Telekom verkauft Netzdienstleister VTS an Nokia Siemens Networks [Update]

Die Telekom sichert der VTS die Rolle des bevorzugten Managed-Services-Dienstleisters und Aufträge im Wert von 300 Millionen Euro zu. Zugleich ordert T-Mobile Infrastruktur für 150 Millionen Euro.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Wie seit Anfang September erwartet übernimmt Nokia Siemens Networks (NSN) die bislang zur Deutschen Telekom gehörende Vivento Technical Services (VTS). Die 2004 gegründete VTS, die rund 2000 Mitarbeiter beschäftigt, baut und wartet Fest- sowie Mobilfunknetze vor allem für die Deutsche Telekom. NSN und Telekom machten in gleichlautenden Pressemitteilungen keine Angaben zum Fortbestand der VTS-Arbeitsplätze. [Update: Für die VTS-Mitarbeiter gilt nach dem Betriebsübergang ein Kündigungsschutz von einem Jahr, erklärte NSN-Sprecher Stefan Zuber gegenüber heise online. Außerdem werde der neue VTS-Eigner in Tarifverhandlungen mit der zuständigen Gewerkschaft ver.di eintreten. Ob und in welchem Umfang in Zukunft Stellen bei VTS wegfallen werden, sei noch offen. Dies hänge davon ab, als wie groß sich die Überlappungen zwischen den bestehenden Service-Abteilungen von NSN und denen der VTS herausstellten. /]

Der Betriebsübergang, der die Übernahme des Betriebsvermögens der VTS durch Nokia Siemens Networks beinhaltet, soll "voraussichtlich" Anfang 2008 erfolgen. Darüber hinaus sichert die Deutsche Telekom ihre "weitere Unterstützung" zu, um einen erfolgreichen Übergang der VTS sicherzustellen. Zugleich haben die Unternehmen Verträge über Managed Services in Höhe von rund 300 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre unterzeichnet. Nokia Siemens Networks wird damit bevorzugter Partner der Telekom für Serviceleistungen bei anstehenden Managed-Services-Projekten, das heißt die herstellerunabhängige Wartung, Installation und Inbetriebsetzung von Infrastruktur. Ferner soll die "neue" VTS zur Schnittstelle für das Wartungsmanagement und die Systemintegration der Telekom werden.

NSN hat nach eigenen Angaben bereits über 160 Verträge für Managed Services und Outsourcing geschlossen und strebt mit der VTS-Übernahme die europäische Marktführerschaft in diesem Segment an. Nach Schätzung von NSN wird der Markt für Infrastrukturdienste bis 2010 jährlich um sechs Prozent auf eine Milliarde Euro wachsen. Zugleich gaben die Unternehmen bekannt, dass mehrere europäische T-Mobile-Landesgesellschaften Infrastruktur im Wert von bis zu 150 Millionen Euro, zum Beispiel für ein "Intelligent Network", bei NSN ordern werden.

NSN selbst hatte wegen operativer Verluste im Geschäft mit Telecom-Ausrüstung Mitarbeiter zum Beispiel aus den Bereichen Forschung und Entwicklung an andere Firmen ausgelagert, und es wird befürchtet, dass NSN über die bereits erfolgte Streichung von 2290 Jobs in Deutschland hinaus einen weiteren Stellenabbau vorbereitet.

Die VTS ist eine der Töchter der früheren Personal-Service-Agentur der Telekom, die 2003 in Vivento umbenannt worden war. Seither gab es wiederholt Proteste der Telekom-Beschäftigten gegen eine Verlagerung ihrer Arbeitsplätze zu Vivento, zum Beispiel anlässlich der Auslagerung von Call-Centern in die Vivento Customers Service (VCS); im Mai streikten Telekom-Beschäftigte wegen der befürchteten Auslagerung von 50.000 Jobs an Servicegesellschaften im Rahmen der von Konzernchef René Obermann geplanten Restrukturierung der Telekom. Neben VTS gelten die Sparte DeTe Immobilien, die Funktürme und die Rundfunktochter Media & Broadcast als potenzielle Verkaufskandidaten. (ssu)