Update für US-Hitparaden und -Einschaltquoten

Ab sofort werden in den USA auch YouTube-Videos bei der Berechnung der Billboard-Charts berücksichtigt. Dieser Schritt wirbelt die Top 100 mächtig durcheinander und verleiht ihr gleich zu Beginn einen neuen Spitzenreiter.

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Die US-Musikhitparade hat eine neue Nummer 1: Der vor kurzem noch unbekannte Baauer hat es diese Woche mit "Harlem Shake" von Null auf die Spitzenposition der Billboard Hot 100 geschafft. Es ist das 21. Lied unter den 1.023 seit 1958 registrierten Nummer-1-Hits, das es ohne vorherige Platzierung in den Top 100 auf Platz 1 geschafft hat.

Baauer ist zudem der Allererste an der Spitze, der weder eine frühere Top-100-Platzierung noch wochenlange TV-Präsenz in "American Idol" aufweisen kann. Grund für seinen Erfolg: Ab sofort werden legitimierte YouTube-Videos in die Berechnung der Billboard-Charts einbezogen.

In nur einer Woche (bis 19. Februar) wurde Harlem Shake auf YouTube (inklusive Vevo) 103 Millionen mal abgerufen. Gezählt werden dabei auch von Dritten bereitgestellte Videos in denen die Musik ertönt, sofern die Nutzung der Musik autorisiert ist. Wie bisher fließen in die Berechnung der Billboard Hot 100 auch bezahlte digitale Downloads und Verkäufe physischer Tonträger, Airplay von terrestrischen Radiostationen, On-Demand Audio-Streaming bei bestimmten Abonnement-Diensten sowie Webradio ein. Die einzelnen Bestandteile werden aber unterschiedlich gewichtet.

Laut New York Times haben YouTube und Billboard schon fast zwei Jahre über die Änderung der Berechnungsformel diskutiert. Harlem Shake habe nun den Ausschlag gegeben. Das Stück war schon vor fast einem Jahr veröffentlicht worden. Doch erst als es diesen Monat auf YouTube zum Meme wurde und tausende User jeweils 30-Sekunden-Videos mit dem Harlem Shake Ton produzierten, wurden nennenswerte Verkaufszahlen registriert: Zwei Woche zuvor hatte Harlem Shake noch unter der Wahrnehmungsschwelle gelegen, vergangene Woche wurden 18.000 verkaufte Kopien gezählt, in dieser Woche (13. bis 19. Februar) bereits 262.000.

Das alleine hätte schon für einen Platz unter den Top 15 gereicht. Dank YouTube schnellte die Tonspur aber auf Platz 1. Dabei ist Harlem Shake mangels großer Plattenfirma kaum im Radio präsent. Nur 112 von 1.235 beobachteten US-Radiostationen haben das Werk in der gezählten Woche gespielt – und damit rechnerisch 2 Millionen Hörer erreicht. Selbst das ist ein durch YouTube ausgelöster enormer Zuwachs, denn in der Woche davor wurden gerade zwei Wiedergaben im Radio registriert.

Von der neuen Formel deutlich profitiert haben auch "Stay" von Rihanna (von 57 auf 3 dank 3,8 Millionen YouTube-Views) und Drakes "Started from the Bottom" (von 63 auf 10 mit 5,1 Millionen). Selbst "Gangnam Style" von Psy konnte den Abwärtstrend umkehren (von 48 auf 26 mit 3,7 Millionen Views).

Auch Einschaltquoten vor Erweiterung

Neben den Musikcharts erhebt Nielsen in den USA auch die TV-Einschaltquoten. Knapp 23.000 Haushalte dienen als Stichprobe. Bei ihnen soll ab September schrittweise auch die Nutzung von TV-Inhalten auf Nicht-Fernsehapparaten erfasst werden, etwa Videos von Netflix und Amazon und TV auf Spielkonsolen wie X-Box und PlayStation. Dies berichtet The Hollywood Reporter. Ein aus TV-Sendern, Kabelnetzbetreibern und Werbekunden zusammengesetztes Gremium habe diese nicht bindende Entscheidung am Dienstag getroffen.

Nielsen selbst soll bereits an Software für iPads arbeiten. Nach und nach sollen weitere Geräte überwacht werden. Mit der bevorstehenden Übernahme von Arbitron wird auch die Erfassung öffentlichen TV-Genusses wie zum Beispiel in Gaststätten erweitert.

Eines Tages möchte Nielsen jeglichen TV-Konsum in seiner Stichprobe erfassen. Dazu ist aber auch die Mitarbeit der Streaming-Anbieter erforderlich. Denn solange die ihre Streams nicht passend kodieren, kann Nielsen nur die Dauer der Nutzung messen, nicht aber, welcher Inhalt genau abgerufen wird. Der aber wäre für Programmgestalter und Werbekunden die wertvollste Information. (uk)