EuroMold: 3D-Drucker für große Vorhaben

Zwar sind die günstigen 3D-Drucker auf der Messe von Jahr zu Jahr zahlreicher vertreten – die EuroMold bleibt aber trotzdem eine echte Industriemesse. Und auch die Hersteller von Druckern der Investitionsgüterklasse haben wieder viel zu zeigen.

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Von
  • Peter König

Der ProJet 4500 von 3D Systems druckt Kunststoffteile mit beliebigen Farbverläufen, Oberflächentexturen und Mustern.

(Bild: 3D Systems)

Manchmal scheint auch die Welt des 3D-Drucks ganz einfach und logisch zu sein. Zum Beispiel: Was kommt wohl heraus, wenn der Kunststoff-3D-Drucker-Spezialist 3D Systems den Hersteller Z Corporation übernimmt, der den Vollfarbdruck in Gipspulver patentiert hat? Richtig: Auf einmal ist Druck in beliebigen Farben und in feinen Übergängen auch in Kunststoff möglich. Für solche Teile hat 3D Systems sein Modell ProJet 4500 entwickelt und auf der Fachmesse EuroMold erstmals vorgeführt.

Mit dem ProJet 1200 gibt es auch von 3D Systems einen Stereolithografiedrucker im Espresso-Vollautomaten-Format. Das Telefon gehört nicht dazu, es ist als Größenvergleich gedacht.

Der ProJet 4500 ist nur eine in einer ganzen Reihe neuer Maschinen bei 3D Systems: Der ProJet 5500X druckt mehrere Materialien gleichzeitig, ProX 500 und 950 sollen besonders genau und schnell arbeiten. Und mit dem ProJet 1200 stößt 3D Systems in eine ungewohnte Richtung vor, hin zur Miniatur: Die Maschine ist für besonders feine und filigrane Guss-Urmodelle gedacht und erzeugt über Stereolithografie Werkstücke in einer maximalen Größe von lediglich 43 mm × 27 mm × 180 mm in 0,03 mm dünnen Schichten aus einem speziellen grünen Kunstharz. Passend zum kleinen Bauraum ist die Maschine selbst recht kompakt und findet auf einem Schreibtisch Platz – ähnlich wie die ebenfalls auf der Messe vertretenen Geräte S30 des deutschen Herstellers Rapid Shape oder Form 1 von Formlabs. Auch der Preis für den ProJet 1200 liegt etwa zwischen den beiden genannten Maschinen: Er wird mit knapp 5000 US-Dollar angegeben.

Voxeljet-Drucker verarbeiten Pulver und können ganze Raumwände in fantastischen Formen am Stück fertigen.

Die Firma Voxeljet hingegen kann besonders gut in groß. Der neue Pulverdrucker VX2000 fertigt Objekte bis zu zwei Kubikmetern Größe und wiegt selbst fünf Tonnen. Laut Hersteller ist er der größte 3D-Drucker, der bisher auf der EuroMold gezeigt wurde. Die Maschinen von Voxeljet fertigen Objekte aus Kunststoffpulver oder einem speziellen Quarzsand; mit ihnen kann man ganze Rauminstallationen drucken. Zur Demonstration schmückt ein Stück aus dem Projekt "Digital Grotesque" der Architekten Michael Hansmeyer und Benjamin Dillenburger die Schmalseite des Messestands auf der EuroMold.

Diese Orangenhälfte ist aus lauter Schichten bedruckten, verklebten und zugeschnittenen Papiers zusammengesetzt.

(Bild: Mcor)

Mcor Technologies aus Irland meldet zwar keinen neuen Drucker, aber das Modell Iris soll jetzt doppelt so schnell arbeiten wie bisher. Das ist insofern erstaunlich, weil in der Maschine eine ziemlich komplizierte Mechanik steckt, die durch die Drucktechnik bedingt ist, denn Mcor baut Werkstücke aus Stapeln gewöhnlichen 80-Gramm-Büropapiers zusammen. In verschiedenen Arbeitsgängen werden einfarbige oder speziell für das Modell über Tintenstrahldruck vorbereitete Blätter in Form der aktuellen Modellschicht mit Klebstoff bestrichen, auf dem bereits zusammengefügten Papierstapel platziert und angepresst. Anschließend schneidet ein maschinell geführtes Messer die Kontur der gerade hinzugefügten Papierschicht. So entstehen farbige Modelle, die zum Schluss noch durch ein Bad in flüssigem Kunstharz gehärtet werden. Sollen die Objekte später lackiert oder bemalt werden, kann sogar bereits bedrucktes Papier als Rohmaterial wiederverwendet werden. Die Mcor-Maschinen soll man in Deutschland über Formicum und 3D-Picture.net beziehen können.

Das System EOS M 400 fertigt Metallteile bis zu einer Größe von 40 Zentimetern in jeder Dimension – hier beispielsweise einen Ölabscheider.

(Bild: Formula Student, Rennteam Universität Stuttgart)

Die EOS GmbH (Electro Optical Systems) hat nicht nur die schnelle Herstellung von Prototypen im Blick, ihre Anlagen sind auch für die additive Fertigung von Serien gedacht. Spezialität des Hauses sind Laser-Sintermaschinen für verschiedene Kunststoffe, Metalle und Gussformsand. Auf der Messe stellt die Firma das EOS P 396 Produktionssystem für die Herstellung von Kunststoffteilen vor, das Objekte bis zu einer Größe von 34 cm × 34 cm × 60 cm fertigt und dabei schneller und bis zu 30 Prozent günstiger arbeiten soll als der Vorgänger, was bei Prototypen vielleicht nicht so wichtig ist, aber in der additiven Serienfertigung durchaus zu Buche schlägt. Für die Metallverarbeitung hat EOS als Neuheit das modulare System EOS M 400 zu bieten, das aus einer Prozess- und einer Rüststation besteht und gut in automatisierte Produktionsvorgänge einbinden lassen soll.

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Auch der Hersteller Stratasys macht auf der Messe von sich reden – allerdings nicht nur mit seiner Neuheit, jetzt auch Nylon als Rohmaterial in seinen FDM-Druckern verarbeiten zu können, was besonders elastische, aber feste Teile ergeben soll. Thema ist auch – besonders bei den Anbieter günstiger Maschinen – die Diskussion um Patente des Herstellers in Bezug auf die FDM-Technik.

Zu den Neuigkeiten von der EuroMold siehe auch:

(pek)