Quo vadis, Telecomriesen?

Die TK-Branche fürchtet sich vor dem Umbruch und fordert Änderungen bei der Regulierung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 35 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Die Telekommunikationsbranche geht offensichtlich schweren Zeiten entgegen. Von "Kostenkrieg" und "Überlebenskampf" der Großkonzerne ist die Rede, während im Management eifriges Stühlerücken herrscht. Die Lage gilt als ernst, schreibt das Technologiemagazin Technology Review in einer ausführlichen Analyse zum TK-Markt in seiner Online-Ausgabe. Wenn die Preise für Telefon, Internet und Mobilfunk in Deutschland weiter fielen, warnte die Unternehmensberatung McKinsey in einer Anfang Mai 2008 veröffentlichten Untersuchung, könnten die Unternehmen nur schwer die nächste Generation der Breitband-Infrastruktur finanzieren. Es bedürfe neuer regulierender Rahmenbedingungen in Deutschland, meinten die Experten, und der öffentliche Sektor müsse große Infrastrukturprojekte vorantreiben.

Im Klartext: Der Staat soll Untergrenzen für die Preise festlegen und Steuergelder in Großprojekte investieren, um den Telekommunikationsunternehmen zu helfen. Andernfalls würden die Umsätze bis 2020 um mehr als ein Drittel schrumpfen. Auch hier also, ähnlich wie im Bereich maroder Finanzinstitute, eine Abkehr von der bislang vertretenen Ideologie des sich selbst regulierenden freien Marktes und die Forderung nach Staatsinterventionen.

Dabei sieht die internationale Entwicklung für die Branche eigentlich gar nicht so schlecht aus: Von 2001 bis 2007 stieg die Zahl der Festnetzanschlüsse weltweit von gut einer Milliarde auf 1,32 Milliarden. Allerdings konzentrierten sich 85 Prozent des Wachstums auf China, Indien, Afrika und Lateinamerika. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Mobilfunkkunden von 960 Millionen auf 3,25 Milliarden. Dieser Sprung um fast 2,3 Milliarden fand aber zu 50 Prozent in den aufstrebenden Regionen statt. Auf einem Großteil des Planeten hat das Handy den Urbanisierungsprozess begleitet und vollzog sich mit derselben Dynamik.

Insbesondere die Konkurrenz der chinesischen Newcomer-Konzerne setzt die etablierten Konzerne unter Druck: Ericsson-Chef Carl-Henric Svanberg erklärte gegenüber der Financial Times, dass die Aggressivität von Huawei und ZTE zu einer jährlichen Preissenkung von 10 bis 15 Prozent bei den Telefonapparaten zwinge. Im Dezember vergangenen Jahres beispielsweise hatte Huawei im dritten Jahr in Folge einen bedeutenden Dienstleistungsauftrag der Saudi Telecom erhalten. Das in der Sonderwirtschaftszone Shenzen nahe Hongkong angesiedelte Unternehmen soll mit zusätzlichen Geräten für Entlastung zu den Spitzenzeiten des Telefonverkehrs sorgen, die alljährlich anlässlich der massenhaften Wallfahrt moslemischer Pilger nach Mekka für große Probleme sorgen.

Die gesamte Analyse zum TK-Markt in Technology Review online:

(bsc)