1984: Der Macintosh schreibt Geschichte

Vor 25 Jahren, am 24. Januar 1984, lieferte Apple seinen ersten Macintosh aus und revolutionierte damit den Computermarkt: Die kleine Plastikkiste war der der erste Desktop-Rechner mit grafischer Benutzeroberfläche und Maus.

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Der erste Mac erblickte 1984 das Licht der Welt

(Bild: Wikimedia Commons/GFDL)

Man kann nicht gerade behaupten, dass Apple-Gründer Steve Jobs 1984 sein damals jüngstes Baby, den Macintosh, geräuschlos auf den Markt gebracht hat – die zur Markteinführung gestartete Werbekampagne hatte es in der Computerbranche bis dahin noch nicht gegeben. Wenige Tage vor dem offiziellen Verkaufsstart lief der berühmte, 1,5 Millionen Dollar teure 1984-Werbespot von "Alien"-Regisseur Ridley Scot, beim Finale der US-Football-Liga Superbowl.

"Am 24. Januar 1984 bringt Apple Computer den Macintosh auf den Markt", verkündete die sonore Stimme des Sprechers zum Schluss des an den berühmten Roman von George Orwell angelehnten Spots, "und Sie werden sehen, warum 1984 nicht wie '1984' sein wird". Beim Apple-Aktionärstreffen am 24. Januar 1984 enthüllte Steve Jobs schließlich persönlich die knubbelige Maschine, an der sein Team drei Jahre lang gewerkelt hatte.

Der berühmte Werbespot von Ridley Scott

Der erste Macintosh war Apples Antwort auf die PC-Übermacht von IBM, die man in Cupertino als grau und unkreativ empfand. Bill Gates und Microsoft wurde noch als zutraulicher Software-Lieferant gesehen. 1984 rechnete Gates damit, die Hälfte seines Umsatzes mit Produkten für Apple-Rechner zu machen. Das Endprodukt der harten Arbeit im Apfel-Hauptquartier, der "Original Macintosh", war dann aber doch ein Kompromiss: Ganz so leistungsstark, wie ihn die Entwickler haben wollten, wurde er nicht.

Für den Einstiegspreis von damals 2495 US-Dollar – hierzulande musste man dank starkem Dollar und Deutschland-Aufschlag bis zu 10.000 DM berappen – erhielt man einen 9-Zoll-Bildschirm mit einer Schwarz-Weiß-Auflösung von 512 mal 342 Bildpunkten, 128 Kilobyte RAM, 64 Kilobyte ROM, einen Motorola 68000-Chip mit 8 MHz und ein 3,5-Zoll-Laufwerk für einseitige Disketten mit 400 Kilobyte Speicherkapazität. All das war in ein beiges, gut auf den Schreibtisch passendes Kunststoffgehäuse verpackt, Tastatur und Maus waren extra.

Das Betriebssystem der neuen Maschine war revolutionär: Es führte die Bedienung eines Rechners mit Hilfe einer grafischen Benutzerschnittstelle (GUI) erstmals in den Massenmarkt ein. Wie man dieses MacOS zu nutzen hatte, musste den Kunden erst einmal erklärt werden: Dazu startete Apple sogar eine "Test Drive"-Aktion, bei der man sich einen Macintosh nach fachkundiger Anleitung ausleihen konnte. Es war für die meisten Computerbenutzer etwas gänzlich neues, einen Zeiger mit der Maus zu bedienen, Menüleisten anklicken und Fenster hin und her schieben zu können. Die Nutzung war intuitiv, Tastaturkommandos musste sich niemand mehr merken, eine Kommandozeile existierte beim Macintosh nicht mehr.

Zwar war der Macintosh nicht Apples erster Ausflug in die von Xerox PARC-Entwicklungen inspirierte Fenster-gestützte Mausbedienung. Doch der Mac-Vorgänger Lisa konnte sich im Massenmarkt nicht durchsetzen und Steve Jobs wurde des Projekts schnell überdrüssig, weswegen er eine Art interne Gegenbewegung im Hause Apple anführte. Das Macintosh-Team war denn auch "anders" – es arbeitete enorm hart ("Work hard, play hard"), probierte neue Wege aus und gab sich als Symbol auch noch eine Piratenflagge.

Beim Publikum kam der neue Rechner schnell gut an: Bis Mai 1984 konnte Apple fast 75.000 Stück verkaufen, bevor der Hype etwas einbrach. Das Ziel, einen neuen Rechner für jeden Schreibtisch zu schaffen, erreichte man jedoch zunächst nicht – schnell stellte sich heraus, dass die Maschine besonders dem sogenannten kreativen Sektor, also Universitäten, Werbeagenturen oder Medien, zusagte. Die grafischen Möglichkeiten, die der Original-Macintosh bot, waren für seine Zeit auch beeindruckend: Zusammen mit dem Drucker LaserWriter führte die Maschine das moderne Desktop-Publishing in den Markt ein. Man erlebte erstmals das Prinzip des "What You See Is What You Get" (WYSIWYG): die Schrift auf dem Bildschirm war auch die, die gedruckt wurde.

Mit dem Original-Macintosh, der schließlich in Macintosh 128K umgetauft und später in verschiedenen Inkarnationen mit ähnlichem Gehäuse als "Classic" vermarktet wurde, wurde Apples enorm wichtige Rolle in der Computerindustrie zementiert. Viele Höhen und Tiefen – darunter Steve Jobs' Weggang noch 1985 und seine Rückkehr zu Apple 1997 – folgten, die Rechnermarke ist geblieben. Inzwischen verkauft der Hersteller im Quartal über 2,5 Millionen Maschinen, nachdem er in den vergangenen Jahren auch dank dem MP3-Spieler iPod und dem Mobiltelefon iPhone ein enormes Revival erfahren hat.

Heute hat sich Apple übrigens von der kompletten Bezeichnung "Macintosh", die sich das Unternehmen einst einiges kosten ließ und die ihre Herkunft einer schmackhaften Apfelsorte verdankt, verabschiedet – so kommt etwa Steve Jobs nur noch die Abkürzung "Mac" über die Lippen und auch in den offiziellen Produktnamen kommen nur noch die drei Buchstaben vor. Heute heißt der Macintosh "iMac". Die Erinnerung an die revolutionäre Maschine bleibt.

Siehe dazu auch

(Ben Schwan) / (vbr)