Das Aus für (öffentliche) Gleichstrom-Versorgung

Westinghouse hat endgültig den Stromkrieg mit Edison gewonnen: Vergangene Woche hat der New Yorker Energieversorger Con Edison den letzten Kunden von seinem Gleichstromnetz im Stadtteil Manhattan genommen.

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Vergangene Woche hat der New Yorker Energieversorger Con Edison den letzten Kunden von seinem Gleichstromnetz im Stadtteil Manhattan genommen. Damit ist der "Stromkrieg" zwischen dem Gleichstromverfechter Thomas Alva Edison und den Wechselstromanhängern George Westinghouse sowie Nikola Tesla endgültig zu Ende.

Vor über 125 Jahren, im September 1882, hatte Edison sein erstes Kraftwerk in New York in Betrieb genommen. Seither wurden Kunden in der Stadt mit Gleichstrom versorgt. Gleichstromnetze haben jedoch den Nachteil erheblichen Spannungsabfalls mit steigender Leitungslänge, während Wechselstrom durch Transformation auf höhere Spannung auch über längere Strecken effizient transportiert werden kann. Es müssten also entweder von Großkraftwerken zu den Verbrauchern unpraktische und kostspielige Leitungen mit riesigen Querschnitten verlegt oder alle ein bis zwei Kilometer ein Kraftwerk errichtet werden. Zu Beginn des Stromzeitalters hatten daher Personen, die es sich leisten konnten, einen eigenen Generator im Haus.

Dennoch wehrte sich Edison lange gegen Wechselstrom. Durch öffentliche Tötung von Tieren mit Wechselstrom versuchte er, den Wechselstrom als besonders gefährlich zu brandmarken. (Sein Mitarbeiter Harold P. Brown hatte den elektrischen Stuhl als Hinrichtungsinstrument entwickelt.) Edison soll sogar versucht haben, die Redensart "to westinghouse" für "mit dem elektrischen Stuhl hinrichten" einzuführen. Westinghouse soll sich durch die Experimente beleidigt gefühlt haben, da er nicht wollte, dass jemand durch "seine" Technologie zu Schaden kam.

Wechselstrom setzte sich durch, Edison sollte seinen Fehler eingestehen. 1928 stoppte Con Edison den weiteren Ausbau des Gleichstromnetzes, versorgte aber bestehende Kunden weiter. In den frühen 1970er-Jahren wurden noch über 6.000 Gleichstromkunden in New York gezählt. Im Januar 1998 startete das Unternehmen schließlich ein Programm mit dem Ziel, die Gleichstromversorgung der noch etwa 4.600 Kunden zu beenden. Soweit erforderlich wurden sie mit Gleichrichtern ausgestattet, die den Wechselstrom vor Ort in Gleichstrom verwandeln. Von 1998 bis heute hat Con Edison nach eigenen Angaben in 4.288 Gebäuden 6.172 Gleichstromzähler abmontiert. 2006 waren nur noch 60 Kunden übrig, letzte Woche wurde der letzte Abnehmer umgestellt. Er benötigt Gleichstrom für den Betrieb eines Aufzugs und einer Sprinkleranlage. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)