Kernel-Log: 2.6.26-rc1 beendet heiße Entwicklungsphase, Fortschritte bei Radeon-Treibern

Die erste Vorabversion von 2.6.26 sollte alle größeren Neuerungen der nächsten Kernel-Version bereits enthalten. Entwicklerzweige der verschiedenen Radeon-Treiber bieten 3D-Unterstützung auf R500-Karten (Radeon 1000-Serie).

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Nach etwas mehr als den eigentlich vorgesehenen zwei Wochen hat Linus Torvalds mit der zum Wochenende erfolgten Veröffentlichung des Kernels 2.6.26-rc1 den zu Beginn jedes Entwicklungszyklus liegenden Zeitraum beendet, in dem die Entwickler die größten Neuerungen für die jeweils nächste Kernel-Version in das Quellcodeverwaltungssystem einpflegen. Laut dem Diffstat über die zirka 7500 Commits bringt die erste Vorabversion von 2.6.26 etwas weniger Änderungen als die zwei vorangegangenen Kernel-Versionen in diesem Stadium enthielten – beide hatten neue Größenrekorde beim Umfang der von den Entwicklern vorgenommenen Änderungen aufgestellt. Torvalds erwähnt in seiner Freigabemail zum RC1, dass seiner Ansicht nach diesmal etwas weniger gruselige Änderungen eingepflegt wurden, als sonst in letzter Zeit der Fall war ("[...] we had somewhat less scary stuff going on than has been almost the rule lately.").

Dabei hatte der Linux-Vater unter anderem seine alte Abneigung gegenüber Kernel-Debuggern aufgegeben und mit KGDB einen solchen aufgenommen. Weniger die Fehlersuche erleichtern sondern etwas die Performance verbessern soll hingegen die die Unterstützung für PAT (Page Attribute Tables), über die sich das Caching-Verhalten moderner Prozessoren beeinflussen lässt. Hinzu stießen ferner Readonly-Bind-Mounts, Unterstützung für UDF 2.60 sowie zahlreiche Verbesserungen für die Virtualisierungslösungen KVM und Xen. Wie immer gab es auch viele Änderungen an Treibern und der sie umgebenden Infrastruktur, die laut Torvalds für fast 40 Prozent der Quellcodeanpassungen bei 2.6.26-rc1 verantwortlich sind. Unter anderem gab es Verbesserungen für die Unterstützung von IEEE-802.11n sowie zahlreiche neue und überarbeitete Video-4-Linux- und Audio-Treiber. Nach einem kurzen Intermezzo während der 2.6.25-Entwicklung fand ferner der Code für die PCI-Express-Stromspartechnik Active State Power Management (ASPM) erneut den Weg in den offiziellen Kernel.

In den kommenden Wochen bis zur für Ende Juni oder Anfang Juli erwarteten Freigabe von Linux 2.6.26 dürfte Torvalds wie üblich ungefähr wöchentlich neue Vorabversionen veröffentlichen; für diese nimmt er nur mehr kleinere Änderungen und Fehlerkorrekturen auf. Einige Nachzügler, kleinere neue Treiber und wenig invasive Neuerungen finden aber häufig auch noch kurz nach Schließen des Merge Window noch den Weg in den Hauptentwicklerzweig – so integrierte der Linux-Vater nach der Veröffentlichung von 2.6.26-rc1 bereits einige KVM-Patches. Sie bringen unter anderem Unterstützung für Intels Extended Page Tables (EPT), die der noch in nicht eingeführte Nehalem-Prozessor bieten soll. Andrew Morton arbeitet indes daran, seinen -mm-Tree so umzustellen, dass er auf die im Februar gestartete Kernel-Serie linux-next aufbaut.

Die Entwickler der freien Treiber für Radeon-Grafikkarten meldeten am Wochenende wieder einige kleinere Fortschritte. So integrierte der bei AMD beschäftigte Alex Deucher laut seinem Blog den von Dave Airlie verwalteten Code zur Unterstützung von DRI (Direct Rendering Infrastructure) bei mit R500 ausgestatteten Grafikkarten in einen speziellen Mesa-Entwicklerzweig. Zum Testen von 3D-Beschleunigung auf den mit diesen Chips ausgestatteten Karten der Radeon-1000-Serie braucht man zusätzlich spezielle Versionen der Treiber radeon oder radeonhd – einen solche hatten die Entwickler von radeonhd erst kurz zuvor veröffentlicht. Dave Airlie verkündete derweil in seinem Blog, einen Bug in Mesa gefunden und beseitigt zu haben, sodass nun auch auf den Mainboard-Chipsätzen RS480/RS690 Desktop-Effekte mit Compiz und dem Radeon-Treiber arbeiten.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open. (thl)