Kommentar: "Aber keine Apps!"

Das neue Blackberry ist schon okay. Doch die Experten rümpfen die Nase: Nur 70.000 Apps? Apple und Google haben zehn Mal so viel in ihren Stores. Aber spielt das überhaupt eine Rolle? Wer braucht den ganzen Schrott?

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Es ist schon ein bisschen traurig: Da kriegt man einmal was zu sehen, was die ganze Mobilgeschichte wieder einen Schritt weiter bringt – und die Auguren rollen mit den Augen: "Aber keine Apps!" So wie bei Blackberry: Kaum hat der frisch umgetaufte Mobilfunkveteran am Mittwoch sein beeindruckendes neues Betriebssystem vorgestellt, zählen die "Experten" die virtuellen Furzkissen in der App World.

Leider spielen die Anbieter das Spiel mit und lassen regelmäßig raushängen, wer den größten Laden hat. Die Medien lieben Meilensteine, also werden sie beliefert. Das kulminiert in der albernen Rechnerei, wer nun als erster die Million voll macht, der Apple Store oder Google Play.

Aber haben die eigentlich mal genau hingesehen, welche Unmengen von unglaublichem Schrott ihre Marktplätze verstopfen? Wie viel Taschenlampen-Apps braucht die Welt? Jeder Besitzer eines Smartphones weiß, wie schwer es ist, aus dieser Masse eine geeignete App herauszufischen. Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Dabei gibt es vielleicht ein paar Dutzend Anwendungen, ohne die Smartphones wirklich keinen Spaß machen. Auf den meisten Plattformen wird man da mehr oder weniger umfassend bedient. Der Rest ist Spielerei. Angry Birds braucht nun mal nicht jeder.

Es gibt durchaus Nutzer, die mit ein paar Kernanwendungen glücklich werden. Die keine tausend Apps auf ihrem Handy installieren möchten. Die in ihrem Smartphone nicht ein Spielzeug mit unendlichen Möglichkeiten sehen, sondern ein Telefon mit Zusatzfunktionen wie Internet, E-Mail oder Facebook. Diese Nutzer dürften sich von dem neuen Blackberry angesprochen fühlen.

Zumal die Ausstattung des App Stores in Zukunft kein Kriterium mehr sein wird. Die Ära der abgeschotteten App-Marktplätze währt nicht ewig, auch wenn die Anbieter ihre Pfründe noch eine Weile hart verteidigen werden. Initiativen wie Mozillas Firefox-OS oder das Smartphone-Ubuntu zeigen, wo die Reise hingeht: Eine App für alle Plattformen. (vbr)