Telekom: Flatrate-Kappung für alle Kunden, Managed Services für alle Anbieter

Spätestens 2018, wenn alle Festnetz-Anschlüsse auf All-IP-Anschlüsse umgestellt werden, sind alle Kunden von den Drosselplänen betroffen, bestätigte die Telekom. Der Konzern will anderen Anbietern wie Youtube ebenfalls "managed services" offerieren.

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Die von der Telekom geplanten Obergrenzen für den monatlichen Datenverkehr bei Festnetz-Flatrates werden spätestens ab 2018 alle DSL-Kunden treffen. Dann sollen alle Festnetzanschlüsse auf die Technik All-IP umgestellt werden, bestätigte die Telekom gegenüber der Zeitung Die Welt, die Kunden müssten auch die neuen Geschäftsbedingungen akzeptieren. Bisher war bekannt geworden, dass ab dem 2. Mai nur Verträge von Neukunden die neuen Regeln enthalten.

Ob es allerdings bei den angekündigten Obergrenzen bleibe, sei fraglich, schreibt die Zeitung weiter. "Wer weiß, wie die Datengrenzen 2018 aussehen werden? Wir leben in einer sehr dynamischen Branche", sagte demnach der Deutschland-Chef der Telekom, Niek Jan van Damme. Für All-IP hätten sich bereits mehr als eine Million der 11 Millionen Breitbandkunden entschieden.

Auch führte die Telekom laut van Damme Gespräche mit Inhalte-Anbietern, die ihre Dienste vom Datenvolumen ausgenommen sehen wollen – ähnlich wie der Telekom-TV-Dienst Entertain, den die Telekom als "managed service" nicht als normalen Internet-Datenverkehr betrachtet. Sein Unternehmen wolle "managed services" diskriminierungsfrei anbieten, das heißt mit jedem darüber sprechen, der sich bei der Telekom meldet. Die Bundesnetzagentur untersucht derzeit, ob "regulatorisches Handeln" erforderlich sei, um Transparenz und Netzneutralität zu wahren.

Telekom-Chef René Obermann hatte damit argumentiert, dass das IPTV-Angebot Entertain als "managed service" nicht als regulärer Internerverkehr betrachtet werden könne und daher die Herausrechnung des Telekom-IPTV-Datenaufkommens aus der Volumenobergrenze keine Verletzung der Netzneutralität darstelle. Das Telekom-IPTV-Angebot Entertain sei kein typischer Internet-Dienst, sondern eine von den Landesmedienanstalten durchregulierte separate Fernseh- und Medienplattform, für die die Kunden ein zusätzliches Entgelt bezahlten. Entertain sei damit eine Ausnahme, weil es ein "managed service" sei, bei dem der Konzern die Qualität garantiere. "Entertain ist ein unterschiedlicher Datenstrom auf der gleichen Leitung und deshalb ein managed service und kein regulärer Internetverkehr", betonte ein Telekom-Sprecher. Reguläre Internetdienste würden diskriminierungsfrei behandelt.

Allerdings sind solche "managed services", die die herkömmlichen Datenströme ersetzen, das Ziel von Carriern wie der Telekom, das sie mit den sogenannten Next Generation Networks (NGN) und ihrem IP Multimedia Subsystem erreichen wollen. Auf IP-Basis wird aus dem Internet damit eine Ansammlung von "managed services" unter Kontrolle der Carrier. Diese stehen dann zur weiteren Monetarisierung zur Verfügung. Jeder Traffic-Typ, ob es sich nun beispielsweise um Datenverkehr zu Webseiten, Musikstreaming oder Videotransfers handelt, ist dann jeweils nur eine bestimmte Ausprägung eines "managed service" im NGN. Von einem Best-Effort-Netz wie dem Internet, in dem alle Daten unterschiedlos auf dem bestmöglichen Weg transportiert werden, sind solche Next Generation Networks weit entfernt – und die Argumentation, Entertain sei ein spezieller Dienst, der mit dem Internet nichts zu tun habe, wäre hinfällig.

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(anw)