von einem Wettbewerb in einem überschaubaren Markt sprechen. Vielmehr würden händeringend Experten und Entwickler gesucht. OBOOE soll dabei als Mittler ins Spiel kommen und etwa konkret bei der Suche nach einer Lösung helfen, die in Finnland noch nicht, aber eventuell in anderen Ländern bereits vorliegt. Schließlich habe in seinem Land nicht jede Firma die wirtschaftlichen Muskeln eines Konzerns wie Nokia, um einfach über Grenzen hinweg Programmierer für Open-Source-Entwicklungen zu finden.

Aus der wissenschaftlichen Perspektive untermauerte Rishab Aiyer Ghosh vom Maastricht Economic and Social Research and Training Centre on Innovation and Technology (MERIT), das die EU-Kommission bei der Analyse der Anwendung freier Software im öffentlichen Sektor berät und zu den Mitverfassern einer Studie über die wirtschaftlichen Auswirkungen von Open Source gehört, die Bedeutung der Zusammenarbeit im Mittelstand: "Vereint können kleine und mittlere Unternehmen über eine gemeinsame Organisationsstruktur wie ein internationaler Konzern auftreten." Da es im Kern um freie Software gehe, stehe von Anfang an die Kooperation im Vordergrund. Jede einzelne Firma könne von den Verbesserungen und Fortentwicklungen anderer profitieren und sich zugleich auf die Erschließung des lokalen Markts konzentrieren. So würden auch insgesamt die Innovation und die Wirtschaft vorangebracht.

Tschöpe zufolge soll die OBOOE auch als Lobbygruppe auftreten: "Wir kombinieren wirtschaftliche Ziele mit politischen." Es gebe eine gemeinsame Prinzipienerklärung, ergänzte Bergius. So trete man etwa für offene Standards und offene Innovationsprozess ein. Darüber hinaus wolle man in diesem Sektor aber auch eng mit existierenden Organisationen wie der Free Software Foundation Europe (FSFE) oder der Electronic Frontier Foundation (EFF) zusammenarbeiten. Allgemein werde die Kommunikation innerhalb der OBOOE, die über angeschlossene Verbände mit etwa 300 Firmenmitgliedern startet, zum Teil elektronisch etwa über Mailinglisten ablaufen. Eine wichtige Rolle sollen aber auch Treffen auf nationalen Open-Source-Konferenzen wie der FOSDEM in Brüssel oder dem LinuxTag in Berlin spielen. (Stefan Krempl) / (odi)