IDF: Celerons für 199-Dollar-Computer

Die Silvermont-Technik in Celerons und Pentiums verspricht Vorteile nicht bloß für Intel, sondern auch für Käufer.

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In den vergangenen Jahren waren Celerons und Pentiums abgespeckte Billigversionen der leistungsstarken Core-i-Familien. Im Prinzip waren sie damit bei gleicher Taktfrequenz und Kernzahl potenter als Atoms. Letztere sind nicht durch Magie sparsamer und kompakter als ein Core i, sondern weil sie schlichtweg weniger Funktionen und Rechenwerke enthalten, beispielsweise nur eine SSE-Einheit statt zwei pro Kern.

Das Bay Trail-D/M-SoC enthält außer vier CPU-Kernen auch Chipsatzfunktionen.

(Bild: Intel)

Nun wendet sich Intel von dem Konzept ab, beschnittene Versionen leistungsstarker Notebook- und Desktop-Chips als Celerons und Pentiums zu verkaufen. Stattdessen handelt es sich dabei nun um höher getaktete und anders ausgestattete Versionen von Systems-on-Chips (SoCs), die eigentlich für Tablets oder gar Smartphones entwickelt wurden. Bay Trail-M und Bay Trail-D sind höher getaktete Versionen des Bay Trail-T für Tablets und besitzen etwa SATA-Ports statt einer Schnittstelle für eMMC-Module als Massenspeicher.

Toshiba Satellite NB10t mit Celeron N2810

(Bild: Toshiba)

Das bringt nicht bloß Vorteile für Intel – etwa höhere Margen, weil die Tablet-Prozessoren billiger zu fertigen sind als ein Core i –, sondern auch für Käufer, die wissen, was sie erwarten dürfen. So liegt die Rechenleistung zwar recht niedrig, aber auch Leistungsaufnahme und Preis. Und anders als bei den bisherigen Celerons und Pentiums sind bei den Silvermont-SoCs endlich auch die HD-Videobeschleuniger der GPU aktiv. Auch ein USB-3.0-Controller ist eingebaut.

Die Rechenleistung der Silvermont-Celerons ist so schlecht nicht, wenn man die 1,5 Cinebench-R11.5-Punkte des Atom Z3770 mit vier Kernen zugrunde legt: Die beiden Sandy-Bridge-Kerne des 17-Watt-Billigheimers Celeron 847 liefern bei 1,1 GHz bloß 0,83 Punkte, im Single-Thread-Lauf sind sie mit 0,43 zu 0,4 Punkten auch nicht nennenswert schneller.

Intel erwartet, dass Billig-Notebooks – im Grunde Netbook-Nachfolger – mit Celeron N2805 und 11,6-Zoll-Display ab 199 US-Dollar erhältlich sein können. Ob sich das mit Windows 8 verwirklichen lässt, ist fraglich; auf dem IDF wurden in Kooperation mit Google auch neue Chrome-OS-Notebooks von Acer, HP, Toshiba vorgestellt, allerdings vorwiegend mit Haswell-Chips. Für billige Tablet-Notebook-Hybriden mit Touchscreen und abnehmbarer Tastatur erwartet Intel Preise ab 399 US-Dollar inklusive Windows 8, wenn der Hersteller den Microsoft-Rabatt im Rahmen des Sonderprogramms "Small-Screen Touch" (SST) bekommt.

Bay Trail-M und Bay Trail-D
Prozessortyp Kerne/Cache CPU-Frequenz Preis
Bay Trail-M (Mobile, 7,5 Watt TDP)
Pentium N3510 4/2 MByte k. A. k. A.
Celeron N2910 4/2 MByte 1,60 GHz 132 US-$
Celeron N2810 2/1 MByte 2,00 GHz 132 US-$
Celeron N2805 2/1 MByte 1,46 GHz 132 US-$
Bay Trail-D (Desktop, 10 Watt TDP)
Pentium J2850 4/2 MByte 2,40 GHz 94 US-$
Celeron J1850 4/2 MByte 2,00 GHz 82 US-$
Celeron J1750 2/1 MByte 2,40 GHz 72 US-$

Die aktuelle Intel-Preisliste enthält noch Fehler, hier wird der Celeron J1850 mit 22-nm-Silvermont-Technik beispielsweise als 32-nm-Atom J1850 gelistet. Die Preise scheinen ebenfalls eher Richtwerte zu sein oder OEM-Kunden bekommen gewaltige Rabatte, denn ein 199-Dollar-Notebook mit 132-Dollar-Prozessor scheint kaum praktikabel.

Datenblätter zu den Silvermont-Chips gibt es auf dem Intel-Server noch nicht. Immerhin sind die ersten sieben Typen jetzt offiziell bestätigt. Erste Produkte wurden bereits angekündigt, auf der IFA etwa das NB10t von Toshiba. Intel hofft auch darauf, dass Hersteller Bay-Trail-Chips in "Smart Displays" mit Android einbauen, wie man sie etwa von Acer oder Viewsonic kaufen kann – bisher aber mit ARM-SoCs.

Auch für Bastler sind die Billigprozessoren interessant, wenn sie etwa auf Mini-ITX-Mainboards auftauchen. Sie könnten sich gut für den Einsatz in kleinen Media-Center-PCs eignen. Für sparsame Home-Server wäre es interessant, die Zahl der SATA-II-Ports zu kennen; möglicherweise sind es wie bei den Kabini-SoCs von AMD aber bloß zwei. Dann bleibt noch die Hoffnung auf kommende Embedded-Varianten, die als Atom E3000 (Bay Trail-I) erwartet werden oder bezahlbare Mainboards mit den Server-Atoms (C2000/Avoton). (ciw)