Google will Dauer der Suchanfragendatenspeicherung nicht weiter kürzen

Die Speicherung von Daten für neun Monate sei wichtig für die Ingenieure, Trend zu sehen und ein Gefühl für die Nutzer zu bekommen, sagte Google-Managerin Marissa Mayer in einem Interview mit dem "Handelsblatt".

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Der US-amerikanische Suchmaschinenanbieter Google will die bei Suchanfragen anfallenden Daten nicht kürzer als neun Monate speichern. Das geht aus Äußerungen der Google-Managerin Marissa Mayer im Handelsblatt hervor. Damit bleibt der Konzern gegenüber Forderungen von EU-Datenschützern hartnäckig, die eine Löschung der Daten nach sechs Monaten fordern, und geht auch nicht mit einer Initiative von Microsoft konform. Der Redmonder Konkurrent hatte diese Woche vorgeschlagen, seine bei der Suche erhobenen Daten künftig nur noch sechs Monate zu speichern, heißt es im Handelsblatt. Allerdings müssten andere Unternehmen mitziehen.

"Wir speichern diese Daten neun Monate. Und das ist wichtig, denn das hilft unseren Ingenieuren, Trends im Lauf der Zeit zu sehen und ein Gefühl für die Nutzer zu bekommen", sagte die für den Bereich "Search Products & User Experience" zuständige Vice President. Google war den EU-Datenschützern zuletzt im September etwas entgegengekommen und hatte die Speicherdauer von IP-Adressen von 18 Monaten halbiert. Die Artikel-29-Gruppe der europäischen Datenschützer war im April nach Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine Basis für eine Suchanfragenspeicherung für länger als sechs Monate gebe. Suchmaschinenbetreiber, die Daten länger speichern wollen, sollten genau darlegen, warum sie darauf nicht verzichten können, meinen die EU-Datenschützer.

Zum Webbrowser Chrome, der gestern das Beta-Stadium verlassen hat, sagte Mayer, seine Einfachheit passe zur Gesamtstrategie, sehr komplexe Technik einfach nutzbar zu machen. Es habe aber Nutzer gegeben, die nicht geglaubt hätten, "dass ein Browser so nackt sein kann. Aber die meisten mögen es nach einer gewissen Zeit". Ein Online-Betriebssystem ergebe für sie als Informatikerin keinen Sinn, so Mayer weiter. Vielmehr werde ihr Konzern auf Cloud Computing setzen, um Daten den Menschen sicher und an jedem Ort vorhalten zu können.

Zum Thema Zukunft der Suche sagte die Google-Managerin, heute könnten die Menschen erst 10 bis 20 Prozent aller Suchen, die sie gern machen würden, tatsächlich umsetzen. Probleme gebe es noch beispielsweise mit der mobilen Suche, der Bild- und Musikerkennung. Anstelle von geschriebenen Anleitungen sei es besser, Videoanleitungen zu bekommen. Ein weiterer Aspekt der Arbeit an der Suche der Zukunft sei die Sozialisierung und Personalisierung von Suchresultaten. Die Suchergebnisse würden besser, wenn Google mehr über seine Nutzer wisse.

Es sei sehr wichtig, Kindern Technik verfügbar zu machen, meint Mayer. Es sei aber ebenso wichtig, dass Eltern bewusst ist, worauf Kinder im Internet treffen könnten und entscheiden, welchen Dingen sie ihre Kinder aussetzen. Manchmal werde der Schutz auch übertrieben. Kinder wüssten mehr über den Umgang mit dem Internet, als die Erwachsenen denken. Die Chancen, die Technik Kindern biete, würden oft übersehen in der Debatte darüber, was es an Schädlichem gibt. (anw)