Plötzliches Aus für mehrere Yahoo-Dienste

Kommende Woche schließt das Unternehmen einige Dienste. Die kurze Frist, eigene Daten zu speichern und die wenigen Möglichkeiten, Backups zu ziehen, verärgern nicht nur die Nutzer.

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Heute in einer Woche legt Yahoo einige Angebote still. Die kurze Frist, eigene Daten zu speichern und die bescheidenen Möglichkeiten, Backups zu ziehen, verärgern nicht nur die Nutzer. Abgeschaltet werden die Rabattseite Yahoo Deals, das für Kinder gedachte Portal Yahoo Kids (ehemals Yahooligans), SMS Alerts, die auf J2ME-beruhenden Mail- und Messenger-Apps für Mobiltelefone sowie der Veranstaltungskalender Upcoming. Anfang Juni landen außerdem ältere Versionen von Yahoo Mail auf dem digitalen Scheiterhaufen.

Upcoming-Gründer Andy Baio reagierte mit harschen Worten. Er hatte sein Unternehmen 2007 an Yahoo verkauft, was er heute als "fürchterlichen Fehler" einschätzt. Yahoo habe die sozialen Elemente entfernt, Spam zugelassen und das Design verunstaltet. In den vergangenen Monaten habe er mehrfach versucht, Upcoming.org zurückzukaufen. Bei Yahoo habe das aber keinen Anklang gefunden. "Upcoming ist schon lange nicht mehr relevant und ein Teil von mir ist froh, dass Yahoo die verfälschte Version aus ihrem Elend befreit. Was mich wirklich ärgert ist, dass archivierte Veranstaltungen bald offline gehen und es keinen Weg eines Backups gibt."

Das Archive Team versucht, mit Hilfe Freiwilliger Upcoming.org und andere todgeweihte Online-Dienste für die Nachwelt zu dokumentieren. Die Software dafür gibt es für Windows, Linux und Apple. Bekanntestes Projekt war die Sicherung von Geocities. Dass sich Verweise auf dieses 2009 von Yahoo eingestellte Angebot bis heute auf Yahoo-Websites finden, ist bezeichnend für die Krise des Unternehmens.

"Wir schärfen unseren Fokus, um neue Produkte anzubieten", lautete der Titel eines Posts im offiziellen Yahoo-Blog am Freitagnachmittag. "Wir möchten Ihnen Erfahrungen bringen, die inspirieren und sie jeden Tag unterhalten", verkündet Yahoo-Manager Jay Rossiter darin. Dies bedeute, alle Produkte zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie "immer noch im Zentrum ihrer täglichen Gewohnheiten stehen". Als Teil dieser Bemühungen würden nun Angebote zugesperrt.

"Durch harte Entscheidungen können wir unsere Energie darauf konzentrieren, schöne Produkte zu bauen", erläutert Rossiter. Damit meint er eine neue Wetter-App für iPhones sowie eine E-Mail-Anwendung für Tablets (Android und iPad). Bereits Anfang April hatte Yahoo seine Dienste App Search, Avatars, Clues, Sports IQ und die Message Boards dicht gemacht. Auch die Blackberry-App lässt sich seither nicht mehr herunterladen. Seit Mitte April funktioniert zudem die Updates API nicht mehr.

Die Aktie des Rabattgutschein-Händlers Groupon legte am Freitag übrigens knapp 4 Prozent zu. Möglicherweise hat dabei das Ende des Konkurrenten Yahoo Deals geholfen. (anw)