Wann kommt der erste Samsung-Store?

Der stationäre Händler war für die Hersteller schon immer mehr als lediglich ein Vertriebspartner. Er war auch immer auch ein Repräsentationspartner. Wenn nun die Zahl der stationären Händler immer weiter zurückgeht, müssen die Hersteller darauf reagieren – mit eigenen Stores?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Hans Wienands, Senior Vice President bei Samsung in Schwalbach,

Samsung-Manager Hans Wienands

(Bild: Samsung )

in den vergangenen Tage vielen mir drei Meldungen ins Auge, die auf den ersten Blick nichts, auf den zweiten aber vielleicht doch eine ganze Menge miteinander zu tun haben.

Erstens: Nicht nur die Zahl der stationären PC-Händler, auch die der Sportfachhändler geht zurück. Wie Andreas Rudolf, Geschäftsführer der Handelskooperation Sport 2000, anlässlich der Messe ISPO in München mitteilte, ging die Zahl der stationären Sportfachgeschäfte von 6.400 im Jahr 2003 auf aktuell 4.800 Outlets zurück. "Vor allem die kleineren und mittleren Händler haben aufgegeben", so Rudolf laut einem Handelsblatt-Artikel. Wesentlicher Grund für den Rückgang: Die zunehmende Konkurrenz aus dem Internet.

Zweitens: Amazon setzte im vergangenen Jahr allein in Deutschland 6,4 Milliarden Euro um. Das entspricht einem Anteil von über 20 Prozent am gesamten Online-Shopping-Umsatz (rund 28 Milliarden) in Deutschland. Tendenz: steigend.

Drittens: Der deutsche Spielzeughersteller Playmobil eröffnet in diesen Tagen sein erstes eigenes Ladengeschäft. Er folgt damit seinem Konkurrenten Lego, der allein in Deutschland bereits elf Lego-Stores betreibt; einen davon übrigens im Münchener Einkaufszentrum Pasing-Arcaden. Und genau hier wird es denn auch den ersten Playmobil-Store geben. Ein interessantes Experiment – da kann man im direkten Vergleich die Resonanz beim Publikum messen.

Warum schreibe ich Ihnen das? Mein Eindruck ist, dass wir es hier mit einem branchenübergreifenden Trend zu tun haben. Ich will nicht behaupten, dass stationäre Hersteller-Stores wie Pilze aus dem Boden schießen, aber es werden immer mehr, von Sportartikelherstellern (Puma, Adidas, Nike), von Klamottenanbietern (Eterna, Levi´s, Jack Wolfskin, Palmers, Pierre Cardin), von Haushaltswarenherstellern (Villeroy & Boch, WMF). Aus dem ITK-Bereich gehören die Shops von Telekom, Vodafon, O2 und E-Plus zum Stadtbild, aber das sind ja keine Hersteller im engeren Sinn. Hier fällt mir als einziger Anbieter, der zur Zeit eigene Stores betreibt, nur einer ein: Apple.

Ich denke, das wird sich ändern. Weitere Hersteller aus der IT-Branche werden es Apple gleichtun und mit eigenen Stores in den Innenstädten und Einkaufszentren um die Gunst der Kunden werben. Vor allem Hersteller mit starker BtC-Ausrichtung. Warum? Ganz einfach: Weil den Herstellern die stationären Händler wegsterben. Ich habe an dieser Stelle ja schon mehrfach festgestellt, dass immer mehr stationäre Fachhändler im Wettstreit mit den Online-Shops den Kürzeren ziehen und aufgeben. Was die Hersteller erst jetzt allmählich merken: Damit bricht ihnen ein wichtiger Funktionsträger weg: Ich meine weniger den Händler als Vertriebspartner (diese Funktion kann in der Tat der Online-Shop übernehmen), sondern ich meine den Händler als Repräsentationspartner, also als jene Anlaufstelle, die ein Interessent oder ein zufällig daherkommender Passant aufsuchen kann, um vor dem Kauf ein Produkt anzusehen, es in die Hand zu nehmen, die Geräuschentwicklung im Betrieb zu überprüfen und dergleichen Dinge mehr. Diese Funktion kann kein Internet-Shop übernehmen. Gut, es gibt die Möglichkeit, im Internet zu bestellen und die Ware anschließend zu Hause zu begutachten. Aber nicht jeder Anwender hat große Lust, bei Nichtgefallen immer wieder Pakete neu zu verpacken und zur Post zu bringen.

Mit anderen Worten: Die Bedeutung des stationären Handels für den Hersteller ging schon immer über die eines Vertriebs- oder Handelspartners hinaus. Der stationäre Handel war schon immer auch der Showroom der Herstellers. (Komischerweise haben sich die wenigsten Händler diese Leistung vom Hersteller honorieren lassen, aber das ist ein anderes Thema.) Wenn nun im Zuge der Entwicklung immer mehr Händler die Rollläden ihrer Geschäfte für immer hinunterlassen müssen, dann hat dies für die Hersteller vor allem eine Konsequenz: Sie müssen nun selbst einen Showroom einrichten, wobei es mit EINEM sicher nicht getan ist. Siehe Apple-Store.

Ich kann mir perspektivisch folgendes Szenario gut vorstellen: Wir haben in Deutschland Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Stores oder Showrooms der großen ITK-Hersteller. Eventuell werden diese Stores von Partnerfirmen betrieben. Die Kunden bestellen im Internet (Terminals in den Showrooms stehen dafür bereit), die Lieferung an die Endkunden erfolgt durch die Distributoren. Dieses Szenario wird sicher nicht morgen Realität, auch nicht übermorgen. Vielleicht kommt es auch anders, aber momentan spricht doch Einiges dafür, dass man sich auf diese Entwicklung einstellen muss.

Lieber Herr Wienands, Samsung ist ja der große Rivale von Apple, zumindest in einigen wesentlichen Bereichen. Aber auch unabhängig davon stellt sich die Frage, wann wir den ersten Samsung-Store oder den ersten Samsung-Showroom sehen werden.

Beste Grüße!

Damian Sicking

Weitere Beiträge von Damian Sicking finden Sie im Speakers Corner auf heise resale ()