Ex-Universal-Manager sieht fortschreitenden Niedergang der Musik-CD

Tim Renner, ehemaliger Chef von Universal Music Deutschland, meint, die Musikindustrie müsse verstärkt auf den Online-Vertrieb setzen. Für ältere Käufer seien Vinylscheiben mit Download-Angebot geeignet.

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Tim Renner, früherer Chef von Universal Music Deutschland, ist sich sicher, dass der Niedergang der CD noch scharf weitergehen werde. In einem Interview mit der Wirtschaftswoche sagte er: "Der Markt wird sich weiter verdichten, und ich bin fast sicher, dass von den derzeitigen vier Majors neben Universal allenfalls noch ein weiterer großer überlebt." Renner meint, die Plattenfirmen sollten noch mehr auf das Internet setzen. "Die CD wird es sicher auch in Zukunft geben – aber als hochwertig ausgestattetes Extra, das seinen Preis hat."

Der älteren Generation wolle Renner am liebsten "nur noch die Kombination aus Downloads und Vinylscheiben" anbieten. "Überall da, wo die CD dem Download überlegen ist, ist Vinyl der CD voraus – sie klingt einfach besser und sieht im Regal viel besser aus." Die Akzeptanz eines solchen Angebotes habe sein Unternehmen Motor Entertainment bereits erfolgreich getestet. "Bei der jüngsten Platte von Philip Boa haben wir die Vinylscheibe für zwölf Euro verkauft und dazu einen Download-Code angeboten." Das Album habe sich gut verkauft und fast 60 Prozent der Käufer hätten den Download genutzt.

Renner wurde zunächst 1998 "President Music" bei Universal, nachdem seine Firma Polygram übernommen worden war. 2001 wurde er CEO, verließ den Posten aber Anfang 2004 nach Meinungsverschiedenheiten über die Sparpolitik seines Unternehmens. Kurz darauf attackierte Renner die Online-Strategie der Musikindustrie: Das Schöne am Netz sei es, "zu jedermann zu jederzeit seinen Musikgeschmack rüberbringen" zu können. Dieses Potenzial sei in der Branche nicht ausreichend erkannt worden."Die Musikindustrie hat das Problem einer Industrie, der es zu gut gegangen ist", meinte Renner im Januar 2004. (anw)