Angetestet: Xbox One gegen PS4

Zum Verkaufsstart der Xbox One haben wir Microsofts neue Konsole angetestet und mit der Verkaufsversion der PS4 verglichen.

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Inhaltsverzeichnis

Pünktlich zum Verkaufsstart haben auch wir eine Xbox One gekauft und mit zahlreichen Spielen ausprobiert. Zum Vergleich hatte uns Sony eine finale Retail-Version der PS4 geschickt, sodass wir beide Kontrahenten unter verschiedenen Aspekten gegeneinander antreten lassen konnten. Hier sind unsere ersten Eindrücke und Messungen:

Xbox One gegen PS4 (11 Bilder)

Die Xbox One wirkt im Vergleich zur PS4 mit ihrem klobigen Gehäuse, der Kamera und dem externen Netzteil wie eine Multimedia-Hydra.

Die PS4 ist in etwa so groß wie die zweite Hardware-Revision der PS3. Das Netzteil befindet sich intern und die Konsole lässt sich horizontal wie vertikal aufstellen. Durch die geringen Abmessungen kann man sie problemlos in einem Rucksack transportieren. Das Ganze macht einen schicken und schlanken Eindruck und lässt sich auch unter engeren Platzverhältnissen bequem platzieren.

Die Xbox One wirkt dagegen äußerst klobig. Trotz des größeren Gehäuses ist das Netzteil ein externes. Hinzu kommt die Kinect-Kamera, die mit einem dicken langen Kabel an der Konsolenrückseite angeschlossen wird. Solide verarbeitet wirkt die neue Xbox. Doch zu transportieren ist sie mit ihrem Netzteil und der Kamera deutlich schlechter und passt nur in wirklich große Reiserucksäcke. Zudem lässt sie sich nur horizontal aufstellen und oben drauf darf man nichts stellen, weil die Lüftungsschlitze freibleiben müssen.

Der PS4-Controller ist etwas größer als das Vorgängermodell, liegt klasse in der Hand und erlaubt überaus präzise Steuerungsmanöver. Auch das neue Touchpad ist gut erreichbar. Der Controller hat einen internen, nicht wechselbaren Akku, der mit dem beiliegenden USB-Kabel an der Konsole geladen werden kann. An der Front leuchtet der Controller bunt, was jedoch ohne die separat für 50 Euro erhältliche Playstation-Kamera keine Funktion hat. Ein interner Lautsprecher kann Spielgeräusche wiedergeben. Die Vibrationsmotoren in den Henkeln scheinen mehr Kraft zu entwickeln als im Vorgängermodell.

Microsofts Controller scheint gegenüber dem Vorgängermodell nur wenig verändert. Auch hier reagieren die Knöpfe etwas knackiger als zuvor. An der Front blinken kleine rote Lämpchen und zeigen der Kinect-Kamera die Position. Microsoft verzichtet weiterhin auf einen Akku und ein Ladekabel. Zwei Mignon-Batterien werden zum Betrieb des Controllers benötigt und mitgeliefert.

Im Vergleich gefällt uns der PS4-Controller etwas besser: Er liegt angenehmer in der Hand und reagiert auf Eingaben etwas präziser.

Bei der PS4 wird keine mitgeliefert, sodass wir sie noch nicht testen konnten. Die PS4-Kamera arbeitet nicht mit Infrarot-Licht, sondern zwei RGB-Sensoren. Dadurch kann sie bei schummriger Beleuchtung schlechter sehen. Sony hat eine kleine Demo-Software namens Playroom auf der PS4 vorinstalliert, die die Kamera- und Gamepad-Funktionen demonstriert. Erste Funktionen sollen ein Einschalten der Konsole auf Zuruf und den Login per Gesichtserkennung ermöglichen. Online-Spieler berichteten, dass sie das Mikrofon der Kamera nicht ausschalten können, und durch das offene Mikro alle Online-Mitspieler und -Beobachter hören konnten, was im Raum passiert. Vermisst haben wir die Kamera nicht, es klappt auch wunderbar ohne.

