Schulpsychologe sieht Gewaltspiele als größten Risikofaktor für Gewaltkriminalität

Der Konsum gewalthaltiger Computerspiele birgt nach Erkenntnissen des Münchner Psychologen Werner Hopf das größte Risiko für Delikte wie Prügeln, Vandalismus, Mobbing oder Automatenaufbrüche.

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Konsum von Mediengewalt ist nach Erkenntnissen des Münchner Schulpsychologen Werner Hopf noch vor familiärer Armut, Eltern-Kind-Beziehungen oder einem besonderen Lebensumfeld der stärkste Risikofaktor für Gewaltkriminalität. An erster Stelle stehen hier Computer-Gewaltspiele, hat laut dem Magazin Geo Wissen eine bislang unveröffentlichte Untersuchung ergeben, bei der Hopf über zwei Jahre lang das Verhalten von 653 Schülern untersucht hat.

Während der Untersuchung habe sich gezeigt, dass Videospiele die bedeutsamste Ursache für Delikte wie Prügeln, Vandalismus, Mobbing oder Automatenaufbrüche seien, noch vor gewalthaltigen Fernsehsendungen und Horrorfilmen. Außerdem wirke sich ein starker Konsum von Gewaltmedien negativ auf die Englisch- und Deutschnoten aus. Das Magazin verweist hier auf eine Studie des Aggressionsforschers Craig Anderson von der Iowa State University aus dem Jahr 2007, laut der Gewaltspiele auf Platz zwei der Risikofaktoren für Kriminalität stehen – übertroffen nur von der Mitgliedschaft in einer Gang.

Anderson, den auch Hopf in seinen Arbeiten zitiert, forscht schon seit einigen Jahren an diesem Thema. So hat er im Jahr 2000 anlässlich der Massaker von Jugendlichen an US-Schulen 35 Studien aus dem Jahr 2000 ausgewertet. Dabei wurden mehr als 4000 Kinder und Erwachsene zu den Auswirkungen von brutalen Spielen befragt. Das Ergebnis: Brutale Computerspiele können bei Kindern und Jugendlichen zu einem Anstieg der Agressionen führen.

Werner Hopf kritisierte (PDF-Datei) anlässlich des Massakers an einer Schule in Erfurt am 26. April 2002 die Unterhaltungsindustrie. Bei der freiwilligen Selbstkontrolle werde der "Bock zum Gärtner gemacht". Deutschland befinde sich in einer Entwicklung, in der sich neue Gewaltpotenziale auftun, meinte Hopf, und warnte vor "amerikanischen Verhältnissen".

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't-Hintergrund zur bisherigen Berichterstattung über die Diskussion um das Jugendmedienschutzrecht, Gewaltspiele, Verbotsforderungen und Beschränkungen für Jugendliche bei Spielen:

(anw)