NSA, Xbox One, Google: Nominierte für Österreichs Big Brother Awards stehen fest

Illustre Namen stehen auf der Nominierungsliste für die diesjährigen Datenschutz-Negativpreise: Microsoft-Chef Steve Ballmer und Googles Executive Chairman Eric Schmidt.

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Am morgigen Freitag wird in Österreich der diesjährige Datenschutz-Negativpreis Big Brother Awards verliehen. Der veranstaltende Verein Quintessenz hat nun die Nominierungen bekannt gegeben.

In der Kategorie "Business und Finanzen" wurde unter anderem Microsoft-Chef Steve Ballmer nominiert. Die Spielkonsole Xbox One könne alles und jeden in der Nähe beobachten und werde so zu einem "Spion im trauten Heim". "Ständige Online-Verbindung ist Pflicht, die Pflicht den Echtnamen zu nutzen, ergänzt um Gesichtserkennung und Stimmerkennung sind die Bausteine um Spiele, Filme, Musik und Content einzelnen Personen verkaufen zu können", heißt es in der Nominierungsbeschreibung.

Googles Executive Chairman Eric Schmidt steht auf der Nominierungsliste in der Kategorie "Weltweiter Datenhunger", weil sein Unternehmen die Android-Passwörter unverschlüsselt auf den eigenen Servern speichere. Außerdem führe Google eine weltweite Datenbank mit den SSID von WLAN-Netzen. Wenn diese Datensätze zusammengeführt würde, stehe theoretisch jedes WLAN offen, in das sich einmal ein Android-Gerät eingeloggt hat.

In derselben Kategorie ist Hamadoun Touré als Chef der ITU nominiert. Die UN-Organisation erstelle ein Regelwerk, bei dem die technischen Anforderungen ITU-T Y.2770 "Requirements for deep packet inspection in next generation networks" in zukünftigen Geräten weltweit implementiert sein würden. Da die Hersteller von Geräten zur Netzwerksteuerung diesen Standard möglichst vollständig in ihren Geräten implementieren würden, könnten bald an allen Stellen eines Netzes Funktionen zur detaillierten Datenanalyse auf Knopfdruck aktiviert werden.

Vor dem Hintergrund der Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden bekommt auch die österreichische Regierung in der Kategorie Politik ihr Fett weg. Sie habe keinerlei Anstrengungen gezeigt, die eigenen Bürger vor dieser "systematischen Rechtsverletzung zu schützen. Stattdessen gab es zahlreiche Bemühungen, das Ausmaß der Bespitzelung zu verschleiern", heißt es zur Begründung.

Justizministerin Beatrix Karl von der ÖVP steht in der Kategorie "Behörden und Verwaltung" auf der Nominierungsliste für das Hinweisgebersystem zur Aufklärung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption. Der Server dafür stehe bei einem Cloud-Anbieter in Deutschland, auf den kein österreichisches Ministerium hoheitlichen Zugriff habe. Über den selben Dienst würden auch Hinweissysteme deutscher Behörden und Firmen abgewickelt. "Eine solche Zentralisierung aller Informationsgeber in einem Service spart auch bei der Suche nach unliebsamen Whistleblowern viel Aufwand und auch die generellen Risiken privater Firmen bei der Speicherung sensibler Daten sind wohlbekannt." (anw)