Branche fordert von Fernsehsendern mehr Einsatz für HDTV

Ferdinand Kayer, Chef des Satelliten-Betreibers SES Astra, appellierte an die ARD, Serien wie den Tatort endlich in hochauflösender Fernsehqualität zu senden und somit Dampf bei der Digitalisierung zu machen.

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Auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin plädierten Branchenvertreter am Montag für stärkere Anstrengungen insbesondere der öffentlich-rechtlichen Sender bei der Einführung hochauflösenden Fernsehens (HDTV). Mittlerweile seien 95 Prozent der verkauften Fernsehgeräte für die Ausstrahlung von Bildern in High Definition (HD) vorbereitet, sagte Ferdinand Kayer, Chef des Satelliten-Betreibers SES Astra, auf dem Forum Medienpolitik der Elektronikschau unter dem Funkturm. Wenn endlich mehr Sendungen in HD-Qualität ausgestrahlt würden, werde auch die Zahl der für den Empfang digitaler Programme nötigen Set-Top-Boxen rasch ansteigen. "Bringen Sie den Tatort in HD", appellierte der Luxemburger an die ARD. Ganze Serien der Öffentlich-Rechtlichen müssten in dieser Form gesendet werden, "nicht nur drei Showcases". SES Astra habe seit vier Jahren eine Rolle als Initiator für technische Standards gespielt, jetzt seien die Programmveranstalter gefordert.

ZDF-Intendant Markus Schächter hielt dagegen an der Strategie fest, von dem Olympischen Winterspielen in Vancouver im Februar 2010 an HDTV in den Regelbetrieb im eigenen Haus und bei der ARD gehen zu lassen. Bis dahin bleibe es bei einzelnen herausgehobenen Übertragungen in hochauflösender Qualität, "um den Mehrwert zu demonstrieren". Mit dem "Henne-Ei-Problem" bei HDTV werde er seit einer ersten Demo von Sony 1988 "genervt". Aber erst hätten die Sender hierzulande die Digitalisierung auf die Reihe bringen müssen, dann den Umstieg auf das Format 16:9. Derzeit gehe es darum, die Mediathek über den digitalen Antennenfunk DVB-T online zu schalten und somit "für den Fernsehschirm nutzbar zu machen". Zudem hätten die Privatsender "HD geschadet", da sie erst groß den Einstieg in das neue digitale Bilderzeitalter angekündigt, dann aber "sang- und klanglos wieder fallen gelassen" hätten.

"Wir sehen uns nicht in Verzug", betonte auch der ARD-Vorsitzende Fritz Raff. "Zug um Zug" gehe es weiter bei der Realisierung von HDTV, wobei unter enormen Aufwand zunächst der gesamte Produktionsbetrieb umgestellt werden müsse. Vom Herbst an werde die ARD aber einen entsprechenden Programmvorrat aufbauen, um reine Inselsendungen in HD zu vermeiden. Philips-Deutschlandchef Hans-Joachim Kamp rief dagegen nach einem rundem Tisch, um raschere Lösungen für HDTV zu finden. Auch Gerhard Schaas, Entwicklungschef bei Loewe, monierte, dass Deutschland bei der HDTV-Verbreitung knapp hinter Albanien liege. Wenn der Digitalisierungsgrad beim Fernsehen insgesamt nicht rasch steige, "muss eine Regulierung in Betracht gezogen werden".

Der Sprecher des Berliner Senats, Richard Meng, sah dagegen keinen Bedarf für ein Eingreifen der Politik. Bei den Kosten für den TV-Konsum und die dafür benötigte Ausrüstung "sind wir an einer gewissen Grenze angekommen", meinte er. Das Fernsehen drohe, "bald kein Medium mehr für alle zu sein". Die Politik habe daher nicht vor, die Kosten für die Digitalisierung in Richtung Kundschaft zu verlagern. Man könne höchstens Wege öffnen für Gespräche zwischen allen Beteiligten. (Stefan Krempl) / (jk)