Österreichische Nationalbibliothek stellt 100.000 Bücher online

In dem Projekt "Austrian Books Online" scannt die Österreichische Nationalbibliothek zusammen mit Google ihre antiquarischen Bücher ein. Der erste größere Schwung steht nun online.

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100.000 antiquarische Bücher aus dem 16. bis 19. Jahrhundert stehen nun in vollem Umfang kostenfrei online zur Verfügung. Die Werke stammen dem Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB). In dem Projekt "Austrian Books Online" werden seit 2010 zusammen mit Google Bücher eingescannt und im Volltext erfasst. Bis 2016 soll eine weitere halbe Million Bücher folgen. Eine österreichische Autorenlobby findet an dem Projekt wenig Gefallen.

20 ÖNB-Mitarbeiter sind in Vollzeit damit beschäftigt, die Bücher aufzubereiten, 50 weitere stehen ihnen zeitweise als Experten zur Seite. Digital erfasst werden die Bücher dann in Googles Scanzentrum in Bayern. Der Datenkonzern trägt die Kosten von bis zu 100 Euro pro Buch. Nach Angaben aus dem Jahr 2010 spart sich die Republik Österreich damit 30 Millionen Euro. Besonders empfindliche Werke werden nicht gescannt.

Scan-Arbeitsplatz

(Bild: ÖNB)

Die bereits digitalisierten Bücher sind sowohl bei Google Books als auch im Online-Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek zu finden. Sie können online gelesen, im Volltext durchsucht und vollständig heruntergeladen werden. Dies soll den Weg zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen ebnen und gleichzeitig den historischen ÖNB-Bestand schonen; die gedruckten Exemplare müssen nicht mehr so häufig benutzt werden.

Die "IG Autorinnen Autoren" hält die Zusammenarbeit der ÖNB mit Google für "eine Katastrophe". Die Nationalbibliothek falle damit jenen Autoren und Verlagen in den Rücken, die darum kämpfen, dass Google ihre Rechte respektiert. "Niemand soll sich auf Vorleistungen draufsetzen können, ohne investieren zu müssen, um sich als Weltbibliothek zu präsentieren", sagte IG-Geschäftsführer Gerhard Ruiss schon 2010 gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten. "Die andere Geschichte ist, dass man ein nationales Kulturerbe nicht privatisieren kann. Tatsache ist doch, sobald ich dieses Digitalisat einem Unternehmen übertrage, dann ist es weg – zum Nutzen eines findigen Unternehmers."

Die IG Autorinnen Autoren fordert unter anderem den Zugriff auf Vorratsdaten zur Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen und setzt sich für eine Festplattenabgabe ein. Ruiss ist auch Sprecher der von den Verwertungsgesellschaften finanzierten Kampagne "Kunst hat Recht", die im Februar mit dem Negativpreis wolo12 ausgezeichnet wurde.

Die Österreichische Nationalbibliothek zählt nach eigenen Angaben zu den fünf wichtigsten Sammlungen weltweit – nicht zuletzt aufgrund ihrer Geschichte als Hofbibliothek des Habsburgerreiches. Bereits früher hat die ÖNB 300.000 Bilder digitalisiert, und unter dem Namen ANNO läuft ein Projekt zur Erfassung alter Zeitungen und Zeitschriften. (anw)