Die Kinect-Kamera tastet das Zimmer mit Infrarotsensoren ab und erkennt Spieler auch im Dunkeln. Im Bereitschaftsmodus kann die Kamera die Xbox per Zuruf "Xbox einschalten" aktivieren. Die Sprachnavigation im Menü ist allerdings unzuverlässig und gewöhnungsbedürftig: Mal funktionierte sie und reagierte auf unsere Sprachkommandos, mal schien sie überhaupt nicht zu verstehen oder interpretierte die Befehle falsch – die Quote lag etwa bei Fifty-Fifty. Nach zehn Minuten gaben wir genervt auf und griffen wieder zum Controller. Immerhin: Stöpselt man die Kamera ab, ist die Xbox One nicht beleidigt, sondern zeigt nur rechts oben am Bildschirm an, dass die Kamera nicht angeschlossen ist. Die Navigation funktioniert mit dem Gamepad deutlich zuverlässiger und schneller. Nur zu gerne hätten wir eine günstigere Xbox One ohne Kinect erstanden.

Vom Auspacken der PS4 bis wir in Killzone den ersten Kugeln der Hellghast ausweichen mussten, verging kaum eine Viertelstunde. Die PS4 verlangt beim ersten Anschluss ans Internet ein etwas über 300 MByte großes Firmware-Update auf Version 1.51 (das man gegebenenfalls erst einmal überspringen kann). Man muss auch kein Nutzerkonto anlegen, sondern kann zunächst als ein lokaler "User 1" loslegen und das Konto später mit seinem PSN-Account verknüpfen. Legt man die Spiele-Disc ein, kopiert das System im Hintergrund die Daten auf die Festplatte (immerhin 33 GByte) und lädt ein Update aus dem Netz. Das Ganze geht aber relativ flott und ohne lästige Verzögerungen. Man kann bereits spielen, auch wenn die Festplatteninstallation noch nicht abgeschlossen oder das Update noch nicht fertig geladen ist. Die von der PS3 bekannten Verzögerungen sind passé.

Bei der Xbox One muss man deutlich mehr Geduld aufbringen. Fast eine dreiviertel Stunde verging vom Öffnen des Kartons bis wir endlich in Ryse Barbaren verdreschen konnten. Beim ersten Einschalten der Konsole muss zwingend ein 507 MByte großes Update geladen werden, sonst geht nichts. Danach muss man sich mit seinem Microsoft-Account anmelden. Hat man an dieser Stelle sein Passwort vergessen, kommt man weder weiter noch zurück, bis man es an einem Rechner auf der Webseite von Microsoft sein Passwort zurückgesetzt hat. Danach muss man die Kinect-Kamera kalibrieren. Bei uns stand sie zu dem Zeitpunkt auf der Konsole, meckerte aber wegen der Lüftergeräusche, es sei zu laut im Raum, um die Mikrofone zu kalibrieren.

Die Spiele verlangen bei der ersten Installation riesige Updates. Ryse lud 1,1 GByte, Zoo Tycoon 3 GByte und Forza Motorsport 5 sogar 6 GByte an Daten nach. Anschließend folgt die Installation des Spiels auf Festplatte. Auch hier kann das Spiel bereits beginnen, bevor alle Daten kopiert wurden. Allerdings dauert dies deutlich länger als bei der PS4. Rund zehn Minuten muss man vom ersten Einlegen der Disc einplanen, bis das Spiel endlich losgeht – da ist inzwischen selbst die Wii U flotter. Beendet man ein Spiel, bevor alle Daten auf der Platte sind, meldet die Xbox One zudem mit blinkenden Popup-Meldungen, dass die Installation nicht abgeschlossen sei.

Während die PS4 also insgesamt etwas flotter reagiert als die PS3, muss man bei der Xbox One erheblich mehr Geduld aufbringen als noch bei der Xbox 360. Das gilt auch nach an anderen Stellen: Während die PS4 in knapp 30 Sekunden bootet, benötigt die Xbox One 70 Sekunden. Im Schnell-Modus schafft sie es in 12 Sekunden, aber dafür steigt dann die Stromaufnahme im Standby auf knapp 20 Watt. Beim normalen Laden benötigt Ryse 25 Sekunden bis zum Haupmenü und weitere 70 Sekunden, bis ein Level geladen ist. Killzone schafft das auf der PS4 in weniger als der halben Zeit: Nach 10 Sekunden ist das Hauptmenü da, nach weiteren 32 Sekunden steht man im Level.

Das PS4-Menü wirkt aufgeräumt und erinnert an eine erweiterte X-Media-Bar von der PS3. Dessen Nutzer finden sich gleich zurecht. Weitere Infos zu den Spielen bekommt man über die Optionstaste am Controller, darunter auch hinweise, was ein Patch in einem Spiel verbessert hat und wie viel Platz ein Spiel auf der Festplatte belegt. Installationen und Updates laufen im Hintergrund, ohne dass der Anwender viel davon mitbekommt. Insgesamt läuft alles flüssig und übersichtlich.

