Streit um DRM in HTML5

Google, Microsoft und Netflix wollen eine Erweiterung zum Verschlüsseln von Medieninhalten in die neue Hypertextsprache integrieren. Bürgerrechtler warnen vor innovationsfeindlichen Kopierblockaden, auf die Hollywood dränge.

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Ein Plan von Google, Microsoft und Netflix, mit dem eine Erweiterung zum Abspielen verschlüsselter Medieninhalte in HTML5 integriert werden soll, sorgt für Unmut bei US-Bürgerrechtlern. Stein des Anstoßes ist ein Vorstoß für "Encrypted Media Extensions" (EME), die als Schnittstelle zum Abspielen DRM-geschützter Inhalte im Browser beschrieben und derzeit vom World Wide Web Consortium (W3C) geprüft wird. Die Initiatoren des Antrags betonen, dass damit kein digitales Rechtekontrollmanagement (DRM) in der Spezifikation verankert werden solle. Die Kritiker übersetzen das mit: "Wir sind keine Vampire, aber wir laden sie in dein Haus ein."

Die Erweiterung soll das Abspielen möglicherweise verschlüsselter Inhalte ermöglichen und Seitenentwicklern dafür eine API zur Verfügung stellen, die mit verschiedenen Verschlüsselungssystemen zurechtkommt. Es müsse sich dabei nicht zwangsweise um Kopierschutzsysteme handeln, erläutern die Verfasser. Mark Watson, der bei Netflix für EME verantwortlich ist, hat aber mittlerweile eingeräumt, dass im Blickpunkt der Anwendungsfälle DRM stehe.

Der Google-Mitarbeiter Ian Hickson, der maßgeblich an der Entwicklung von HTML5 beteiligt ist, hat sich mittlerweile ebenfalls zu Wort gemeldet. Das Ziel von DRM sei es nicht, Copyright-Verstöße zu verhindern. Vielmehr gehe es darum, Inhalteanbietern mehr Macht gegenüber den Herstellern von Abspielgeräten zu geben. Systeme zur Rechtekontrolle funktionierten daher im Bereich Bücher und Video sehr gut, auch wenn sie an sich alle umgangen werden könnten und ihre Verschlüsselungsverfahren gebrochen seien.

Für die Electronic Frontier Foundation (EFF) handelt es sich bei der Initiative um einen Versuch, dem Wunsch der US-Filmindustrie nach mehr Kontrolle über neue Technologien zu entsprechen. Dieser habe sich in willkürlichen Produktbeschränkungen manifestiert, die vom Kampf gegen schnelles Vorspulen bis hin zu regionalen Abspielcodes für DVDs reichten. Jetzt gehe es um die Zukunft der Sprache des Webs, die immer für Offenheit, Interoperabilität und allgemeine Verfügbarkeit gestanden habe. Falls EME komme, würde sich das W3C damit von all seinen bisherigen Grundsätzen der Standardisierung abwenden und sich seine Daseinsberechtigung entziehen. (mho)