Googles Zahlen nähren die Skeptiker

Nachdem Google im vergangenen Quartal bei Umsatz und Gewinn zwar erneut wachsen konnte, aber die Analystenprognosen nicht erreichte, wachsen Spekulationen, eine verlangsamte US-Wirtschaft werde sich negativ auf die Online-Werbebranche auswirken.

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Alle drei Monate das gleiche Spiel: Innerhalb von zwei oder drei Wochen präsentieren illustre börsennotierte US-amerikanische IT-Unternehmen ihre Zahlen. In der Earnings Season dieses Winters, da sich Anzeichen für eine verlangsamte Wirtschaft mehren bis hin zu Stimmen, die eine Rezession befürchten, werden die Bilanzen von den Ökonomen und Börsianern vermutlich besonders fiebrig erwartet und aufmerksam studiert. Nachdem Intel und Apple vorsichtige Prognosen ablieferten und an der Börse abgestraft wurden, konnte Microsoft zwar noch eine Portion Hoffnung stiften, doch ließ der warnende Ausblick vorgestern aus dem Hause Yahoo die Analysten vor der Präsentation der Google-Bilanz erneut aufhorchen.

Der Internetdienstleister und Online-Werbevermarkter Google konnte sie nicht besänftigen. Er hat zwar im vergangenen Quartal seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum um 51 Prozent auf 4,83 Milliarden US-Dollar gesteigert und den Nettogewinn um 17 Prozent von 1,03 Milliarden auf 1,21 Milliarden US-Dollar wachsen lassen, doch blieb er mit seinem Wachstum hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Googles Bilanz für das vergangene Quartal "signalisiert, dass eine Verlangsamung der Wirtschaft Einschnitte in das Online-Werbegeschäft mit sich bringen könnte", schreibt die Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

Googles Ergebnisse "lassen erneut zusammen mit Yahoos vorsichtigem Ausblick Bedenken aufleben, dass sich die verlangsamende US-Wirtschaft auf die Online-Werbewirtschaft auswirken könnte", kommentiert das Wall Street Journal. "Solche Bedenken haben bereits zu einem Wertverlust der Google-Aktie von 20 Prozent in diesem Monat beigetragen." So ging denn nach Verkündung der Google-Bilanz die Talfahrt weiter. Der Kurs der Aktie, die gestern noch bei 564,30 US-Dollar 2,92 Prozent im Plus schloss, verlor nachbörslich 7 Prozent. Das Wirtschaftsmagazin Forbes schreibt, Googles "Geldverdienmaschine" sei eingebeult worden.

Von Bloomberg befragte Analysten waren von einem Umsatz ohne Traffic Acquisition Costs (TAC) von 3,45 Milliarden ausgegangen, Google hat hingegen lediglich 3,39 Milliarden Umsatz ohne jene TAC umgesetzt, die das Unternehmen an Partnerseiten abführt. Der Gewinn ohne aktienbasierte Ausgleichszahlungen betrug je Aktie 4,43 US-Dollar, die Analysten hatten 4,45 US-Dollar prognostiziert.

Google-CEO Eric Schmidt lässt sich zumindest in seiner Mitteilung nichts anmerken: "Wir sind sehr erfreut über unsere Leistung im vergangenen Quartal. Es zeigt einen guten Schwung unseres Kerngeschäfts, wachsenden Zuspruch für unsere neuen Geschäftsfelder und eine gesteigerte Disziplin bei der Handhabung der operativen Kosten." Etwas konkreter wird Google-Mitgründer Sergey Brin in der nachfolgenden Analysten-Konferenz. Sein Unternehmen habe seine Aktivitäten in Sozialnetzen nicht wie erwartet in Geld ummünzen können. Einen Einfluss der Entwicklung der US-Wirtschaft stelle er derzeit nicht fest.

Der Internetdienstleister hat auf seinen eigenen Webseiten 3,12 Milliarden US-Dollar umgesetzt, das sind 65 Prozent des Gesamtumsatzes. Über das Adsense-Programm mit Partnerseiten wurden 1,64 Milliarden oder 34 Prozent des Umsatzes erzielt. 48 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet Google außerhalb der Vereinigten Staaten. Vor einem Jahr betrug dieser Anteil noch 44 Prozent. In Großbritannien allein erwirtschaftet Google 692 Millionen US-Dollar oder 14 Prozent seines Umsatzes. Die Zahl der bezahlten Klicks auf Google-Websites und Partnerseiten zusammengenommen wuchs im Jahresvergleich um 30 Prozent und um 9 Prozent gegenüber dem dritten Quartal. Bloomberg stellt dem gegenüber, dass die Menge der Suchanfragen in den USA im vergangenen Monat laut ComScore um 3,9 Prozent abgenommen habe.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Google in US-Dollar

Quartal Umsatz Gewinn/
Verlust
4/03 515,2 Mio. 27,2 Mio.
1/04 653,0 Mio. 63,0 Mio.
2/04 700,2 Mio. 79,1 Mio.
3/04 805,89 Mio. 51,98 Mio.
4/04 1.031,5 Mio. 204,1 Mio.
1/05 1.256 Mio. 369 Mio.
2/05 1.384 Mio.
(890 Mio. ohne TAC)
343 Mio.
3/05 1.578 Mio.
(1.048 Mio. ohne TAC)
381,2 Mio.
4/05 1.919 Mio.
(1.290 Mio. ohne TAC)
372,2 Mio.
1/06 2.253 Mio.
(1.530 Mio. ohne TAC)
592,3 Mio.
2/06 2.456 Mio.
(1.671 Mio. ohne TAC)
721,1 Mio.
3/06 2.689 Mio.
(1.864 Mio. ohne TAC)
733,4 Mio.
4/06 3.206 Mio.
(2.230 Mio. ohne TAC)
1.030,7 Mio.
1/07 3.663 Mio.
(2.530 Mio. ohne TAC)
1.002,2 Mio.
2/07 3.782 Mio.
(2.632 Mio. ohne TAC)
925,1 Mio.
3/07 4.231,3 Mio.
(3.011 Mio. ohne TAC)
1.069 Mio.
4/07 4.826,6 Mio.
(3.380 Mio. ohne TAC)
1.206,4 Mio.
(anw)