Das Xbox-One-Menü orientiert sich an den Windows-8-Kacheln. Weil immer mehrere zugleich auf dem Bildschirm blinken, wirkt die Oberfläche überfrachtet. Zudem läuft das Umschalten zwischen den Anwendungen etwas träge. Unsere Sprachkommandos wurden häufig nicht erkannt oder falsch interpretiert. Das Multitasking erschwert die Übersicht. Wir mussten erstmal suchen, bis wir die Option fanden, mit der wir eine seitlich angedockte App am rechten Rand wieder schließen konnten. Alles in allem wirkt die Menüoberfläche unnötig aufgebläht und daher wenig intuitiv.

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Hier ist bei der PS4 noch nicht viel zu holen. Audio-CDs spielt sie nicht ab, ebenso wenig 3D-Blu-ray-Filme, nur DVDs und 2D-Blu-ray-Filme klappen. Der Online-Store ist in Deutschland noch nicht verfügbar und wird erst zum Verkaufsstart am 29. November eröffnet.

Die Xbox One schießt schon aus vollen Rohren und bietet ein großes Angebot an Download-Filmen zum Leihen und Kaufen sowie Musik-Streaming an. Ebenso lassen sich Spiele als Download kaufen. Anders als bei der Xbox 360 gibt es aber offenbar keine kostenlosen Demo-Versionen mehr. Wir fanden nur vereinzelte Trailer. Zum Abspielen von Audio-CDs, DVD- und 2D-Blu-ray-Filmen bietet Microsoft kostenlose Apps zum Download an, 3D-Blu-ray-Filme werden bislang aber ebenfalls nicht unterstützt.

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Auf der PS4 lassen sich PSN-Konten mit Facebook verknüpfen. Wer möchte, kann unter seinem Realnamen auftreten und so einfacher seine Freunde finden. Einen guten Eindruck macht der Streaming-Dienst, bei dem man sich in laufende Partien anderer Spieler live als Beobachter und Zuhörer einklinken kann.

Die Xbox One bietet bislang keine direkte Verknüpfung mit Facebook, auch das Live-Streaming von Spielen ist bislang noch nicht möglich.

Auf beiden Konsolen muss man ein Playstation-Plus- oder Xbox-Live-Abo abschließen, wenn man online mit anderen spielen will. Kosten: Etwa 50 bis 60 Euro pro Jahr.

Die PS4 liegt etwas unter dem Niveau der PS3. Bei ruhendem Hauptmenü rauscht der Lüfter mit 0,5 Sone, die unter Belastung im Spiel (gemessen bei Killzone) auf 1,1 Sone steigen – die Drehzahl schwankt während der Spiele, sodass sich der Rauschpegel immer wieder verändert. Im Bereitschaftsmodus, wenn die PS4 Daten empfangen und den Controller per USB laden kann, dreht der Lüfter auch, ist mit unter 0,1 Sone aber nur wahrnehmbar, wenn man das Ohr direkt in die Nähe des Lüftungsschlitzes hält.

Die Xbox One ist lauter als die PS4, wenn auch deutlich leiser als die ersten Xbox-360-Konsolen. Bei ruhendem Menü liegt sie bei 0,8 Sone, die bis auf 1,5 Sone ansteigen, wenn die Prozessoren bei Ryse auf Hochtouren laufen. Mit dazu bei tragen die Kamera und das Netzteil, in denen ebenfalls Lüfter eingebaut wurden. Der Netzteillüfter bleibt sogar im Bereitschaftsmodus (schnelles Aufwachen, Hintergrundladen von Daten) aktiv und lärmt mit 0,7 Sone.

Zum Abspielen von Musik rauschen beide Geräte zu laut. Beim Spielen ist dies tolerabel, bei Filmen würden wir auf andere, weniger rauschende Abspielgeräte zurückgreifen.

Die höhere Rechenleistung des Grafikchips der PS4 schlägt mit einer im Vergleich zur Xbox One etwa um 20 Watt höheren Leistungsaufnahme zu Buche. Bei ruhendem Menü maßen wir 89 Watt, die im Spiel auf 147 Watt anstiegen. Schaltet man für den Standby den Bereitschaftsmodus ein, so genehmigt sich die PS4 für die Versorgung des USB-Anschlusses und des Netzwerkchips rund 14 Watt, verzichtet man darauf, so liegt die Standby-Aufnahme bei lediglich 0,7 Watt.

