mStore-Chef: Interview über das Wachstum der Apple-Stores

mStore, nach eigenen Aussagen größter deutscher Premium-Reseller, betreibt 17 Filialen in deutschen Großstädten. Doch die Konkurrenz durch Apples Filialen wächst. Mac & i fragte den Geschäftsführer Martin Willmann, wie er das findet.

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Martin Willmann, Geschäftsführer von mStore

Mac & i: Herr Willmann, ist es für mStore eine gute oder eine schlechte Nachricht, wenn Apple einen weiteren Apple Store eröffnet, wie zuletzt den im Berliner Kurfürstendamm?

Martin Willmann: Vermutlich beides. Für die Wahrnehmung der Marke Apple sind die Apple Stores eine große Hilfe. Sie haben erheblich dazu beitragen, dass Apple der Wiederaufstieg zu einer der wertvollsten Marken der Welt gelungen ist. Und für uns Apple-Händler kann die Brand Awareness, also die Markenbekanntheit, gar nicht nicht hoch genug sein. Man muss aber auch sehen, dass Apple Premium Reseller wie wir, die auch in schlechten Zeiten zu Apple gestanden haben, einen Anteil am Umsatzwachstum bei Apple hatten.

Mac & i: Dann müsste Sie der Start des größten Apple Stores in Berlin am Ku‘damm doch eigentlich freuen?

Martin Willmann: Wir haben in München und Hamburg diese Erfahrung schon hinter uns gebracht. Nach der Eröffnung der Apple Stores wurde es in unseren Läden in unmittelbarer Nachbarschaft schon ein bisschen stiller. Das ging rund ein halbes Jahr lang so, danach lagen wir wieder auf dem ursprünglichen Niveau. Es hilft der Marke, aber 30 Apple Stores in Deutschland oder mehr möchte ich nicht haben.

Mac & i: Wie haben Sie Ihre Kunden zurückgewonnen?

Martin Willmann: Zum einen bewegen wir uns in einem wachsenden Markt. Während andere PC-Händler darüber klagen, dass immer weniger Leute einen klassischen Personal Computer kaufen, geht es bei Apple und damit auch bei uns aufwärts. Steve Jobs und seine Nachfolger haben die Zeichen der Zeit früher erkannt als andere, beispielsweise beim iPad. Wir sehen aber auch, dass Stammkunden, die zwischendurch mal den Apple Store ausprobiert haben, wieder zu uns zurückkommen.

Mac & i: Was können Sie den Kunden bieten, was Apple nicht hat?

Martin Willmann: Bei den Pro-Kunden kocht Apple auch nur mit Wasser. Wir können die komplette Palette eines Systemhauses anbieten, die Apple selbst so gar nicht offeriert. Die Apple Stores spielen ihre Stärken im Markt der privaten Verbraucher aus. Sie sprechen Gruppen wie Touristen und die privaten Apple-Fans an. Wir sind der kompetente Partner im Profi-Bereich.

Mac & i: Setzt Apple mit Innovationen wie der Genius Bar die anderen Apple-Händler unter Druck?

Martin Willmann: Die Qualität der Beratung an der Genius Bar ist unserer Beobachtung nach schon klasse. Die Genies in den Apple Stores sind allerdings knapp. Kunden müssen zum Teil lange Zeit vorab einen Termin vereinbaren. Und wer kurzfristig ein Problem lösen muss, kommt nicht zum Zuge. In unseren Läden haben wir überall zertifizierte Techniker, die besser verfügbar sind. Wir müssen niemanden wegschicken. Und mit Innovationen wie der „gläsernen Werkstatt“ in den mStores setzen wir auch Zeichen.

Mac & i: Verteilt Apple neue Geräte, die stark nachgefragt sind, fair zwischen den eigenen Apple Stores und den anderen Händlern?

Martin Willmann: Apple bevorzugt nach unseren Erfahrungen die eigenen Stores nicht. Wir hatten beispielsweise am ersten Verkaufstag der neuen MacBook-Air-Generation die Geräte morgens schon in den Regalen, als sie am Ku‘damm im Apple Store noch nicht verfügbar waren. Es gibt aber eine Ausnahme, die für uns sehr unbefriedigend ist. In Deutschland wird das iPhone nur von Apple und den Telefon-Providern angeboten. Bis da ein iPhone auf indirektem Web bei uns landet, dauert das ewig, obwohl viele Stammkunden das gerne von uns haben würden. Da sitzen wir leider in der zweiten Reihe.

Mac & i: Wie sieht der Apple-Markt in Deutschland jenseits der Apple Stores aus?

Martin Willmann: Wir selbst sind gut aufgestellt und wachsen jedes Jahr. Da macht sich auch langsam ein Echo-Effekt bemerkbar, weil zufriedene User des iPhones oder iPads den Macintosh entdecken. Uns macht aber Sorgen, dass Geräte wie das iPad zum Teil von Elektronikmarkt-Ketten verschleudert werden. Das nervt uns uns sehr - und wir beobachten das mit Argusaugen.

Mac & i: Es wird immer wieder über ganz neue Geräte-Klassen von Apple spekuliert, etwa einen Apple-Fernseher oder eine Smart-Watch. Halten Sie in Ihren Läden dafür schon die Regale frei?

Martin Willmann: Aus den Spekulationen halten wir uns raus. Wir sind uns aber sicher, dass von Apple immer wieder neue Produkte auf den Markt kommen werden, die nicht „Me Too“ sind, also die Features haben, die alle anderen auf dem Markt bereits bieten. Apple arbeitet so lange daran, bis daraus ein perfektes Produkt geworden ist. Man muss sich auch vor Augen halten, dass auch ein Steve Jobs nicht jedes Jahr einen Knüller gebracht hat, sondern sich die notwendige Zeit genommen hat. Ein Unterschied zu früher ist aber schon zu erkennen. Steve Jobs waren Dinge wie „Shareholder Value“ und der Börsenkurs der Apple-Aktie vollkommen egal. Da haben seine Nachfolger sicherlich weniger Spielraum.

In Heft 11 – ab 13.7. im Handel, ab 9.7. vorab online bestellbar – berichtet Mac & i ausführlich über das Wachstum und den Erfolg der Apple-Stores. (se)