GI: Informatiker sollten über den Tellerrand schauen

Die Informatik sei längst von einer rein technisch-mathematisch orientierten Wissenschaft zu einer Querschnittsdisziplin geworden, meint die Gesellschaft für Informatik (GI). Das Thema "Informatik und Gesellschaft" müsse zum Pflichtstoff werden.

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Von
  • Andreas Wilkens

Die Gesellschaft für Informatik (GI) empfiehlt dringend, das Thema "Informatik und Gesellschaft" in der Ausbildung an den Hochschulen zum Pflichtstoff zu machen. "Die Informatik ist längst von einer rein technisch-mathematisch orientierten Wissenschaft zu einer Querschnittsdisziplin geworden, die viele Aspekte des Alltags tangiert und unser Leben gravierend verändert hat", sagte GI-Präsident Oliver Günther laut einer Mitteilung.

Informatiker dürften sich nicht allein auf die technischen und ökonomischen Fragen beschränken. Sie bräuchten ein grundlegendes Wissen, um sensibilisiert und verantwortungsvoll Informatik betreiben zu können, um rechtliche, gesellschaftliche und politische Dimensionen ihrer Arbeit überblicken und einschätzen zu können. Nahezu jeder Informatiker werde bei seiner Arbeit beispielsweise mit Themen wie Datenschutz, Urheberrecht und Dual Use konfrontiert. Dafür müsse die notwendige Kompetenz vermittelt werden.

Alle Informatiker sollten sich die ethischen, gesellschaftlichen, juristischen und politischen Konsequenzen ihres Tuns stets vergegenwärtigen, fordert die GI. Sie ständen auch in der Verantwortung, die Nutzer beim sicheren und verantwortungsvollen Einsatz von Informatik zu begleiten und zu beraten. Schließlich setze sich die GI dafür ein, die Auswirkungen der Informatik auf die Gesellschaft kontinuierlich zu erforschen, im Diskurs mit den Bürgern zu beleuchten und zu erklären.

Die GI hat nach eigenen Angaben 20.000 persönliche und gut 250 kooperative Mitglieder. Unter ihnen sind Informatiker aus Forschung und Lehre, IT-Fachleute aus Verwaltung, Wirtschaft oder Industrie, Lehrkräfte, die an einer Schule Informatik unterrichten, oder Auszubildende und Studierende, die einen Beruf im IT-Bereich anstreben. Vor Kurzem hat die GI innerhalb ihres Fachbereichs "Informatik und Gesellschaft" die Fachgruppe "Internet und Gesellschaft" gegründet. Da das Internet das Leben der Menschen in nahezu allen Bereichen, grenzüberschreitend bestimme und verändere müsse ein unabhängiger Expertenkreis die technischen Entwicklungen des Internets und seine gesellschaftlichen Auswirkungen intensiv untersuchen und auf sie aufmerksam machen.

Ähnliche Ansichten wie die GI hatte der CCC bereits auf dem 29. Chaos Communication Congress in die Diskussion eingebracht. Der 29C3 stand unter dem Motto "Not my department". Der CCC spielte damit auf eine Persiflage der opportunistischen Haltung des Ingenieurs Wernher von Braun an. Der Club wollte sich nicht nur mit den Konsequenzen des eigenen Forschungsdrangs und Überwachungssystemen, Drohnen- und Schwarmintelligenzsteuerung oder Biohacking auseinandersetzen. Gleichzeitig ging es dem CCC darum, Technik sowie gesellschaftliche Abläufe zu untersuchen und neu zusammenzusetzen, die auf den ersten Blick in die Kategorie "Not my department" fallen könnten. (anw)