Im Betrieb ist die Xbox One etwas genügsamer. Bei ruhendem Hauptmenü zieht sie 68 Watt, im Spiel bis zu 123 Watt. Allerdings genehmigt sie sich im Bereitschaftsmodus (schnelles Aufwachen und Aufwecken per Sprachkommando über die Kinect-Kamera) rund 19 Watt. Schaltet man die Funktionen aus, begnügt sie sich mit 0,4 Watt.

Den Bereitschaftsmodus sollte man sollte man also bei beiden Konsolen ausschalten, will man Überraschungen auf seiner nächsten Stromrechnung vermeiden. Ärgerlicherweise werden Nuzter beim Setup nicht über den erheblich höheren Strombedarf im eingeschaltetem Bereitschaftsmodus aufegeklärt, sodass viele Spieler diesen unbedarft aktivieren dürften.

Auf der PS4 zeigt "Killzone – Shadow Fall", was in der Konsole steckt. Der Bildaufbau ist butterweich und erreicht im Mehrspielermodus 60 Bilder pro Sekunde. Beeindruckend sich die Lichteffekte mit gleißenden Sonnenstrahlen und die Blicke in die weiten Landschaften. Auch die Kantenglättung ist sauber. Die Mimik der Figuren kann indes nicht überzeugen. Sie wirkt steif und vermittelt keinerlei Emotionen. Zudem ist die deutsche Sprachfassung nicht lippensynchron. Viel Licht und Schatten also. Spielerisch macht der Titel einen guten Eindruck: Die Gegner sind knackig und die weitläufigen Level laden zur Erkundung ein.

"Ryse – Son of Rome" von Crytek sieht da wesentlich besser aus. Während die Licht- und Shader-Effekte in der gleichen Liga wie Killzone spielen, punktet die Römerschlacht vor allem mit seinen aufwendigen Animationen und der detaillierten Mimik der Darsteller. Kamerafahrten setzen die Schlachten kinoreif in Szene. Allerdings beschränkt sich das Spiel größtenteils auf immer gleiche Schwertkämpfe, die wenig Spaß machen und schnell eintönig werden. Auch Microsofts Rennspiel "Forza 5" sieht mit seinen detaillierten Texturen und Lichteffekten klasse aus, zudem läuft es butterweich mit 60 fps.

Das Manko der geringeren Rechenleistung des Grafikchips hat Microsoft zumindest bei seinen Starttiteln durch die Programmierung ausgleichen können. Die übrigen Titel von Electronic Arts, Activision, Ubisoft und Take 2 konnten wir noch nicht ausreichend auf beiden Systemen vergleichen, allerdings erwarten wir hier allenfalls marginale Unterschiede.

Die PS4 ist kleiner, schlanker und macht wegen ihrer kürzeren Ladezeiten einen flinkeren Eindruck als die im Vergleich klobig und schwerfällig wirkende Xbox One, die die Geduld der Spieler mit langen Installations- und Ladezeiten auf die Probe stellt. Deren Kinect-Steuerung wirkt bisher wie ein unnötiger Ballast. Auch bei der Bedienoberfläche wirkt die PS4 einfacher und klarer, die Xbox One hingegen überfrachtet. Sonys PS4 ist zwar etwas leiser als die auch aus dem Netzteil und der Kamera rauschende Xbox One, dafür nimmt sie etwas mehr Strom auf. Der Bereitschaftsmodus beider Konsolen nimmt immens viel Energie auf und sollte in den Werkseinstellungen deaktiviert sein, was leider nicht der Fall ist.

Die höhere Leistungsfähigkeit des Grafikchips kann die PS4 den ersten Exklusivtiteln nach zu urteilen jedoch nicht ausspielen. Cryteks Ryse mag zwar wenig Spaß machen, sieht jedoch beeindruckend gut aus. Dank der besseren Mimik gefällt uns die Grafik sogar besser als die von Killzone, dessen Figuren steif wirken. Beim Multimedia-Angebot hat die Xbox leicht die Nase vorn, allerdings rauschen beide Konsolen so laut und nehmen so viel Leistung auf, dass sie als Abspielgeräte für Filme und Musik eh nur zweite Wahl sind. Zum aktuellen Zeitpunkt würden wir deshalb der PS4 den Vorzug geben – nicht nur weil sie 100 Euro günstiger ist, sondern weil sie sich stärker auf ihre eigentliche Aufgabe konzentriert: Die Spiele. (hag)